Emmendingen

  • Das jüdische Museum
  • Im Museum
  • Jüdische Kultur wird anschaulich erklärt
  • Jugendliche nach einer Führung

Das Jüdische Museum Emmendingen im historischen Mikwengebäude

Seit April 1997 beherbergt die sanierte Mikwe das Jüdische Museum Emmendingen, klassisches Museum, Gedenkstätte, Begegnungsort und Tagungsraum für Veranstaltungen. Im Keller befindet sich die um 1840 erbaute denkmalgeschützte Mikwe. Im Erdgeschoss erwarten den Besucher eine Ausstellung zur Geschichte der Israelitischen Gemeinde Emmendingen 1716 – 1940, eine Dokumentation des Schicksals der Emmendinger Juden während der Nazi-Diktatur sowie wechselnde Sonderausstellungen. Zahlreiche Exponate veranschaulichen jüdisches Kultus- und Alltagsleben, die jüdischen Feste im Jahreslauf werden ausführlich erläutert. Im Obergeschoss steht den Besuchern ein Lese- und Seminarraum mit Literatur, Videos und DVDs zum Judentum und zur jüdischen Geschichte zur Verfügung. Im November 2017 wurde die neue Dauerausstellung zur Mikwe Emmendingen eröffnet. Das Jüdische Museum Emmendingen versteht sich als Ort des Erinnerns, Gedenkens, Lernens und der Begegnung mit jüdischem Leben in heutiger Zeit.

In einem neuem Projekt hat es sich ein Team aus Ehrenamtlichen zur Aufgabe gemacht, die Schicksale der Jüdinnen und Juden zu recherchieren, die in Emmendingen geboren wurden und/oder nach der Machtergreifung am 30. Januar 1933 in Emmendingen gelebt haben. Die Ergebnisse werden auf einer eigenen Website veröffentlicht.

Gedenkstättenpädagogische Arbeit im Jüdischen Museum Emmendingen

Neben den regulären Öffnungszeiten des Museums bietet der Trägerverein Führungen / Begleitungen für Gruppen jeder Art im Museum an.

Unkostenbeitrag pro Führung

  • Schüler: 2,00 € pro Person
  • Studenten: 3,00 € pro Person
  • Erwachsene: 5,00 € pro Person

Dieses Angebot wird insbesondere von Schulklassen aus dem süd- und mittelbadischen Raum, daneben aber auch von außer- schulischen Jugendgruppen und Gruppen von Erwachsenen intensiv genutzt. Führungen und Begleitungen orientieren sich an folgenden Vermittlungszielen: historisches Wissen über die Ereignisse vor Ort vermitteln; die Erkenntnis fördern, dass das Geschehene Unrechtsgeschehen war; Einblick zu geben in Handlungsmuster von Tätergesellschaft und Mitwissern bzw. Rettern, Helfern und Widerstehenden; einen Beitrag zur Menschenrechtserziehung zu leisten, die Bereitschaft zur Verteidigung der Menschenrechte und demokratischen Grundwerte zu fördern, Zivilcourage, Dialogfähigkeit und Offenheit sowie einen eigenen Standpunkt zu Geschichte und Gegenwart zu entwickeln.

Besuchsmöglichkeiten in der Nähe

  • Gedenktafeln am Standort der zerstörten neuen Synagoge
  • Bronzetafel mit Grundriss und Portalansicht der zerstörten Synagoge im Pflaster des Schlossplatzes
  • Simon-Veit-Haus, Kirchstraße 11
  • Mahnmal für die 1940 nach Gurs deportierten Emmendinger Jüdinnen und Juden
  • Museum im Markgrafenschloss (Stadtgeschichtliche Sammlung und Fotomuseum Hirsmüller)

Neue Medienstation im Jüdischen Museum Emmendingen – Entwicklung digitaler Formate zur Wissens- und Informationsvermittlung

Steffen Krauth (von links), Natascha Thoma-Widmann, Carola Grasse, Dorothea Scherle, Jutta Geike und Oberbürgermeister Stefan Schlatterer ©Markus Zimmermann

Der Verein für jüdische Geschichte und Kultur Emmendingen e.V. hat im Jahr 2021 eine Medienstation „Jüdisches Leben in Emmendingen“ für die Dauerausstellung im Erdgeschoss des Jüdischen Museums gestaltet.
Seit März 2022 steht sie den Besucher*innen des Museums zu den regulären und besonderen Öffnungszeiten für ihre persönlichen Recherchen zur Verfügung. Sie unterstützt die Vermittlungsarbeit des Trägervereins durch ein digitales Format. Im Rahmen der gedenkstättenpädagogischen Vermittlungsarbeit können junge Menschen bei Führungen oder im Rahmen selbstständiger Recherchen das digitale Angebot der Medienstation nutzen. Sie können eigene Zugänge zur jüdischen Geschichte der Stadt Emmendingen und zur Erinnerungsarbeit finden und gestalten.
Die Medienstation gliedert sich in die drei Hauptbereiche „Erinnerung“, „Neubeginn“ und „Vermittlung“. Im Hauptmenüpunkt „Erinnerung“ finden sich die Unterrubriken „Menschen“, „Gemeindeleben“, „Politik und Gesellschaft“, „Kultur und Freizeit“, „Ökonomie“, „Zerstörung der Gemeinde“ und „Zeichen der Erinnerung“. Unter der Unterrubrik „Menschen“ können sich die Nutzer:innen mit den Lebensgeschichten Emmendinger Jüdinnen und Juden vertraut machen. Dort findet sich auch ein Gedenkbuch mit biografischen Einzeleinträgen zu 533 jüdischen Personen. Der Hauptmenüpunkt „Neubeginn“ richtet den Fokus auf die 1995 wiedergegründete Jüdische Gemeinde Emmendingen. In kurzen Videos zeigen Mitglieder der gegenwärtigen Gemeinde ihre spannende Vielfalt auf. Unter dem Hauptmenüpunkt „Vermittlung“ wird über die facettenreiche Erinnerungs-, Gedenk- und Vermittlungsarbeit des Trägervereins informiert, auch in Zusammenarbeit mit der Jüdischen Gemeinde und der Stadt Emmendingen.
Die Medienstation ist datenbankgestützt und so konzipiert, dass neue Inhalte und aktuelle Forschungs-Ergebnisse fortlaufend eingearbeitet werden können.

Der Verein für jüdische Geschichte und Kultur Emmendingen e.V.

1988 initiiert eine Gruppe von engagierten Emmendinger Bürgern eine öffentliche Debatte um den Text für eine zweite Gedenktafel am Standort der zerstörten Synagoge auf dem Schlossplatz, der die Reichspogromnacht als Ursache und Emmendinger Bürger als Täter der Synagogenzerstörung nennt. Der heftige öffentliche Diskurs um die Gedenktafeln und die Aufarbeitung der lokalen NS-Geschichte, die Wiederentdeckung der Mikwe und die bewegende Begegnung mit 42 aus ihrer Heimatstadt vertriebenen Emmendinger Juden, die 1989 erstmals offiziell von der Stadt Emmendingen eingeladen werden, sind die entschei-denden Impulse zur Gründung des Vereins für jüdische Geschichte und Kultur Emmendingen e.V. im Jahre 1988. Ziel des überkonfessionellen Vereins ist es, an die jüdische Geschichte der Stadt Emmendingen zu erinnern, sie zu erforschen und zu dokumentieren. Die Erinnerung an die vertriebenen und ermordeten Emmendinger Juden und an die Verbrechen gegenüber der jüdischen Bevölkerung soll wachgehalten werden. Der Verein plant, die wiederentdeckte Mikwe als erhaltenes jüdisches Kultgebäude zu restaurieren und darin ein Museum für jüdische Geschichte einzurichten. Mit Mitteln der Landesdenkmalstiftung und der Stadt Emmendingen, mit Geld- und Sachspenden seitens örtlicher Betriebe und mit privater Unterstützung werden das Gebäude und die Mikwe in jahrelanger, vorwiegend ehrenamtlicher Arbeit engagierter Vereinsmitglieder restauriert. Der Trägerverein sieht seine Aufgabe jedoch nicht nur in der Erforschung und Dokumentation jüdischen Lebens in der Vergangenheit. Satzungsgemäß besteht seine Aufgabe insbesondere darin, das jüdische Leben der Gegenwart zu begleiten und die 1995 neu gegründete Jüdische Gemeinde Emmendingen in allen ihren Belangen zu unterstützen. Der Verein setzt sich ein für den friedvollen Dialog der Religionen, ein achtungsvolles Miteinander von Menschen unterschiedlicher Konfessionen, für die Wahrung der Menschenrechte, gegen Antisemitismus und die Diskriminierung von gesellschaftlichen Minderheiten. Eine Vielzahl weiterer Aktivitäten des Vereins für jüdische Geschichte und Kultur Emmendingen e.V. greift die Leitgedanken auf:

  • Tage der offenen Tür mit begleitendem Kulturprogramm, z.B. Europäischer Tag der jüdischen Kultur, Tag des offenen Denkmals, Museumsnacht, Emmendinger Lesenacht
  • Kulturelle Veranstaltungen zu unterschiedlichsten Aspekten jüdischen Lebens in Zusammenarbeit mit der Jüdischen Gemeinde Emmendingen und dem städtischen Kulturamt
  • Zeitzeugen/Zeitzeuginnengespräche
  • Gedenkveranstaltungen zum 9.11.1938, 22.10.1940, 27.1.1945
  • Gedächtnisräume: Gedenksteine für die ermordeten Emmendinger Juden, Bronzeplatte mit Grundriss und Portalansicht der zerstörten Emmendinger Synagoge
  • Begleitung von Besuchen ehemaliger Emmendinger Jüdinnen und Juden bzw. deren Nachkommen
  • Tagungen, Symposien, Ausflüge, Exkursionen, Kurse und Seminare in Zusammenarbeit mit der Jüdischen Gemeinde und anderen Organisationen
  • Vernetzung mit anderen Gedenkstätten
  • Mitarbeit bei wissenschaftlichen Forschungsprojekten, Archivarbeit, Veröffentlichung von Publikationen; Informationsmaterial für Schüler und Studierende für Referate, Projekte und Hausarbeiten, Unterstützung bei eigenständiger Recherche; Fortbildungsveranstaltungen für Lehrer; Büchertische im Jüdischen Museum und bei Veranstaltungen
  • Konzeptionelle Weiterentwicklung des Museums, Erhaltung und Sicherung des Museums als Gedenkstätte

Publikationen

Carola Grasse, Helmut R. Merz, Christa Rutz: Jüdisches Leben in Emmendingen. Orte, Schauplätze, Spuren 2001
Günter Schmidt (Hrsg.): Emma Schwarz. Emmendingen – Gurs – Johnnesburg, 1999
Verein für jüdische Geschichte und Kultur Emmendingen e.V. (Hrsg.): Dokumentation zum Besuch ehemaliger Emmendinger Juden, 1999
Gerhard Behnke (Hrsg.): Das Geheimnis der Versöhnung ist Erinnerung, Emmendingen 1989

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