Bühler, Franz Karl

Franz Karl Bühler wurde am 28. August 1864 in Offenburg geboren. Sein Vater, Karl Bühler, der aus  Offenburg Foto: Museum im Ritterhausstammte, hatte 1863 Euphrosyne Peter aus Achern geheiratet, und sich im gleichen Jahr mit einer eigenen Schmiedewerkstatt in der Glaserstraße 7 in Offenburg selbständig gemacht.

Franz Karl war ein guter Schüler. Nach der Schulzeit machte er eine Schlosserlehre im Betrieb des Vaters. Da er eine außerordentliche Begabung zeigte, studierte er an der Kunstgewerbeschule in Karlsruhe und besuchte in München ein Jahr lang die gewerbliche Fortbildungsschule. Im Offenburger Archiv werden seine Skizzenbücher und losen Zeichnungen aufbewahrt. Durch sie kann man nachvollziehen, wohin ihn seine Wanderjahre geführt hatten.

Nach verschiedenen Preisen für seine Kunstschmiedearbeiten im Inland, erhielt Franz Karl Bühler auf der Weltausstellung 1893 in Chicago eine Medaille für Kunstschlosserei. Das prämierte schmiedeeiserne Tor steht heute im Stadtgarten Karlsruhe, Eingang Wolff-Anlage. Nach seiner Rückkehr aus Chicago wurde er als Lehrer für Kunstschlosserei an der Kunsthandwerkerschule in Straßburg tätig. Nach nur drei Jahren Lehrtätigkeit wurde ihm gekündigt, da sich unüberwindbare Differenzen zwischen Schulleitung, Kollegium und Schülern einerseits und Franz Karl Bühler andererseits aufgetan hatten. Die Kündigung traf ihn so tief, dass ihn von da an Verfolgungsängste quälten.

Nach einem Aufenthalt in Hamburg, wo er zum erste Mal für kurze Zeit Patient in einer Anstalt war, ging er in die Schweiz. Dort wurde er in die Irrenanstalt Breitenau eingewiesen und im Mai 1898 in die Heil- und Pflegeanstalt Illenau überführt. Zwei Jahre lang versuchte er immer wieder mit juristischen Mitteln, entlassen zu werden. Während dieser Zeit führte er seine künstlerische Arbeit fort und drang darauf, ein eigenes Zimmer zu bekommen, um besser arbeiten zu können. Sein Verfolgungswahn verstärkte sich: vor „der gefährlichen Einflussnahme von außen“ und  vor „Vergiftungsgefahr“* versuchte er sich zu schützen.

Im April 1900 wurde Bühler in die Badische Heil- und Pflegeanstalt Emmendingen verlegt. Die Anstalt war nach einem psychiatrischen Reformkonzept gestaltet: „In einem harmonischen Wechsel von medizinischer Behandlung und Entspannung, von Arbeit und Unterhaltung, von Spiel, Musik, Lektüre und Spaziergängen im Park oder sportlicher Betätigung sollten Körper, Geist und Seele geheilt werden und dem Patienten der Eindruck der Internierung genommen werden.“* Bühler konnte sich ungehindert seiner künstlerischen Arbeit widmen. Eine enorme Zahl von Bildern und Zeichnungen ist in dieser Zeit entstanden, von denen etwa 150 in der Prinzhorn-Sammlung in Heidelberg aufbewahrt werden.

1940 wurde Franz Karl Bühler wehrloses Opfer des Euthanasie Programms der Nationalsozialisten. In Grafeneck, einem kleinen Ort auf der Schwäbischen Alb, wurde er vergast. Dieses Schicksal teilt er mit tausenden von psychisch Kranken und geistig oder körperlich Behinderten, die dort in die Anstalt eingeliefert und dann ermordet wurden. 

 
* Ruth Keller-Kempas: Franz Karl Bühler – Eine Biographie.
  In: Franz Karl Bühler. Bilder aus der Prinzhorn-Sammlung. Ausstellungskatalog
  Museum im Ritterhaus 1993

 
Stolpersteine für Offenburg, Hrsg.: Gerda Maria Lüttgen, 2013
Stolperstein: Glaserstraße 7

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