Kippenheim: Zeitzeuginnenvortrag Sonja Mühlberger

„Leben und Überleben im Ghetto von Shanghai“
Sonja Mühlberger spricht in der ehemaligen Synagoge Kippenheim über ihre Kindheit im jüdischen Ghetto in Shanghai. Die Zeitzeugin wurde 1939 als Tochter der jüdischen Familie Krips aus Berlin kurz nach deren Ankunft in Shanghai geboren. Die chinesische Stadt verlangte weder ein Visum noch andere Papiere von Einreisenden, was sie zu einem Zufluchtsort für fast 20 000 vorwiegend jüdische Menschen aus Deutschland und Österreich machte. Shanghai war aber auch ein Ort des Überlebenskampfs, des Hungers und des Mangels. Die Situation der jüdischen Flüchtlinge verschärfte sich, als Shanghai unter japanischer Besatzung geriet und man sie zu Feinden Japans erklärte. Auf Druck des Deutschen Reiches wurden sie in einem Ghetto zusammengefasst, was ihre prekäre Situation noch mehr verschlechterte. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges musste die Exilanten noch lange auf ihre Ausreise nach Europa warten. Erst 1947 konnten etwa 500 Shanghaier Emigranten China verlassen und nach Deutschland zurückkehren. Auf die Frage, was sie heute gegenüber Shanghai verbindet, meinte sie „Dankbarkeit. Es war gerade für meine Eltern sicherlich keine einfache Zeit. Aber ohne das Exil in Shanghai wäre ich heute sicher nicht am Leben.“

Sonja Mühlberger wurde für ihren jahrzehntelangen Einsatz für die Erforschung und Aufarbeitung des jüdischen Exils in Shanghai mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet und geehrt. Sie stand im Kontakt mit Michael Nathanson aus Schmieheim, der wie sie einen Teil seiner Kindheit in Shanghai verbracht hatte und dessen Mutter Ruth in ihrem Buch „Zwischenstation. Überleben in Shanghai 1939-1947“ das Leben im Exil eindrucksvoll beschrieben hat.

Moderiert wird der Vortragsabend von Frau Dr. Christine Althauser, Beirätin des China Netzwerk Baden-Württemberg. Nach einer kurzen historischen Einordnung durch den Freiburger Historiker Prof. Dr. Bernd Martin wird Sonja Mühlberger über ihre Kindheit in China sprechen. Die Veranstaltung findet statt In Kooperation mit dem China Netzwerk Baden-Württemberger e.V. und dem Konfuzius Institut Freiburg.

Dienstag, 11 Juli, 19 Uhr
Ehemalige Synagoge Kippenheim, Poststraße 17
mit Sonja Mühlberger, Prof. Dr. Bernd Martin, und Dr. Christine Althauser
Eintritt frei, Spenden werden erbeten

Breisach: Begegnungswoche zum 20. Jubiläum

Am 20. Juni 2003, vor 20 Jahren, wurde das Blaue Haus nach gründlicher Renovierung im Beisein von Herrn Regierungspräsident von Ungern-Sternberg in Anwesenheit von vielen Menschen eingeweiht. Die Begegnungswoche vom 27. Juni bis 3. Juli 2023 mit zahlreichen Programmpunkten will neue Beziehungen zwischen den Gästen und den Einheimischen – vor allem auch mit Schüler*innen – ermöglichen und viele Erinnerungen aufleben lassen, an die Menschen der jüdischen Gemeinde Breisach (1640 – 1940) und an die verschiedenen Etappen des Werdens des ehemaligen jüdischen Gemeindehauses zum Blauen Haus.

An den Zeitzeug*innenbegegnungen beteiligen sich die Hugo-Höfler-Realschule, das Martin-Schongauer Gymnasium und die Julius-Leber-Schule in Breisach wie die Lessing-Realschule Freiburg.
Das Blaue Haus lädt sehr herzlich ein zur Teilnahme an den öffentlichen Veranstaltungen am:

DIENSTAG 27. JUNI 2023
Konzert mit Jens Peter Maintz, Violoncello
J. S. Bach – Suite No. 3 C-Dur (BWV 1009) und Suite No. 5 C-moll (BWV 1011) für Violoncello solo
18 Uhr, St. Stephansmünster Breisach am Rhein
Eintritt frei, Spenden erwünscht

SAMSTAG 1. JULI 2023
„Was geschah den Frankfurter Verwandten
von Michael und Clara Eisemann?“
Vortrag von Klaus Hillenbrand, Frankfurt,
in englischer Sprache
10 Uhr, Spitalkirche am Marktplatz, Breisach
Eintritt frei, Spenden erwünscht

SONNTAG 2. JULI 2023
WIR ERINNERN / WE REMEMBER
300 Jahre Jüdische Gemeinde Breisach
und 20 Jahre Blaues Haus
11.30 – 13 Uhr Synagogenplatz
Begegnungs-Lunch
Wir laden ein zu einem gemeinsamen Essen,
zu dem alle etwas mitbringen.
13 – 14.30 Uhr, Kupfertorplatz
MITEINANDER REDEN über 20 Jahre
Blaues Haus Breisach
Moderation: Florian Kemmelmeier, Berlin
16 – 18 Uhr, Garten des Blauen Hauses
Kreativ Werkstatt für Kinder
15 – 17 Uhr, Michael-Eisemann-Platz

Das Blaue Haus ist
Samstag und Sonntag geöffnet

14 – 18 Uhr: Ausstellungen und Filme

Emmendingen: Musikalisch-literarisches Portrait von Kurt Tucholsky

Die Gitarristin, Sängerin, Schauspielerin und Komponistin Ursula Kurze (Dresden) gestaltet ein musikalisch-literarisches Dichterporträt des großen Publizisten der Weimarer Republik Kurt Tucholsky (1890-1935). Sie liest aus seinem Werk, erzählt Geschichten aus dem Leben des politischen Schriftstellers, singt Gedichte in eigenen Vertonungen und musiziert virtuose Gitarrenmusik.
Der gesellschaftskritische Satiriker, Kabarett- und Romanautor, Liedtexter, Lyriker und Literatur-, Musik und Filmkritiker warnte zeit seines Lebens vor der Erstarkung der politischen Rechten in Politik, Militär und Justiz und vor der Bedrohung durch den Nationalsozialismus.
Nach der Machtübertragung verboten die Nationalsozialisten 1933 die linksliberale „Weltbühne“, verbrannten Tucholskys Bücher und erkannten ihm die deutsche Staatsbürgerschaft ab. Tucholsky ging ins Exil nach Schweden.

Donnerstag, 22. Juni 2023, 19.30 Uhr
Teschemacher-Saal im Simon-Veit-Haus, Kirchstraße 11 Emmendingen
Veranstaltung in Kooperation mit der Jüdischen Gemeinde Emmendingen K.d.Ö.R.
mit Ursula Kurze
Eintritt frei, Spenden erbeten

Kippenheim: Vortrag „Davidstern und Lederball“

Vortrag von Uwe Schellinger: Juden im Fußball und jüdischer Fußball in Südbaden

Bis 1933 waren Menschen jüdischer Herkunft ein selbstverständlicher Teil der deutschen Fußballkultur. Juden waren gefeierte Spieler, geachtete Funktionäre und großzügige Förderer und Fans in ihren Vereinen. Ohne sie wäre der schnelle Aufstieg Deutschlands zu einer Fußball-Großmacht unmöglich gewesen.
Mit der Machtübernahme der NSDAP wurde diese Vielfalt jäh zerstört. Die jüdischen Spieler wurden bereits seit dem Frühjahr 1933 aus ihren Klubs ausgeschlossen und vielfach bis in die jüngste Vergangenheit hinein vergessen.

Donnerstag, 15. Juni, 19.00 Uhr
Ehemalige Synagoge Kippenheim, Poststraße 17
Eintritt frei, Spenden werden erbeten