Große Verdienste um die Erinnerung
Eva Mendelsson und Martin Ruch erhalten das „Stadttorzeichen“ von Werner Pokorny für ihr großes Engagement.
Es wird eine Feierstunde der besonderen Art. Nächsten Freitag, 27. Januar, 19 Uhr, erhalten der Historiker und ehrenamtliche Redakteur der „Ortenau“, Martin Ruch, sowie die Überlebende des Holocaust, Eva Mendelsson, eine Auszeichnung der Stadt Offenburg für ihre großen Verdienste um das Gedenken an die schwärzeste Epoche der deutschen Geschichte.
Offenburg hat Ende der 1970er-Jahre begonnen, die Verbrechen des NS-Regimes in der eigenen Stadt zu beleuchten. Seither ist dieses städtische Gedenken und Erinnern ein fester Bestandteil des kulturpolitischen Programms. Im vergangenen Jahr hat sich der Gemeinderat dafür ausgesprochen, die Erinnerung einmal an die Demokratiebewegung 1847 bis 1849, zum anderen aber auch an die dunkle Zeit des Nationalsozialismus auch künftig zu pflegen als Grundpfeiler einer städtischen Erinnerungskultur. Der Salmen, der einer großen Öffentlichkeit erst mit dem Freiheitsfest 1997 in seiner historischen und politischen Bedeutung bewusst wurde, ist nicht nur ein Denkmal von nationaler Bedeutung, sondern als Ort sowohl der Volksversammlungen 1847, 1848 und 1849 als auch der Schändung der jüdischen Synagoge 1938 einzigartig in Deutschland.
Eva Mendelsson, 1931 als Tochter von Sylvia und Eduard Cohn geboren, besucht seit Anfang der 1990er-Jahre Offenburg regelmäßig einmal im Jahr. Sie stellte und stellt sich immer noch Zeitzeugengesprächen zur Verfügung. Dabei besucht sie Schulen, um jungen Menschen ihre Lebensgeschichte und von ihren Lebenserfahrungen zu erzählen. Das ist keine Selbstverständlichkeit und kostet sie immer auch viel Kraft und Tränen. Sie hat mit 13 Jahren ihre Mutter zum letzten Mal gesehen, bevor diese in Auschwitz im Alter von 38 Jahren umgebracht wurde. Dort starb zwei Jahre später auch ihre älteste Schwester Esther – mit 18 Jahren. Sie und die mittlere Schwester Myriam überlebten.
Martin Ruch hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, die Biografien von Offenburger und Ortenauer Juden zu erforschen, zu dokumentieren und zu veröffentlichen.
Freitag, 27. Januar, 19:00 Uhr
Museum im Ritterhaus, Ritterstraße 10, 77652 Offenburg