Offenburg: Erinnern – aber wie? Gedenkveranstaltung zum 9. November

Erinnern – aber wie? Diese Frage stellt sich in jüngster Zeit immer häufiger, insbesondere im Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus. Die schrecklichen Verbrechen des Holocaust haben sich ins Gedächtnis unserer Gesellschaft eingebrannt, und doch rücken sie zeitlich in immer weitere Ferne. In einer Zeit, in der überlebende Zeitzeug*innen immer weniger werden, wird es zunehmend wichtiger, die Erinnerung und das Gedenken präsent zu halten und Wege zu finden, auch nachfolgende Generationen damit anzusprechen und einzubeziehen.

Die Referentin Julia Wolrab, Leiterin des Dokumentationszentrums Nationalsozialismus Freiburg, wird zum Thema „Erinnern – aber wie? Einblicke in die Entstehung des NS-Dokumentationszentrums Freiburg“ sprechen. Im Anschluss möchten wir mit Ihnen gemeinsam darüber diskutieren, welche Ansätze der Erinnerungskultur in Offenburg und in Deutschland sich anbieten, um das Erinnern zeitgemäß zu gestalten und nicht in Ritualen erstarren zu lassen.

Donnerstag, 10. November 2022, 19 Uhr
Der Salmen, Lange Straße 52, Offenburg
Vortrag mit Dr. Julia Wolrab
Anmeldung per Mail an

Breisach: Gedenken an die Zerstörung der Synagoge und die Tage des Terrors im November 1938

Bürgermeister Oliver Rein der Stadt Breisach am Rhein und der Förderverein laden gemeinsam zum Gedenken an die Zerstörung der Synagoge vor 84 Jahren und die Tage des Terrors im November 1938 ein.

Donnerstag, 10. November 2022, 18 Uhr
Synagogenplatz Breisach

Im Anschluss findet im Blauen haus ein Konzert mit dem ukrainischen MusikerehepaarvLesia Rozhkova und Vitalii Rozhkov statt. Auf dem Programm stehen unter anderem John Williams, Theme from „Schindler’s List“, „Bulgar from Odessa“, „At the Rabbi’s Feast“, „Ich hob fiche zifeel lieb“ und weitere Stücke.

Im Anschluss an das Gedenken auf dem Synagogenplatz
Blaues Haus, Rheintorstraße 3 (ehemals Judengasse), 79206 Breisach
Eintritt frei, Spenden erbeten

Foto (Detail): Die brennende Synagoge, © Blaues Haus Breisach

Emmendingen: Rolf Weinstock – ein Holocaustüberlebender aus Emmendingen

Vor siebzig Jahren starb der Emmendinger Jude Rolf Weinstock, 32-jährig, an den Spätfolgen seiner KZ-Haft, die er zwischen 1938 und 1945 in den Lagern Dachau, Gurs, Drancy, Auschwitz und Buchenwald erlitten hatte. Als einziger seiner Familie überlebte er die rassenideologischen Verfolgungs-, Vertreibungs- und Vernichtungsmaßnahmen der Nationalsozialisten und war auch der einzige Überlebende eines Vernichtungslagers und des Todesmarsches nach Buchenwald, der 1945 noch einmal in seine Heimatstadt zurückkehrte. In den wenigen Lebensjahren, die ihm dort noch blieben, begründete der junge Familienvater die örtliche Erinnerungskultur gleichsam im Alleingang. Mit seinem Buch „Das wahre Gesicht Hitler-Deutschlands“, das 1948 veröffentlicht wurde, schrieb Rolf Weinstock einen der ersten Erinnerungsberichte über den Holocaust. Er wurde Leiter der Betreuungsstelle für die Opfer des Nationalsozialismus und war Gründungsvorsitzender des Kreisverbands der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN). Bei der Übergabe des von ihm initiierten VVN-Mahnmals „Den Opfern des Nazismus 1933–1945“ am Bergfriedhof Emmendingen hielt Rolf Weinstock 1948 die Einweihungsrede. Als Beauftragter des Auschwitz-Komitees setzte er sich für die Restitution von NS-Verfolgten ein und arbeitete im Finanzamt Freiburg als Angestellter in der Abteilung Wiedergutmachung. Gedankt haben es ihm die wenigen überlebenden Opfer. In Freiburg und Emmendingen blieb Rolf Weinstock dagegen verfemt, wurde diffamiert und erhielt menschenverachtende, antisemitische Drohbriefe.
Der Vortrag rekonstruiert den Lebensweg eines Holocaust-Überlebenden aus Emmendingen, an den zu gedenken die Stadt und ihre Erinnerungskultur in der Verantwortung bleibt.
Das Buch von Rolf Weinstock wird nach der Veranstaltung zum Kauf angeboten.

Foto (Detail, bearbeitet): Stadtarchiv Emmendingen

Dienstag, 8. November 2022, 19.30 Uhr
Gemeindezentrum St. Bonifatius, Markgraf-Jacob-Allee 2, 79312 Emmendingen
mit Markus Wolter, M.A.
Eintritt frei, Spenden erbeten

Freiburg: Abschlusspräsentation einer Projektreise der Nahost-AG nach Gurs

Mit ihrer Lehrerin Sandra Butsch und Rosita Dienst-Demuth, Leiterin der Geschichtswerkstatt, unternahm die Nahost-AG des Walter-Eucken-Gymnasiums Freiburg eine Reise nach Gurs, Standort des Internierungslagers der Nationalsozialisten im Süden Frankreichs. Die Reise war Teil des Projekts »Die Reise Mickeys von Gurs ins Hier und Jetzt – ein Comic wird fortgezeichnet«. Eine Vorbereitungsstation war das Blaue Haus Breisach.  Die Reise führte u.a. nach Paris, wo die Schüler*innen Sylvie Séror trafen.
Im Rahmen dieser Abschlusspräsentation der Gurs-Reise wird Sylvie Séror, ehemals Lehrerin und Mitarbeiterin des Mémorial de la Shoah, über ihre tragische Familienge schichte zwischen 1938 und 1945 sprechen.
Zu »Wort und Ton« kommt auch die deutsch-französische Musikerin Mélina Burlaud, die in Gurs von der Gruppe zum Thema Erinnern und Erinnerungskultur aus französischer Sicht befragt worden war. Frau Burland wird den Abend mit Melodien und Liedern aus dem Lager Gurs begleiten – eine Hommage an die Menschen, die dorthin deportiert worden waren. Die entstandenen Filme und Roadcasts der AG sind zu finden auf der Homepage der Schule

Foto (Detail): Jean Michel Etchecolonea

Mittwoch, 26. Oktober 2022, 19 Uhr
Gemeindesaal der Neuen Synagoge Freiburg, Nußmannstraße 14, 79098 Freiburg

Breisach: Gedenkveranstaltungen Deportation Gurs

Das Blaue Haus Breisach gedenkt den mehr als 6500 jüdischen Menschen, die am 22./23. Oktober 1940 in das Internierungslager Gurs im unbesetzten Frankreich deportiert wurden.

11.30 Uhr: Gedenkveranstaltung am kleinen Mahnmal unterhalb des Münsters
unter Beteiligung von Schüler*innen der Hugo-Höfler-Realschule Breisach

ganztags vom 21. bis 23. Oktober: Namensfahnen aller Breisacher Deportierten
Installation am Blauen Haus

17 Uhr: Zoom-Memorial
Mit einem Zoom-Memorial möchten wir den Nachfahren der Breisacher Jüdinnen und Juden weltweit ermöglichen, an dem Gedenken teilzunehmen, sich zu begegnen und auszutauschen. Wenn Sie daran teilnehmen möchten, bitten wir um Anmeldung unter
mit Betreff „Zoom 23.10.22“.

Sonntag, 23. Oktober 2022
verschiedene Orte in Breisach und online
Eintritt frei

Emmendingen: Gedenken zum Jahrestag der Deportation nach Gurs 1940

Am 22./23. Oktober 1940 werden mehr als 6500 jüdische Menschen aus Baden und der Saarpfalz ins Internierungslager Gurs im unbesetzten Teil Frankreichs deportiert.
Darunter sind 102 jüdische Bürger*innen mit Bezug zu Emmendingen, die von hier oder anderen Orten Badens nach Gurs verschleppt werden.
Die 1716 gegründete Israelitische Gemeinde Emmendingen und jahrhundertealtes jüdisches Leben in Baden sind damit ausgelöscht.

Mitglieder des Vereins für jüdische Geschichte und Kultur Emmendingen e.V. berichten über die Geschichte der Deportation und schildern die furchtbaren Lebensbedingungen im Camp de Gurs, denen über 1000 Menschen zum Opfer fallen.
Sie lesen die entsprechenden Passagen aus dem kurz nach Kriegsende verfassten Buch „Das wahre Gesicht Hitler-Deutschlands“ des Emmendinger Juden Rolf Weinstock.
Gelesen wird die Schilderung der Deportation aus dem Lebensbericht der Emmendinger Geschäftsfrau Emma Schwarz „Emmendingen – Gurs – Johannesburg“. Beide haben das Camp de Gurs überlebt.

Die Gedenkveranstaltung endet mit der Lesung aller Namen der nach Gurs deportierten Emmendinger Jüdinnen und Juden.

Sonntag, 23. Oktober 2022, 11.45 Uhr
Teschemacher-Saal, Simon-Veit-Haus, Kirchstrasse 11, 79312 Emmendingen
Gedenkveranstaltung in Kooperation mit der Jüdischen Gemeinde Emmendingen
Eintritt frei, Spenden erbeten

Jüdischer Friedhof Offenburg_Foto: K. Schlessmann

Offenburg: Führung über den Jüdischen Friedhof

1862 erhielten die Juden in Baden das Recht, ihren Wohnort frei zu wählen. In den folgenden Jahren entstand so in Offenburg eine rasch wachsende jüdische Gemeinde und so wurde u.a. auch ein jüdischer Friedhof notwendig: Ein separater Teil des städtischen Friedhofs am Waldbach war der jüdischen Gemeinde Offenburgs vorbehalten. Ab 1871 wurde auf dem Areal bestattet. Unter alten Bäumen legen die verwitterten Grabsteine auf Hebräisch und teilweise in lateinischer Schrift Zeugnis ab vom jüdischen Leben in Offenburg. Bei einem Rundgang über den jüdischen Friedhof sollen die Geschichte der der jüdischen Gemeinde, einzelner Familien und Personen, sowie jüdische Bräuche lebendig werden.

Männer werden gebeten, eine Kopfbedeckung zu tragen.
Bitte beachten Sie, dass die Führung nicht barrierefrei ist.

Samstag, 22. Oktober 2022, 10 Uhr
Treffpunkt: Aussegnungshalle Historischer Waldbachfriedhof Offenburg, Friedensstraße 31
Anmeldung erforderlich unter 0781 82 2577 oder bis zum Vortag 17 Uhr
Begrenzte Teilnehmerzahl
Männer werden gebeten, eine Kopfbedeckung zu tragen
Eintritt frei

Freiburg: Musiktheater zum Anlass des Jahrestages der Deportation nach Gurs

Zum Jahrestag der Deportationen nach Gurs findet im Freiburger E-Werk ein Memorial statt. Das Bertold Quartett spielt Kompositionen von Jehan Alain (für Klavier), sowie für Streichquartett von Mendelssohn Bartholdy (f-moll) und E.F. Burian (Nr 4). Matthias Alteheld ist Sprecher und Pianist, es werden Texte von Irène Némirowsky und Walter Mehring vorgetragen.

Donnerstag, 20. Oktober 2022, 18 Uhr
E-Werk Freiburg, Escholzstraße 77
Eine Kooperation des Bronislaw-Huberman-Forum mit dem Dokumentationszentrum Nationalsozialismus derStadt Freiburg, dem Blauen Haus Breisach und Die Schönen
Anmeldungen erbeten an
Eintritt frei

Aul, Laura (geb. Günzburger)

1983 – Portrait in der nationalsozialistischen „Judenkennkarte“

Laura Aul, geborene Günzburger, wurde am 4. Januar 1894 in Emmendingen geboren. Sie war Hausgehilfin und lebte von ihrer Geburt an bis zur Deportation am 22. Oktober 1940 in der Karl-Friedrich-Straße 9 in Emmendingen. Sie emigrierte aus Gurs nach Marseille und Lissabon. Im Januar/ Februar 1942 reiste sie mit der SS Nyassa nach Havanna, die Ankunft in den USA erfolgte am 18. Februar 1942. Sie verstarb im April 1967 in Gleolden, Delaware, Pennsylvania.

Recherche: Dorothea Scherle, Carola Grasse, Monika Rachel Raija Miklis

Eintrag im Gedenkbuch des Vereins für jüdische Geschichte und Kultur Emmendingen

Archivquellen:
„Verzeichnis der am 22. Oktober 1940 aus Baden ausgewiesenen Juden“ (Emmendingen), erstellt vom „Generalbevollmächtigten für das Jüdische Vermögen in Baden“, Karlsruhe 1940/41; Digitalisat: Badische Landesbibliothek, Karlsruhe: https://digital.blb-karlsruhe.de/blbihd/content/titleinfo/1079922; Meldekarte Stadtarchiv Emmendingen; Kennkarte Stadtarchiv Emmendingen; Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939; My Heritage: New York City Ehelizenz-Index 1908-1972; Ancestry: New York, New York, Index zu Heiratsurkunden, 1908-1910, 1938-1940; Ancestry: Indizes der Einbürgerungsregister der USA, 1794-1995; Ancestry: USA, Sterbeindex der Sozialversicherung, 1935-2014; Find A Grave; Stadtarchiv Emmendingen Liste Gurs; Getippte Liste Stadtarchiv Emmendingen; StaF F 166/3 Nr. 3110 (Israel Günzburger Erbe); StaF F 166/3 Nr. 1236 (Philipp = Israel Günzburger Erbe); StaF F 166/3 Nr. 1299; StaF F 166/3 Nr. 2936 (Richard Günzburger Erbe); StaF F 166/3 Nr. 3110 (Israel Günzburger Erbe); StaF F 166/3 Nr. 5197 (Israel Günzburger Erbe); StaF F 166/3 Nr. 5318 (Israel und Richard Günzburger Erbe); StaF F 166/3 Nr. 6008 (Israel Günzburger Erbe)

Einbürgerungsnachweis. Quelle: Ancestry

Einbürgerungsantrag. Quelle: Ancestry

Ehelizenz für Laura Günzburger. Quelle: Ancestry

Grabstein. Quelle: Find A Grave