KZ Auschwitz-Birkenau; Foto: Von Pimke - Eigenes Werk, CC BY 2.5 pl, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=762200

Archivbesuch in Freiburg: Zusammenbruch und Widerstand.

Drei schicksalhafte Ereignisse im fünften Kriegsjahr 1944 leiten die Schlussphase des Dritten Reichs ein. Niedergang und militärisches Scheitern verbinden sich mit Radikalisierung der NS-Herrschaft und beispielloser Gewaltentfaltung. Nach einer kurzen Einführung erhalten die Besucher und Besucherinnen die Möglichkeit, ausgewähltes Archivgut wie Kriegstagebücher, Lagekarten, Erinnerungsberichte oder Feldpostbriefe selbst zu entdecken und mit Archivaren und Historikern des Bundesarchives zu diskutieren.
Das Bundesarchiv, Abteilung Militärarchiv, ermöglicht anlässlich des 75. Jahrestags dieser Ereignisse zusammen
mit der Landeszentrale für politische Bildung und der Badischen Zeitung eine Spurensuche mit historischen
Originalunterlagen. Weiterlesen: 5123aff19_Widerstand1944_Freiburg
 

Dienstag 23. Juli 2019 jew. 19 – 21 Uhr
Bundesarchiv, Militärarchiv, Wiesentalstr. 10, 79115 Freiburg |Tel. 0761.47817-803, Email:
Die Teilnahme ist kostenlos, die Veranstaltungen können einzeln besucht werden
Die Teilnehmerzahl ist begrenzt, Anmeldung erbeten: 0800/222422460

Günner, Carl Hermann

Carl Hermann Günner wurde am 10. Juni 1881 in Offenburg, als Sohn der Köchin Sofie Günner, unehelich geboren und wohnte mit seiner Mutter in der Goldgasse 544. Als er am 21. Oktober 1905 Theresia Fischer aus Biberach heiratete, zog das junge Paar in die Spitalstraße 7. Günner war gelernter Buchbinder und eröffnete dort zunächst eine Buch-, Papier- und Schreibwarenhandlung, in der auch Lederwaren und Geschenkartikel vertrieben wurden. Bald erweiterte er das Geschäft um eine Buchdruckerei und Buchbinderei. 1911 verlegte Günner gar die „Offenburger Nachrichten“, das Anzeigenblatt für Offenburg und Umgebung. Stolz ließ er sich im Adressbuch von 1913/14 als „Buchbindermeister“ vermerken. Er hatte es also schon in jungen Jahren erstaunlich weit gebracht.

Nach dem Tod seiner Frau im Oktober 1927 verlegte Günner am 1. April 1929 Geschäft und Wohnung von der stillen Seitengasse an den Stadtbuckel in die Hauptstr. 87 (heute Volksbankfiliale). Im Oktober 1932 heiratete er Amalie Neininger aus Ettlingen. Aus beiden Ehen gingen keine Kinder hervor.

Während der Nazidiktatur geriet der erfolgreiche Geschäftsmann, der sich aus kleinen Verhältnissen emporgearbeitet hatte, plötzlich wegen seiner persönlichen Verhältnisse in Bedrängnis. Vermutlich wurde Carl Hermann Günner vom Landgericht Offenburg aufgrund des §175 („Schwulenparagraph“) verurteilt. Unterlagen über das Verfahren sind leider nicht erhalten. Am 9. Februar 1944 wurde er ins KZ Natzweiler deportiert und dort unter der Bezeichnung „homosexuell“ geführt. Schon bei der Einlieferung war sein Gesundheitszustand nicht gut und er galt als „beschränkt einsatzfähig“. Sieben Monate später, im September 1944, verlegte man ihn ins KZ Dachau. Der Winter im KZ  dürfte seine Gesundheit vollends ruiniert haben. Am 8. Februar 1945 wurde Günner in das Krankenrevier des KZs eingeliefert und starb dort am folgenden Tag angeblich auf Grund von Herz- und Kreislaufversagen infolge einer Bauchspeicheldrüsenblutung.

Nach dem Krieg führte Günners Witwe das Geschäft in der Hauptstraße noch einige Jahre weiter. 1956 steht Amalie Günner zum letzten Mal im Adressbuch, allerdings nur noch als Privatperson. Sie starb am 21. März 1957 im Alter von 62 Jahren.

Da Carl Hermann Günner seinen ersten Vornamen in den von ihm geschalteten Annoncen stets mit „C“ statt mit „K“ schreiben ließ, obwohl er im Melderegister und im Adressbuch mit „Karl“ geführt wurde, hat man die von ihm bevorzugte Schreibweise seines Namens auf dem Stolperstein  beibehalten.
 
Der Stein wurde auf Initiative des Vereins OGays e.V. gesetzt.  
 

Stolpersteine für Offenburg, Hrsg.: Gerda Maria Lüttgen, 2013
Stolperstein: Hauptstraße 87

Olga Maryanovska, Monika Rachel Raija Miklis, Wolfgang Kossmann, Maja Kobzarev, Yaël Teschemacher, Carola Grasse, Noemì Wertheimer, Marina Agranovskaya, Tiberio Cataneo-Grasse und Rabbi Yaakov Yosef Yudkowsky nahmen an der Einweihung der erneuerten Gedenktafel teil. Foto: Dorothea Scherle

Emmendingen: Einweihung einer neuen Gedenktafel in der Mikwe

Im Rahmen einer kleinen Feier hat der Verein für jüdische Geschichte und Kultur zusammen mit Vertretern der Jüdischen Gemeinde Emmendingen und Rabbi Yaakov Yosef Yudkowsky eine erneuerte Gedenktafel in den Räumen der Mikwe eingeweiht. Die Erneuerung der Tafel war nötig geworden, um den Namen des im Juni 2018 verstorbenen Klaus Teschemacher zu ergänzen. Seine Tochter Yaël Teschemacher nahm die Enthüllung vor.

Carola Grasse, die Vorsitzende des Vereins für jüdische Geschichte und Kultur, sagte: „Wir werden in diesem Rahmen eine neue und erweiterte Gedenktafel der Öffentlichkeit übergeben, die an bedeutende jüdische Persönlichkeiten in Emmendingen erinnert und ihrer gedenkt. Es sind Menschen, die durch ihr Wirken für die jüdische Gemeinschaft die Emmendinger Stadtgesellschaft geprägt haben.“ Ute und Klaus Teschemacher hätten den Verein für jüdische Geschichte und Kultur, das Jüdische Museum und die Jüdische Gemeinde Emmendingen mitbegründet. „Ohne ihr jahrzehntelanges hervorragendes und unermüdliches Engagement würde es weder das Museum und den Verein, noch die Jüdische Gemeinde geben. Ute und Klaus hinterlassen ein kostbares und unschätzbares Vermächtnis: eine lebendige Jüdische Gemeinde mit regem Gemeindeleben und einen lebendigen Lernort jüdischer Geschichte und Kultur in ihrer Vielfalt hier im Museum.“

Mit der Tafel werde ihre „wundervolle Aufbauarbeit“ gewürdigt, so Grasse. Die Würdigung sei dem Verein „eine große Herzensangelegenheit und Ansporn dafür, dieses kleine, aber feine Museum für jüdische Geschichte für die heutige und zukünftige Generationen erlebbar zu machen.“ Bis zu seiner schweren Erkrankung habe Klaus Teschemacher immer wieder auf einen Kaffee im Museum vorbeigeschaut. Ute Teschemacher war bereits im November 2015 verstorben.

Carola Grasse dankte Yaël Teschemacher für die Enthüllung der Tafel: „Es berührt uns sehr, dass du heute die Gedenktafel enthüllen wirst, auf der wir nun dem Wirken deiner beiden Eltern für unseren Verein, das Museum und die Gemeinde ein ehrendes Andenken geben.“ Olga Maryanovska übergab im Namen der Jüdischen Gemeinde eine Spende für die Vereinsarbeit und damit auch für die Gedenktafel, auf der neben Teschemachers, Angehörige der früheren Emmendinger Familien Weil, Wertheimer, Kahn-Weil und Günzburger genannt sind. Im Anschluss an die Enthüllung wurde die Einweihung bei einem kleinen Umtrunk gefeiert.

Kahn, Leonie (geb. Schwartz)

Foto: Karl SchlessmannLeonie Schwartz wurde am 30. August 1891 in Busenberg bei Pirmasens geboren. Am 20. Mai 1912 heiratete sie den Offenburger Kaufmann Sigmund Kahn. Am 4. Juni des folgenden Jahres wurde ihre Tochter Eri geboren.
 
Sigmund Kahn war Mitinhaber der Firma Gebrüder Bloch und Nachfolger, einem Bettwarengeschäft an der Ecke Hauptstraße / Ritterstraße. 1925 bezog die Familie eine Wohnung über dem Geschäft.
 
Nach der Machtübernahme Hitlers 1933 wurde das Leben der Familie Kahn zunehmend schwieriger. Am 1. April hatte die SA einen Boykott jüdischer Geschäfte organisiert. Die Hauptstraße war in Adolf-Hitler-Straße umbenannt worden. Tochter Eri, inzwischen 19 Jahre alt, hatte die Schulzeit abgeschlossen und besuchte im April 1933 die örtliche Frauenschule. Im Juli 1937 emigrierte sie in die USA.
 
Leonie und Sigmund Kahn zogen im gleichen Jahr in die Hildastraße 57a. Ihr Textilgeschäft in der Hauptstraße ist im Adressbuch von 1937 noch aufgeführt, doch höchstwahrscheinlich liefen die Geschäfte aufgrund der nationalsozialistischen Boykottmaßnahmen schlecht. Ab 1939 war Juden der Betrieb von Einzelhandelsgeschäften gänzlich verboten. Das Geschäft musste verkauft werden.
 
Am 22. Oktober 1940 wurden Sigmund und Leonie Kahn ins südfranzösische Internierungslager Gurs deportiert. Sigmund starb dort wenige Wochen später am 1. Dezember 1940. Leonie überlebte im Lager Gurs zwei Jahre, wurde aber am 16. September 1942 nach Auschwitz deportiert. Dort verliert sich jede Spur. Am 8. Mai 1945 wurde sie für tot erklärt.

 
Stolpersteine für Offenburg, Hrsg.: Gerda Maria Lüttgen, 2013
Stolperstein: Hauptstraße 85a

Haberer, Emil

Foto: Karl SchlessmannEmil Haberer wurde am 5. Februar 1874 als erstes Kind von Karl Haberer und seiner Frau Mathilde in Offenburg geboren. Die Familie lebte in der Ritterstraße 11. Emil bekam in den folgenden Jahren noch vier Geschwister, Otto, Lina, Augusta und Berthold. Vielleicht hing es mit dem Tod des Vaters am 8. März 1904 zusammen, dass Emil Haberer sich Ende 1905 entschloss, nach Karlsruhe zu gehen. Von Beruf war er damals „Reisender“, heute würde man Handelsvertreter sagen.
 
Wie alle Juden hatte Emil Haberer nach 1933 unter den Repressionen der Nationalsozialisten zu leiden. Vielleicht war seine wirtschaftliche Lage so prekär oder die Schikanen setzten ihm so zu, dass er dem Druck auf Dauer nicht standhalten konnte. Wir wissen es nicht. Die Zeit vom 12. August bis 1. November 1937 verbrachte er im psychiatrischen  Landeskrankenhaus in Wiesloch.
 
Als er am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert wurde, hatte er den katastrophalen Lagerbedingungen wenig entgegenzusetzen. Emil Haberer starb dort ein halbes Jahr später am 23. Mai 1941 im Alter von 67 Jahren.
 

Stolpersteine für Offenburg, Hrsg.: Gerda Maria Lüttgen, 2013
Stolperstein: Ritterstr. 11

Stein, Anna

Foto: Staatsarchiv FreiburgAnna Stein wurde am 3. April 1890 als Tochter des Fabrikanten Isaak Stein und seiner Frau Minna in Offenburg geboren.

Sie arbeitete seit 1919 als Laborantin am städtischen Krankenhaus. Zu ihrem Arbeitsbereich gehörten alle Laborarbeiten der Klinik. Anna Stein wurde als sehr zuverlässige Mitarbeiterin geschätzt.

Am 7. April 1933 schuf das NS-Regime mit dem „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ ein Instrument zur Entfernung politischer Gegner und Juden aus dem Staatsdienst. In Offenburg stellte die Rathausfraktion der NSDAP den Antrag, jüdische Angestellte, die bei der Stadt beschäftigt waren, zu entlassen. Dieser Beschluss traf auch Anna Stein, die die Mitteilung über ihre Entlassung während einer Fortbildung in Heidelberg erhielt. Bürgermeister Holler drückte in dem Kündigungsschreiben sein Bedauern aus:

„Dem Antrag der Rathausfraktion der NSDAP entsprechend hat der Stadtrat beschlossen, Ihr Dienstverhältnis auf 1. Juli d. Js. zu kündigen. Ich bedaure, Ihnen diese unangenehme Nachricht übermitteln zu müssen, zumal Sie Ihre Arbeitskraft seit 1919 in durchaus befriedigender Weise in den Dienst des städtischen Krankenhauses gestellt hatten.“*

Bis Ende November 1939 wohnte Anna zusammen mit der jüngsten Schwester Elsa noch in ihrem Elternhaus. Ihr Vater war 1933 gestorben und ihr Schwager Oskar May hatte die gemeinsam betriebene Roßhaarspinnerei Gebr. Stein wohl zunächst weitergeführt. Im Adressbuch von 1937 ist die Firma noch verzeichnet. Doch die Repressalien der Nazis für jüdische Geschäftsleute zwangen vermutlich auch diesen Betrieb zur Aufgabe.

Am 1. April 1938 war Oskar May zusammen mit seiner Frau Rosa nach Frankfurt gezogen. Wahrscheinlich hatten sie die Absicht, von dort nach Palästina zu emigrieren, was aber nicht gelang. Das Ehepaar wurde nach Theresienstadt deportiert und ermordet. Der Betrieb wurde arisiert und im Adressbuch 1939 ist als neuer Besitzer Hugo Stratmann eingetragen. Die Firma hieß jetzt „Offenburger Roßhaarspinnerei“. Im Dezember 1939 mussten Anna und Else Stein das Haus verlassen und in die Okenstraße 3 umziehen.

Anna Stein wurde zusammen mit ihrer Schwester Elsa am 22. Oktober 1940 nach Gurs in Südfrankreich deportiert und wahrscheinlich 1942 mit den verbliebenen jüdischen Gefangenen von Gurs nach Osten in die Vernichtungslager transportiert. Sie wurde am 8. Mai 1945 für tot erklärt.
 
 
*Martin Ruch: Verfolgung und Widerstand in Offenburg 1933-1945

 
Stolpersteine für Offenburg, Hrsg.: Gerda Maria Lüttgen, 2013
Stolperstein: Langestraße 41

Kern, Albert

Foto: Karl SchlessmannAlbert Kern wurde am 2. April 1887 als Sohn von Adam und Magdalena Kern in Meisenheim geboren. Er war von Beruf Chauffeur. Mit Ida, geb. Velz, die er am 19. August 1915 geheiratet hatte, zog er im April 1926 von Gaggenau nach Offenburg und wohnte bei seinem Schwager in der Gaststätte „Zur Zauberflöte“ am Lindenplatz 12.
 
Albert Kern wurde aus Glaubensgründen von den Nationalsozialisten verfolgt. Er gehörte den Zeugen Jehovas an, die sich als einzige Religionsgemeinschaft völlig den Ansprüchen des Hitlerregimes verweigerten. Zeugen Jehovas hoben die Hand nicht zum Hitlergruß, sie verweigerten den Eid auf „Führer und Staat“ und auch den Wehr- und Arbeitsdienst. Ihre Kinder traten nicht in die Hitlerjugend ein. Wegen seiner religiösen Überzeugung wurde Albert Kern ins Konzentrationslager Mauthausen deportiert und starb dort 1940.  
 

Stolpersteine für Offenburg, Hrsg.: Gerda Maria Lüttgen, 2013
Stolperstein: Lindenplatz 12

Bühler, Franz Karl

Franz Karl Bühler wurde am 28. August 1864 in Offenburg geboren. Sein Vater, Karl Bühler, der aus  Offenburg Foto: Museum im Ritterhausstammte, hatte 1863 Euphrosyne Peter aus Achern geheiratet, und sich im gleichen Jahr mit einer eigenen Schmiedewerkstatt in der Glaserstraße 7 in Offenburg selbständig gemacht.

Franz Karl war ein guter Schüler. Nach der Schulzeit machte er eine Schlosserlehre im Betrieb des Vaters. Da er eine außerordentliche Begabung zeigte, studierte er an der Kunstgewerbeschule in Karlsruhe und besuchte in München ein Jahr lang die gewerbliche Fortbildungsschule. Im Offenburger Archiv werden seine Skizzenbücher und losen Zeichnungen aufbewahrt. Durch sie kann man nachvollziehen, wohin ihn seine Wanderjahre geführt hatten.

Nach verschiedenen Preisen für seine Kunstschmiedearbeiten im Inland, erhielt Franz Karl Bühler auf der Weltausstellung 1893 in Chicago eine Medaille für Kunstschlosserei. Das prämierte schmiedeeiserne Tor steht heute im Stadtgarten Karlsruhe, Eingang Wolff-Anlage. Nach seiner Rückkehr aus Chicago wurde er als Lehrer für Kunstschlosserei an der Kunsthandwerkerschule in Straßburg tätig. Nach nur drei Jahren Lehrtätigkeit wurde ihm gekündigt, da sich unüberwindbare Differenzen zwischen Schulleitung, Kollegium und Schülern einerseits und Franz Karl Bühler andererseits aufgetan hatten. Die Kündigung traf ihn so tief, dass ihn von da an Verfolgungsängste quälten.

Nach einem Aufenthalt in Hamburg, wo er zum erste Mal für kurze Zeit Patient in einer Anstalt war, ging er in die Schweiz. Dort wurde er in die Irrenanstalt Breitenau eingewiesen und im Mai 1898 in die Heil- und Pflegeanstalt Illenau überführt. Zwei Jahre lang versuchte er immer wieder mit juristischen Mitteln, entlassen zu werden. Während dieser Zeit führte er seine künstlerische Arbeit fort und drang darauf, ein eigenes Zimmer zu bekommen, um besser arbeiten zu können. Sein Verfolgungswahn verstärkte sich: vor „der gefährlichen Einflussnahme von außen“ und  vor „Vergiftungsgefahr“* versuchte er sich zu schützen.

Im April 1900 wurde Bühler in die Badische Heil- und Pflegeanstalt Emmendingen verlegt. Die Anstalt war nach einem psychiatrischen Reformkonzept gestaltet: „In einem harmonischen Wechsel von medizinischer Behandlung und Entspannung, von Arbeit und Unterhaltung, von Spiel, Musik, Lektüre und Spaziergängen im Park oder sportlicher Betätigung sollten Körper, Geist und Seele geheilt werden und dem Patienten der Eindruck der Internierung genommen werden.“* Bühler konnte sich ungehindert seiner künstlerischen Arbeit widmen. Eine enorme Zahl von Bildern und Zeichnungen ist in dieser Zeit entstanden, von denen etwa 150 in der Prinzhorn-Sammlung in Heidelberg aufbewahrt werden.

1940 wurde Franz Karl Bühler wehrloses Opfer des Euthanasie Programms der Nationalsozialisten. In Grafeneck, einem kleinen Ort auf der Schwäbischen Alb, wurde er vergast. Dieses Schicksal teilt er mit tausenden von psychisch Kranken und geistig oder körperlich Behinderten, die dort in die Anstalt eingeliefert und dann ermordet wurden. 

 
* Ruth Keller-Kempas: Franz Karl Bühler – Eine Biographie.
  In: Franz Karl Bühler. Bilder aus der Prinzhorn-Sammlung. Ausstellungskatalog
  Museum im Ritterhaus 1993

 
Stolpersteine für Offenburg, Hrsg.: Gerda Maria Lüttgen, 2013
Stolperstein: Glaserstraße 7

Mikwe Offenburg, Foto: Steffen Krauth

Freie Besichtigung der Mikwe Offenburg

Auf Initiative des Fördervereins Archiv, Museum und Galerie der Stadt Offenburg e.V. wurde der Gewölbekeller saniert und durch eine Präsentation aufgewertet.

In Absprache mit dem Denkmalschutz hat die Wohnbau Offenburg GmbH als Eigentümerin des Gebäudes die Sanierungsarbeiten durchgeführt und die Zugangssituation wesentlich verbessert. Hölzerne Stege leiten die Besucher/innen durch eine von Dr. Valerie Schoenenberg konzipierte Ausstellung, die drei Themenkomplexe aufgreift:

  • Geschichte der Offenburger Juden vom Mittelalter bis in die Neuzeit
  • Baugeschichte und Datierungsprobleme
  • Funktion eines jüdischen Ritualbads

Freitag, 12. Juli 2019, 13-17 Uhr
Offenburg, Eingang Glaserstraße 8 (Zugang über Bäckergasse oder Steinstrasse)
Öffnung in Kooperation mit dem Jugendbüro / Mehrgenerationenhaus Offenburg.
Eintritt frei

Blaues Haus Breisach

Breisach: jour fixe musical – Einst zum Verstummen verurteilt

Unter dem Motto: „Musikalische Raritäten zum Thema Verfolgung – Widerstand – Exil“ hat im September 2018 im Blauen Haus Breisach die Reihe „Jour fixe musical“ begonnen, bei der in erster Linie von den Nazis verfemte Komponisten und Interpreten zu Worte kommen. Die Programmfolgen widmen sich aber ebenso Werken von Komponisten, die Widerstand geleistet haben oder von Künstlern, die in anderem geschichtlichen Zusammenhang verfolgt wurden oder ins Exil gehen mussten:
Festival Pro 3: Einst zum Verstummen verurteilt
Tilmann von Stockhausen liest
Saskia Niehl Violine | Julien Floreani Klarinette | Ruth Patzelt Gitarre | Lucas Macias Navarro Oboe (noch unbestätigt) Isang Yun, Pezzo Fantasioso und >Piri< || Federico Garcia Lorca, Texte (Lesung) und Kompositionen für Gitarre solo
(sowie vom Tonband: Pablo Casals spielt Manuel de Falla)

Weitere Veranstaltungen in dieser Reihe: Musikalische Raritäten_Programm Das Blaue Haus Breisach 2019_2020_aktuell

Sonntag, 14. Juli 2019, 18 Uhr
Breisach, Blaues Haus
Eintritt frei