Kippenheim: Vortrag Dieter Grupp: „Unternehmen „Wüste“ – KZs am Fuße der Schwäbischen Alb“

Im Juli 1944 beschloss das Rüstungsministerium unter Albert Speer, zehn Ölschieferwerke mit sieben Konzentrationslagern entlang der Bahnlinie Tübingen-Rottweil zu errichten, u.a. in Bisingen am Fuße des Hohenzollern. Ziel des Projekts war es, aus dem Ölschiefer der Schwäbischen Alb Treibstoff für die Armee zu gewinnen. An dem groß angelegten Projekt mit dem Decknamen Unternehmen „Wüste“ waren unterschiedliche miteinander konkurrierende Organisationen, Ministerien, Forschungsinstitute und Firmen beteiligt. Insgesamt mussten in den sieben „Wüste“-Lagern mehr als 11.000 Männer aus allen Ländern des besetzten Europa mörderische Zwangsarbeit leisten. Dabei wurde nur wenig und minderwertiger Treibstoff produziert. Das sinnlose Projekt kostete bis April 1945 über 3480 Menschenleben, von denen 1158 namenlos auf dem KZ-Friedhof in Bisingen beerdigt sind.

Dieter Grupp, Vorsitzender des Vereins Gedenkstätten KZ Bisingen e.V., erklärt den Zusammenhang zwischen Rüstungsindustrie, Sklavenarbeit und KZ-System, berichtet von einzelnen Schicksalen jüdischer Opfer und zeigt wie an die Verbrechen der NS-Diktatur in der Gemeinde bis heute erinnert wird.

Donnerstag, 17, Oktober, 19 Uhr
Ehemalige Synagoge Kippenheim
Poststraße 17, 77971 Kippenheim

Kippenheim: Führung über den jüdischen Friedhof Schmieheim mit Bärbel Heer

Bei einem Gang über den jüdischen Friedhof bei Schmieheim mit seinen über 2500 Gräbern lässt sich die wechselhafte Geschichte der Juden der Ortenau ablesen. Die ehrwürdige Grabstätte wurde 1682 von der Ettenheimer Judenschaft gegründet, als sich über 400 Jahre nach den Vertreibungen des Mittelalters wieder jüdische Familien in der Region niederlassen durften. Die zu verschiedenen Zeiten angelegten Teile des Friedhofes mit ihren unterschiedlichen Grabgestaltungen spiegeln eindrücklich die jeweilige gesellschaftliche Stellung der Juden wider.
Bei der Führung wird auf die auf vielfältigen Symbole und Inschriften auf den Grabsteinen eingegangen. Bei einigen Verstorbenen ist auch ihr Schicksal zur Zeit des Nationalsozialismus bekannt und ist ebenfalls Teil der Führung mit Bärbel Heer vom Förderverein Ehemalige Synagoge Kippenheim. Der Treffpunkt ist am Parkplatz beim Friedhof an der Straße von Schmieheim nach Wallburg. Männer müssen eine Kopfbedeckung tragen, gutes Schuhwerk wird empfohlen. Die Führung dauert ca. 1,5 Stunden und ist kostenfrei.

Sonntag, 6. Oktober, 15 Uhr
Parkplatz beim Friedhof in Schmieheim
Wallburger Straße

Kippenheim: Musiktheater „Louises Traum“ oder WHERE THE F*CK IS KURT WEIL?

Louise, Sängerin aus dem Jahr 2023, träumt, kurz vor ihrem Auftritt im Stück „Marie Galante“, dass sie mit dem Komponisten Kurt Weill zum Vorsingen verabredet ist. Er war nicht im Theater, also sucht sie ihn in seinem Wohnhaus in Kleinmachnow, in Berlin. Sie will unbedingt die Rolle in seiner Oper „Der Silbersee“. Aber statt Weill trifft sie nur seine Haushälterin Erika. Es ist März 1933. Louise gibt nicht auf und folgt dem Komponisten als seine Frau Lotte Lenya nach Paris und New York ins Exil. Durch Sounds und Klänge, die auf geheimnisvolle Art und Weise erklingen und auf die Louise mit passenden Liedern reagieren kann, erleben Sie auf unterhaltsame Weise einen Traum der europäischen musikalischen Bühnenkunst. Er erinnert daran, wieviel Größe und Persönlichkeit ab 1933 durch Emigration und Vernichtung verloren ging und welche Wunden dies in unserer Gesellschaft hinterlassen hat- von denen wir fälschlicherweise glauben, dass sie geheilt sein könnten. Weill erschafft Musik, die neben Melancholie und Tiefe, auch voller Leidenschaft und Beschwingtheit daherkommt.

Spiel, Gesang: Ingala Fortagne, Spiel, Klavier: Nadia Belneeva
Spiel, Sounds, Saxofon: Marquis’ McGee

Sonntag, 29. September, 17 Uhr
Ehemalige Synagoge Kippenheim
Poststraße 17, 77971 Kippenheim

Kippenheim: „Von Lebenswelten, radikalisierter NS-Verfolgung und Kontinuitäten bis in die junge Bundesrepublik“

Dr. Julia Munier berichtet in „Von Lebenswelten, radikalisierter NS-Verfolgung und Kontinuitäten bis in die junge Bundesrepublik!“ aus ihren Forschungsergebnissen über die Verfolgung von Homosexuellen nach §175 StGB in Südbaden

Vor dem Hintergrund bestehender Lebenswelten in der Weimarer Republik im deutschen Südwesten, wird die Verfolgung homo- und bisexueller Männer nach § 175 StGB in der Zeit von 1933 bis 1969 in den Blick genommen. Der Vortrag beleuchtet dabei besonders die Region des heutigen Baden-Württembergs und speziell Südbadens anhand ausgewählter Biografien. Es gilt zunächst die sich sukzessive verschärfende Verfolgung homosexueller Männer in der NS-Zeit, die erheblich gesteigerte Verfolgung und die politisch-ideologische Neubewertung des „homosexuellen Straftäters“ als Staats- bzw. Volksfeind zu begreifen, um dann auf Spezifika der NS-Verfolgung abzuheben. In der NS-Zeit rückten – und auch dies möchte der Vortrag mitbedenken – auch geschlechternonkonform lebende Menschen aus der Ortenau in das Visier der Verfolgungsorgane. Die §§ 175 und 175 a StGB blieben in der NS-Fassung bis 1969 in Kraft. Vor diesem Hintergrund hebt der Vortrag abschließend auf bestehende Kontinuitäten in der jungen Bundesrepublik ab.

Donnerstag, 26. September, 19 Uhr
Ehemalige Synagoge Kippenheim,
Poststraße 17, 77971 Kippenheim

Kippenheim: Führung durch die Ausstellung: „von der Bevölkerung kaum wahrgenommen…“ Deportationsofotos aus Baden

Am Mittwoch, den 25 September findet um 17 Uhr eine Führung durch die Ausstellung: „Von der Bevölkerung kaum wahrgenommen..“ – Deportationsfotos aus Baden statt.

Die Ausstellung „Von der Bevölkerung kaum wahrgenommen – Deportationsfotos aus Baden“ zeigt in der Synagoge Kippenheim seit Februar diesen Jahres Fotografien zur Deportation der badischen Jüdinnen und Juden nach Gurs 1940. Erstmals werden alle bislang bekannt gewordenen Fotos von der Abholung der badischen Jüdinnen und Juden durch die Ortspolizisten und Gestapo am 22. Oktober 1940 zusammen gezeigt. In sieben der 138 badischen Deportationsorte wurde fotografiert, fünf der insgesamt 45 Aufnahmen wurden in Kippenheim aufgenommen.

In der Führung werden auch der Ablauf der Abholung, die politischen Hintergründe dieses Zivilisationsbruches, die Fotografen und ihre Motive sowie der Umgang mit den Deportationsfotos heute thematisiert. Nach der Führung durch die Ausstellung schließt sich bei Interesse der Teilnehmer noch eine kurze Führung durch die ehemalige Synagoge an. Die Veranstaltung erfolgt in Kooperation der VHS mit dem „Förderverein Ehemalige Synagoge Kippenheim“ und wird von Jürgen Stude, dem 1. Vorsitzenden des Fördervereins, geführt.

25. September 2024, 17 Uhr
Alte Synagoge Kippenheim
Poststraße 17, 77971 Kippenheim