Emmendingen: Wechselausstellung „Weg hier!?“

„Weg hier!“ Dieser Ausruf soll aufmerksam machen, aufrütteln, vielleicht sogar erschrecken.
Damals wie heute ist er aktuell. Weg von hier, aber wohin? Und warum? Freiwillig oder genötigt?Ein Ausruf, den jeder von uns sicher schon gehört oder selber gesprochen hat, als Kind beim Spiel, als Jugendlicher auf dem Schulhof, als Erwachsener mit Fernweh…
Diesen Ausruf vernahmen die Juden und Jüdinnen als Befehl durch die Jahrtausende, auch hier in Emmendingen im 20. Jahrhundert. Unerwünschtes Leben, das weggeschafft werden sollte, ob nach Dachau, Gurs oder Auschwitz..
Diesen Ausruf sprachen Juden selbst, ob in Moskau, Kiew oder Chisinau, als sie der Einladung der Bundesregierung folgten und Anfang der 90er Jahre nach Deutschland als sogenannte Kontingentflüchlinge einwanderten. Jüdisches Leben sollte nach der Schoa wieder gestärkt werden.

Eine Aktualität von Flucht und Vertreibung, von Wanderungen von einem Ort zum anderen, Bewegungen, freiwillig oder unfreiwillig, mit Koffer in der Hand oder gepackten Umzugskisten.
Es ist auch eine Frage, die sich Juden heute wieder stellen müssen, ob in Deutschland, in der Ukraine oder in Israel – Feindlichkeit ausgesetzt, Unsicherheit spürend: Bin ich hier noch sicher? An dem Ort, an dem ich lebe?

Diese Gedanken nehmen in der Ausstellung Form an: Exponate zum Pessach-Fest, dem Auszug der Israeliten aus Ägypten Richtung Kanaan, das dieses Jahr Mitte April gefeiert wird. Ungesäuerte Brote, Mazzot, erinnern an den eilfertigen Aufbruch aus der Sklaverei in die Freiheit. Die an den ersten beiden Abenden gelesene Haggada erzählt vom Auszug aus Ägypten durch gttliche Hand. Jüdische Kinderbücher zum Stöbern und Lesen laden ein, die Pessach Geschichte kennenzulernen.

Gegenstände von ehemaligen Emmendingen Jüdinnen und Juden führen durch Jahrzehnte von Flucht und Vertreibung:
Fotoalbum und Reisepass der 1938 in die USA ausgewanderten Marion Reet, geb. Baer, 1921, Taschentuchetui der Mutter und hebräische Bibel zur Erinnerung an die Israelitische Heimatgemeinde Emmendingen – Abschiedsgeschenke an Margot Heymann, geb. Weil, 1927, für den Kindertransport in die Schweiz im Jahre 1939 sowie Bescheinigungen der Bezirkssparkasse Emmendingen aus dem Jahre 1939 für den aus Dachau entlassenden Hugo Weil, geb. 1877, für die Auswanderung in die Schweiz. Seine Vorfahren waren die Mitbegründer der Israelitischen Gemeinde Emmendingen im Jahre 1716.

Mit der Wiedergründung der Jüdischen Gemeinde Emmendingen vor genau 30 Jahren wird ein neues Kapitel aufgeschlagen: die Einwanderung von Juden und Jüdinnen aus der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland. Hebräische Gebete in russischer Übersetzung zur Wohnungssuche neben Moldover Matroschka Püppchen erinnern an die erste Zeit in Emmendingen, die in dem Dokumentarfilm von Torsten Wenk „Ausgerechnet Deutschland – Jüdische Immigration nach Emmendingen“ (2004) festgehalten sind. Interviews mit Mitgliedern und Vorständen der Jüdischen Gemeinde heute können auf der Medienstation angesehen und angehört werden. Nun betreut die Gemeinde sogar selbst jüdische Flüchtlinge aus Kriegsgebieten.

Vom 2. April bis 31. August 2025
Jüdisches Museum Emmendingen
Schlossplatz 7,
79312 Emmendingen

Emmendingen-Simon-Veit-Haus

Emmendingen: Vortrag „Jüdische Geschäftsleute in Emmendingen“

Anlässlich des Jahrestags des Boykottsjüdischer Gewerbetreibender am 1. April 1933 hält der Freiburger Journalist und Historiker Bernd Serger einen Vortrag über „Jüdische Geschäftsleute in Emmendingen“.

Ein prägendes Ereignis für den lokalen Einzelhandel war die Eröffnung einer großen Filiale des Freiburger Warenhausunternehmens Sally Knopf am Marktplatz im Jahr 1912, die bis zur „Arisierung“ 1937 das einzige Warenhaus der Stadt blieb.
Bis in die 1930er Jahre spielten jüdische Unternehmer eine bedeutende Rolle in Emmendingen, vor allem in den Bereichen Textilien, Manufaktur-und Schuhwaren, Metzgereien, Bäckereien, Lebensmittel sowie Tabak, Branntwein, Eisen und Lumpen. Herausragend war die Zahl jüdischer Viehhändler.
Mehr als 50 Firmen jüdischer Inhaber standen 1933 auf der NS-Boykottliste, darunter über ein Dutzend Viehhandlungen, alleine acht in der Karl-Friedrich-Straße.

Bernd Serger, der sich seit Jahrzehnten mit der jüdischen Geschichte beschäftigt und nach seinem Ruhestand 2011 insbesondere die Geschichte der Knopf-Warenhauskette erforscht, beleuchtet in seinem Vortrag die Rolle der vier Brüder Knopf, die 1912 mit über 120 Niederlassungen in
Deutschland, der Schweiz, im Elsass und in Lothringen die größte Warenhauskette Europas führten.

Der bebilderte Vortrag widmet sich auch weiteren bemerkenswerten Unternehmen jüdischer Geschäftsleute in Emmendingen.

Veranstaltungsflyer:
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Donnerstag, 3. April, 19 Uhr
Teschemacher-Saal im Simon-Veit-Haus,
Kirchstraße 11, Emmendingen
Eintritt frei – Spenden erbeten

ehemalige Synangoge Kippenheim

Kippenheim: „Steine – gegen das Vergessen“. Ein Rundgang zu den Stolpersteinen in Kippenheim

Der Künstler Gunter Demnig hat in den 1990er-Jahren das Kunst- und Geschichtsprojekt „STOLPERSTEINE“ gestartet. Diese Stolpersteine sollen an Menschen erinnern, die unter der NS-Diktatur gelitten haben oder ihr zum Opfer fielen. Die Steine tragen den Namen der Opfer und werden vor deren einstigen Wohnungen von Gunter Demnig persönlich verlegt. Die Aktion begann in Berlin, mittlerweile gibt es in über 1.000 Gemeinden in 24 Ländern Europas solche Stolpersteine.  Auch in Kippenheim gibt es 26 Stolpersteine.

Die Führung unter der Leitung von Jürgen Stude sucht diese Stolpersteine in Kippenheim auf und erinnert an die jüdischen Familien, die hier gelebt haben und an ihr Schicksal.

Kooperationsveranstaltung der VHS Kippenheim mit dem Förderverein Ehem. Jüdische Synagoge Kippenheim.

Sonntag, 6. April, 15:00 Uhr
Ehemalige Synagoge Kippenheim,
Poststraße 17, Kippenheim

Sulzburg Ehemalige Synagoge innen

Sulzburg: Lesung „FürSprache und WiderWorte“

Auf Grund der ausverkauften Lesung im Herbst des vergangenen Jahres gestaltet Johanna Rieken am 11.Mai 2025 um 19 Uhr   in der ehemaligen Sulzburger Synagoge einen  zusätzlichen Vortragsabend mit Gedichten von Erich Fried, musikalisch begleitet von Gregor Schulenburg (Querflöten, Duduk, Kyotaku).
 
 Der Dichter Erich Fried, 1921 als Sohn jüdischer Eltern in Wien geboren, hat 1975 in einem Gespräch gesagt: „Ich habe mich niemals bewusst nationaljüdisch gefühlt, aber wenn die anderen sagten: Warte nur, bis der Hitler kommt, dann werdet ihr alle aufgehängt –, dann genügte das durchaus, um sich jüdisch fühlen zu müssen.“ Der Vater wurde 1938 bei einem Verhör durch die Gestapo umgebracht, dem Sohn und der Mutter gelang die Flucht nach England. 
Gestorben am 22. November 1988 in Baden-Baden, hinterließ Fried ein beeindruckendes literarisches Erbe, das sich durch seine politische und soziale Haltung sowie seine lyrische Sensibilität auszeichnete. Frieds literarische Laufbahn wurde stark von den Ereignissen des Zweiten Weltkriegs und seiner eigenen Erfahrung als Jude in Österreich geprägt. Er musste vor den Nazis fliehen und verbrachte einige Jahre im Exil in London. Diese Erfahrungen hinterließen tiefe Spuren in seinem Werk und führten zu einer starken sozialen und politischen Ausrichtung in seiner Lyrik.

Seine Gedichte sind bekannt für ihre klare, direkte Sprache und ihre Fähigkeit, komplexe politische und soziale Themen in zugängliche und berührende Worte zu fassen.
Neben seiner eigenen Lyrik war Erich Fried ein begabter Übersetzer, der Werke von englischsprachigen Dichtern wie William Shakespeare und Dylan Thomas ins Deutsche übertrug.

Erich Frieds Werk wurde mit verschiedenen Preisen und Auszeichnungen geehrt, darunter der Georg-Büchner-Preis im Jahr 1987

Veranstaltungsplakat:
Erich Fried_A3 Plakat_Synagoge

Sonntag, 11. Mai, 19 Uhr
Ehemalige Synagoge Sulzburg,
Gustav-Weil-Straße 18, Sulzburg
Ticket-Reservierung:

Wandbild von Theodor Kammerer im NS-Dokuzentrum. Foto: Michael Eckmann

Freiburg: Vortrag „Das Wandbild von Theodor Kammerer im Foyer des früheren Freiburger Verkehrsamtes“

Die von den Nationalsozialist*innen erzwungene Stärkung der „Volksgemeinschaft“ bedeutete auch in Freiburg und in der Region die Verdrängung und Verfolgung verschiedener Bevölkerungsgruppen. Mehr als ein Dreivierteljahrhundert nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs soll an Beispielen untersucht werden, wie weit die beteiligten Akteur*innen und die Stadt Freiburg ihre Vergangenheit im Nationalsozialismus aufgearbeitet haben.
Die Web-Talk-Reihe „Freiburg und die Region in der Zeit des Nationalsozialismus“ beleuchtet die NS-Zeit aus unterschiedlichsten Perspektiven und fragen nach den – teilweise unvollständigen oder widersprüchlichen – „Erinnerungsfiguren“ (Jan Assmann), die das Selbstverständnis und die Erinnerungskultur in Freiburg und der Region bis heute maßgeblich prägen.

Die Erste Veranstaltung der Web-Talk-Reihe findet ausnahmsweise in Präsenz statt. In einem Vortrag wird Dr. Antje Lechleiter, Kunsthistorikerin, das Wandbild von Theodor Kammerer im Foyer des früheren Freiburger Verkehrsamt, dem heutigen Dokumentationszentrum Nationalsozialismus, genauer erklären.

Foto: Michael Eckmann

13. Mai. 2025, 20:15 Uhr
Foyer des DZNS, Rotteckring 14, Freiburg
Vortrag mit Dr. Antje Lechleiter
Moderation: Julia Wolrab & Jost Großpietsch
Anmeldung unter:

Außenansicht des Dokumentationszentrums Nationalsozialismus in Freiburg

Freiburg: Gespräch mit Nachkommen verfolgter jüdischer Freiburger*innen

Anlässlich der Eröffnung des Dokumentationszentrums Nationalsozialismus und des Einzugs der Landeszentrale für politische Bildung, Außenstelle Freiburg, in die „WG für Demokratie“ findet eine Gesprächsrunde mit Nachkommen verfolgter jüdischer Freiburger*inenn statt.

Jahrzehntelang war die Geschichte der Familie Weil-Lion in Freiburg völlig vergessen. Die ehemalige Lehrerin Sabine Herrle beschäftigt sich seit 2019 mit den Biographien der Verfolgten und hat Kontakt zu den Nachkommen aufgebaut. Ein Gespräch über Erinnern, über Rückkehr und über Wünsche für die Zukunft. In Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung, Außenstelle Freiburg und dem Gedenkstättenverbund Südlicher Oberrhein. Das Gespräch findet in englischer Sprache mit deutscher Übersetzung statt.

22. März 2025, 19 Uhr
Foyer des DZNS, Rotteckring 14,
79098 Freiburg