Mikwe Offenburg, Foto: Steffen Krauth

Freie Besichtigung der Mikwe Offenburg

In Deutschland sind nur wenige jüdische Ritualbäder bekannt, die vor dem 18. Jahrhundert errichtet wurden. Die Offenburger Mikwe zeichnet sich durch eine einzigartige Bauweise aus, die immer noch Rätsel aufgibt. 1784 wurde das Gebäude errichtet, über dessen Gewölbekeller der Zugang zur Mikwe möglich ist. Das Bad wurde damals zum Brunnen umgenutzt. Der ursprüngliche Sinn geriet in Vergessenheit. Die neue Präsentation greift drei Themenkomplexe auf: Geschichte der Offenburger Juden vom Mittelalter bis in die Neuzeit, Baugeschichte und Datierungsprobleme, -Funktion eines jüdischen Ritualbads.
Öffnung in Kooperation mit dem Jugendbüro / Mehrgenerationenhaus Offenburg.

Sonntag, 19. Mai 2019, 13-17 Uhr
Offenburg, Eingang Glaserstraße 8 (Zugang über Bäckergasse oder Steinstrasse)
Öffnung in Kooperation mit dem Jugendbüro / Mehrgenerationenhaus Offenburg.
Eintritt frei

jüdisches Lehrhaus Emmendingen

Emmendingen: Führung für Kinder

Museumspädagogisches Programm für Kinder mit der Kuratorin Monika Miklis: Eine Führung für Kinder, in der alle Sinne angesprochen werden Fühlen, Riechen, Hören, Sehen und natürlich auch Schmecken!:
Weitere Veranstaltungen in dieser Reihe: Flyer_JüdischesLehrhaus

Sonntag, 26. Mai 2019, 11.45 Uhr
Anmeldung bis zum 20. Mai 2019
Jüdisches Museum Emmendingen (Mikwe), Schlossplatz 7
Eintritt frei, Spenden erbeten

Grombacher, Karl & Bella (geb. Hausmann)

Karl Grombacher wurde am 2. Juli 1895 als erster Sohn des Kaufmanns Max Grombacher und seiner Ehefrau Karoline geboren. Die Familie, zu der noch sein jüngerer Bruder Friedrich gehörte, lebte von 1895 bis 1920 in Straßburg.

1920 mussten die Grombachers Straßburg verlassen, da die dort noch wohnenden Deutschen in den Augen der Franzosen so kurz nach Ende des Ersten Weltkrieges als „feindliche Elemente“ galten. Ab dem 11. April 1920 wohnte er mit seinen Eltern und dem Bruder in der Offenburger Hauptstraße 44. Karl, gelernter Kaufmann wie sein Vater, arbeitete als Textilwarenvertreter.

Hier in Offenburg lernte er Isabella Hausmann kennen, die am 4. Juli 1894 im hessischen Wachenheim geboren worden war und mit ihren Eltern Leopold und Hermine, geborene Michel, bis 1921 in Worms gelebt hatte. Karl und Isabella, die allgemein nur Bella gerufen wurde, heirateten am 29. September 1921. Zwei Tage vor der Hochzeit zogen sie in die Gerwigstraße 3 und knapp 1 ½ Jahre später wurde als ihr einziges Kind Sohn Kurt am 23. Oktober 1922 in der Franz-Volk-Straße 45 geboren. Am 1. August 1927 zogen die Grombachers in das Haus im Philosophenweg 20, wo auch Karls Vater Max wohnte.

Schon gleich nach der Machtübernahme der Nazis hatte Karl Grombacher mit Existenzschwierigkeiten zu kämpfen. Um den Einschränkungen und Verfolgungen der neuen Machthaber zu entgehen -man entzog ihm die Vertretung seiner Firma-, begab er sich Ende März 1933 ins elsässische Sèlestat (Schlettstadt) und schlug sich von da an mit Gelegenheitsarbeiten bis zum Kriegsausbruch 1939 durch.

Warum Bella mit dem Sohn in Offenburg blieb anstatt dem Ehemann ins Elsass zu folgen, lässt sich leider nicht mehr ergründen. Ebenso muss unklar bleiben, ob Karl ihr für den Unterhalt Geld zukommen ließ oder ob sie und Sohn Kurt Unterstützung von ihren oder seinen Eltern bekamen. In den Folgejahren jedenfalls zog Bella mehrfach um, etwa im Jahr 1936 nach Ettlingen, kehrte aber von dort nach nur drei Monaten wieder nach Offenburg zurück. Hier stand sie nicht nur in einem regen Briefwechsel mit ihrem Schwager Friedrich, sondern erhielt auch von ihm, der schon länger im Elsass lebte uns seinen Namen in Frédérik geändert hatte, Lebensmittelpakete zugeschickt. Als sie Anfang Mai 1940 nach Walldorf bei Wiesloch verzog, stellte sie ihre Möbel bei einem Spediteur in Offenburg unter wohl in der Hoffnung, ihrem Ehemann doch noch irgendwann nach Frankreich folgen zu können.

Dazu kann es jedoch nicht mehr: Am berüchtigten 22. Oktober 1940 wurde sie wie alle anderen badischen Juden zusammen mit Kurt ins Lager Gurs deportiert. Über das Sammellager Drancy bei Paris wurden Mutter und Sohn am 14. August 1942 ins KZ Auschwitz verbracht, wo sich ihre Spuren verlieren. Wahrscheinlich wurden beide direkt nach der Ankunft ermordet. Zehn Jahre später setzte das Amtsgericht Offenburg den Tag der Deportation nach Auschwitz als ihren offiziellen Todestag fest.

Ein besseres Schicksal hingegen war dem Ehemann Karl beschieden. Zwar wurde er als feindlicher Ausländer von den Franzosen bei Kriegsbeginn 1940 interniert, kam aber durch seine freiwillige Meldung zur Fremdenlegion frei, u. a. war er in Algerien stationiert. Von 1941 bis 1949 arbeitete er hier als Buchhalter in einer Kohlegrube und kehrte 1950 nach Straßburg zurück. Im November dieses Jahres stellte er einen Antrag auf Haftentschädigung für seine Frau und seinen Sohn. Nach 8 Jahren erhielt er schließlich eine Entschädigung für „Schaden an Freiheit“ seiner Frau von 3300 DM. Für seinen Sohn erhielt er nichts, da er, Karl, als Erwachsener einer Waisenrente „ nicht mehr bedürftig“ sei, wie es in den amtlichen Unterlagen hieß.

Leonie Marie Oßwald
Gedenkbuch im Salmen (Offenburg), 2016/17

Lederer, Arnold

Arnold Lederer wurde am 25.4.1913 in Diersburg als erster von drei Söhnen eines jüdischen Kaufmanns geboren. Seine Eltern Moritz und Frieda Viktoria, geborene Maier, betrieben wie viele Juden zur damaligen Zeit einen kleinen Textilwarenladen. Am 20.7.1922 zog die Familie nach Offenburg und eröffnete in der Hauptstraße 54 das Textilwarengeschäft Lederer & Maier. 1925 zogen das Geschäft und die Familie in die Augustastraße 7 um und 1928 in die Hildastraße 67.

Arnold besuchte ab 1923 die Oberrealschule, das heutige Schillergymnasium, und legte dort 1932 sein Abitur ab. Da die Eisenbahn schon immer Arnolds Lebensziel war und es sein Leben lang bleiben sollte, wurde er Werkstudent im Lokomotivenausbesserungswerk in Offenburg. Kurze Zeit später begann er ein Ingenieursstudium an der Technischen Hochschule in Karlsruhe. Auf Grund eines Numerus clausus, der nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten für Juden eingeführt wurde, war es ihm allerdings nicht möglich, das Studium zu beenden, und er musste noch im gleichen Jahr die Lehranstalt verlassen.

Bedingt durch den öffentlichen Druck auf jüdische Geschäfte wurde die Kundschaft des elterlichen Ladens immer kleiner, was dazu führte, dass Arnolds Vater Moritz das Geschäft aufgeben musste und mit seiner Frau und seinen drei Kindern am 31.8.1933 nach Straßburg emigrierte. Dort konnte Lederer sein Studium aus finanziellen Gründen nicht weiterführen. Da ihm eine Arbeitserlaubnis verwehrt blieb, musste er bis auf weiteres schwarzarbeiten.

Im Jahre 1936 heiratete er die Straßburgerin Emma Loinger und zog noch im gleichen Jahr mit ihr nach Paris, wo er die technische Schule Ecole d’Diderot besuchte. Nach einigen Monaten Unterricht verpflichtete er sich 1937 als Arbeiter bei der Französischen Eisenbahn. Ebenfalls 1937 wurde sein einziger Sohn Henry geboren. Henry lebt schon seit über 40 Jahren in Israel und hat drei Kinder und fünf Enkelkinder.

Bedingt durch den Einmarsch der Deutschen in Frankreich 1940 musste Lederer Paris mit seiner Frau verlassen und begab sich über Tours in die Dordogne, wo er in einem Eisenbahnwerk arbeiten konnte. Nach dem Waffenstillstand vom 25.06.1941 hieß es, dass alle Beamten wieder zurückgehen sollten. Lederer ging ohne seine Frau im August 1940 nach Paris zurück. Zu seinem eigenen Schutz vor den Besatzern schickte ihn sein ehemaliger Chefingenieur jedoch sofort wieder zurück. Im gleichen Jahr besuchte Lederer mehrere Male seine Verwandtschaft im Internierungslager in Gurs, in das alle badischen Juden deportiert worden waren, und brachte ihnen Nahrungsmittel.

Da bald darauf die Ausnahmegesetze in Frankreich in Kraft traten, war es Lederer nicht mehr möglich, seinen alten Beruf weiter auszuüben. Stattdessen schlug er sich mit dem Verkauf von Kämmen, Parfümerie und Kurzwaren durch, die er manchmal durch Beziehungen bekommen konnte. Er arbeitete auch zum Teil in einer Sägerei. 1944 musste Arnold Lederer mit seiner Frau flüchten, da man eine Organisation zur Rettung jüdischer Kinder, bei der seine Gattin arbeitete, aufdeckte. Die beiden flüchteten an die Südgrenze der Dordogne, die damals stark von der Landwirtschaft geprägt war, weshalb sie auch nie Hunger litten. Sie versteckten sich für den Rest des Krieges in einem kleinen verlassenen Haus auf einer Wiese weit entfernt vom nächsten Ort. Nur der Bürgermeister wusste, dass Lederer mit seiner Familie dort wohnte. Dieser verleugnete sie auch vor den Deutschen, um sie vor der Deportation zu schützen. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm Lederer seine Tätigkeit bei der Französischen Eisenbahn wieder auf, bis er 1973 in Ruhestand ging.

Dominik Kiefer
Gedenkbuch Salmen (Offenburg), 2006/07

Veit, Anna (geb. Kaufmann)

Am 18. Mai. 1874 kam Anna Veit in Lichtenau zur Welt. Sie entstammte einer angesehenen Lichtenauer Familie, den Kaufmanns, deren verschiedene Zweige in fast allen Orten des Hanauer Landes vertreten waren.
So hatte zum Beispiel Michael Kaufmann im benachbarten Kehl ein großes Futtermittelunternehmen gegründet. Annas Mutter hieß Zibora Kaufmann und ihr Vater Marx Kaufmann, welcher ein Handelsmann war. Als ihre Eltern Goldene Hochzeit feierten, wurde dies in der Zeitschrift „Der Israelit“ am 26.11.1908 entsprechend gewürdigt. Die Festansprache hielt dabei der Offenburger Rechtsanwalt Leopold Veit. Er war ihr Schwiegersohn, denn Anna hatte ihn 1895 geheiratet. Das Paar lebte in der Okenstraße 5, Leopold Veit unterhielt seine Kanzlei.

Die Veits bekamen 6 Kinder, 5 Söhne und eine Tochter. Ihr erster Sohn Robert kam am 10. März 1896, also ein Jahr nach der Eheschließung, auf die Welt. Am 11. Januar 1897 gebar Anna ihren zweiten Sohn Hans, 10 Monate später folgte Berthold. Ihren vierten Sohn Heinrich bekam sie im Februar 1900 und zwei Jahre später ihren fünften Sohn Josef. Das Nesthäkchen stellte Tochter Margaretha dar, das am 10. August 1905 geboren wurde.

1928 starb Leopold Veit. Nach dem Tod ihres Mannes lebte sie weiterhin im Haus in der Okenstraße, wo sich auch die Arbeitszimmer ihrer Söhne befanden. Finanziell unterstützt wurde sie wohl in erster Linie von ihrem Sohn Heinrich, der die Rechtsanwaltspraxis seines Vaters übernommen hatte.
Nach 1933 arbeiteten die Nazis mit allen Mitteln darauf hin, Juden auszugrenzen und zum Verlassen Deutschlands zu zwingen.

Nachdem Anna Veit zweimal von der Gestapo (Geheime Staatspolizei) verhört worden war, entschloss sie sich auszuwandern. Zunächst musste sie jedoch ihr Haus verkaufen, was ihr 1938 unter großen Mühen gelang. Für lediglich 22 700 Reichsmark wechselte das Gebäude in der Okenstraße 5 den Besitzer, es ging weit unter Wert an einen praktischen Arzt. Kurze Zeit später, im Frühjahr 1939, gelang es Anna, zu ihrem Sohn Heinrich nach Brasilien auszuwandern, der bereits seit 1934 dort lebte, weil er in Offenburg kein Auskommen mehr fand. Er konnte natürlich nicht mehr als Rechtsanwalt tätig sein, sondern versuchte sich als Buchhändler. In der Stadt Sao Paolo erlebten beide das Kriegsende. Seine Mutter Anna Veit kehrte im Jahre 1947 nach Europa zurück und ging zu ihrem Sohn nach England. Sie wohnte in London, 11 Ridgeway 42. Dort lebte sie bis zu ihrem Tode Ende der 60er Jahre (das genaue Todesdatum ist leider unbekannt).

Güzin Alkan
Gedenkbuch im Salmen (Offenburg), 2017/18

 

Levi, Albert

Albert Levi wurde am 30.Juli 1883 in Offenburg geboren. Sein Vater Karl war Mitinhaber des Kaufhauses Hauser und Levi (siehe dazu Biografie Siegfried Hauser). 1902 machte er sein Abitur am Humanistischen Gymnasium Offenburg, dem heutigen Grimmelshausengymnasium.

Er studierte Jura in München, Heidelberg und Freiburg und bestand 1906 nach nur sieben Semestern das erste Staatsexamen. Seinen Militärdienst leistete er als Einjährig-Freiwilliger 1907/08 beim Infanterieregiment 170, das in Offenburg stationiert war. Sein Assessorexamen bestand er 1911. Zwischenzeitlich absolvierte er viele Praktika, unter anderem beim Großherzoglichen Ministerium der Justiz, des Kultus und des Unterrichts in Karlsruhe. Dort arbeitete er vier Monate bei Dr. Ludwig Haas, dem damals sehr bekannten Justizminister. Am 27. Februar 1912 erhielt er seine Zulassung als Rechtsanwalt, eröffnete wenige Tage später in Offenburg seine Praxis und war bald ein angesehener Anwalt.

Nach Kriegsbeginn 1914 kam er mit dem Reserve-Infanterie-Regiment 111 an die Westfront. Er wurde an der Hüfte und am Unterschenkel verwundet und hoch dekoriert.

Am 31. Juni 1919 heiratete er Josefine Augustine Schwab, eine Katholikin. Direkt nach der Hochzeit zog das junge Paar in die Blumenstraße 3, wenige Zeit später in die Hauptstraße 32.

Am 17. Oktober 1938 wurde Albert Levi von den Nazis die Zulassung als Rechtsanwalt entzogen. Dass er sie überhaupt bis 1938 behalten durfte, lag daran, dass er Frontkämpfer gewesen war. Auch musste er 1938 den Zweitnamen Israel annehmen, wie ihn alle männlichen Juden im „Dritten Reich“ führen mussten. Am 10. November desselben Jahres, nach der Reichsprogromnacht, wurde er verhaftet und ins KZ Dachau gebracht. An Weihnachten durfte er wieder nach Offenburg zurückkehren.

Durch seine Heirat mit einer Christin lebte er in einer, wie die Nazis das nannten, „privilegierten Mischehe“. Daher wurde er auch nicht am berüchtigten 22. Oktober 1940, als alle badischen Juden festgenommen wurden, nach Gurs deportiert. Obwohl er wegen seiner christlichen Frau eigentlich „privilegiert“ war, sollte er dennoch gegen Ende des Kriegs, am 14. Februar 1945, ins KZ Theresienstadt deportiert werden, entkam aber durch Flucht und tauchte unter.

Nach dem Krieg konnte er im Staatsdienst eine zweite Karriere als Beamter starten, wurde am 15. Oktober 1945 Landgerichtrat und 1947 Landgerichtsdirektor. Ab dem 1. August 1947 leitete er die Kammer des Untersuchungsausschusses für politische Säuberung in Offenburg und im März 1948 die Restitutionskammer. Seit Juli 1947 besaß er den Status als Beamter auf Lebenszeit. Schon ein Jahr später ließ er sich in den Ruhestand versetzen bzw. erreichte die gesetzliche Altersgrenze. In der Folgezeit beantragte er in verschiedenen Verfahren eine Entschädigung für das Leid, das ihm während der Nazizeit widerfahren war und erhielt in den meisten Fällen auch eine zugesprochen – dies vor allem deshalb, weil er selbst Jurist war und sich von den deutschen Behörden nicht einschüchtern ließ.

Am 25. März 1961 starb er in Offenburg und wurde auf dem alten jüdischen Friedhof begraben, der ein Teil des heutigen Stadtfriedhofes ist.

Jana Schwab,
Gedenkbuch im Salmen (Offenburg), 2016/17

Ebstein, Alfred

Alfred Alexander Ebstein wurde am 8. März 1909 in Offenburg geboren. Der älteste Sohn von Ida und Ismar Ebstein besuchte wie auch seine Geschwister Friederike und Elias das städtische Gymnasium in Offenburg. Die heute nach Grimmelshausen benannte Schule war damals das einzige Gymnasium in Offenburg.

Nach Beendigung der Schule zog er zunächst nach Köln-Lindenthal und heiratete dort Margot Mattes, die am 14. November 1909 in Moers geboren worden war. Das junge, streng religiöse Ehepaar Ebstein zog anschließend nach Kitzingen am Main, wo am 6. Oktober 1938 ihr Sohn Denny zur Welt kam. Alfred verdiente sein Geld als Buchhalter und Expedient in der Firma des Weinhändlers Moritz Lustig. Als Expedient war er für den Versand von Frachtgut verantwortlich. Allerdings dürften weder er noch sein Chef von den Nazis verschont geblieben sein: Wahrscheinlich wurde Alfred Ebstein in den 1930er Jahren entlassen und der Weinhändler musste sein Geschäft aufgeben. Wovon die kleine Familie in der Folgezeit lebte, lässt sich nicht mehr recherchieren.

Am 14. März 1942 wurden die Ebsteins von Kitzingen aus in die polnische Kleinstadt Izbica bei Lublin in das dortige Ghetto deportiert. Das Ghetto diente als eine Art Sammellager für den Weitertransport der Menschen in die Vernichtungs-KZ Sobibor, Majdanek und Belzec. Auch Alfred Ebstein und seine Familie wurden wohl von Izbica in eines dieser KZs gebracht. Seitdem gelten alle drei als verschollen, wahrscheinlich wurden sie kurz nach ihrer Ankunft im Lager ermordet. In der Kitzinger Einwohnermeldekarte wurde als Todestag Alfred Ebsteins der 31. März 1942 eingetragen. Es muss leider ungeklärt bleiben, wie dieser Eintrag zustande kam.

Jule Frenk & Karolin Scheiding,
Gedenkbuch im Salmen (Offenburg), 2017/18

Blaues Haus Breisach

Breisach: jour fixe musical – Polen

Unter dem Motto: „Musikalische Raritäten zum Thema Verfolgung – Widerstand – Exil“ hat im September 2018 im Blauen Haus Breisach die Reihe „Jour fixe musical“ begonnen, bei der in erster Linie von den Nazis verfemte Komponisten und Interpreten zu Worte kommen. Die Programmfolgen widmen sich aber ebenso Werken von Komponisten, die Widerstand geleistet haben oder von Künstlern, die in anderem geschichtlichen Zusammenhang verfolgt wurden oder ins Exil gehen mussten. Bei Festival Pro 1: Polen spielen:
Claudia Weissbarth Flöte, Jean Eric Soucy Viola, Julia Weissbarth Harfe, Beata Bedkowska-Huang Gitarre, Andrzej Panufnik, Den Opfern von Katyn (Film des Orchesterwerks)
Aleksandre Tansman, Cavatina für Gitarre, Josef Tal, >Structure< für Harfe solo, Mieczyslaw Weinberg, Trio Opus 127 für Flöte, Viola und Harfe, Arnold Schönberg, Ein Überlebender aus Warschau (Film der Berliner Festwochen)

Weitere Veranstaltungen in dieser Reihe: Musikalische Raritäten_Programm Das Blaue Haus Breisach 2019_2020_aktuell

Sonntag, 12. Mai 2019, 18 Uhr
Breisach, Blaues Haus
Eintritt frei

Straßburger Mikwe

Exkursion nach Straßburg

Die jüdische Gemeinde von Straßburg zählt zu den ältesten und bedeutenden Europas. Der Streifzug führt an Orte einer 1000-jährigen Geschichte: in die mittelalterliche Judengasse mit ihrer wieder entdeckten Mikwe, vorbei am Ort der 1940 von badischen Hitlerjungen in Brand gesteckten Synagoge und schließlich ins jüdische Viertel der Gegenwart, rund um die Friedensynagoge. Texte jüdischer Autoren, die sich hier aufgehalten haben, dienen als Leitfaden. Der Bogen reicht von Heinrich Heine über Claude Vigée bis zu Barbara Honigmann.

Sonntag 5. Mai 2019, 10-16 Uhr
Mit Dr. Stefan Woltersdorff, Kehler Literaturwissenschaftler
15 € (Tramticket & Führung, zu der auch der Besuch eines koscheren Restaurants)
Anmelung unter oder unter 07807-957612
Treffpunkt: Kehler Bahnhof

Foto: Monika Miklis

Emmendingen: Neue Wechselausstellung zum jüdischen Fastnachtsfest „Purim“

Aus aktuellem Anlass ist eine Ausstellung zum Purim-Fest im Jüdischen Museum in Emmendingen zu sehen. Im jüdischen Monat Adar feiern Juden weltweit „Purim“. Dieses Jahr fällt Purim auf den 20. /21. März.
Die Ausstellung zeigt neben lustigen Verkleidungsutensilien für Purim anschaulich einige Typen von Ester-Rollenbehältern, Exponate aus der Sammlung Karl Günther. Das Exponat des Monats ist mit seinem silbernen Gehäuse mit floralen Elementen besonders kunstvoll gearbeitet. Die hebräische Inschrift identifiziert 1916 einen gewissen Mosche Jiuda Matatja als Besitzer dieser Rolle.

Die Ausstellung ist bis zum 14. April 2019 zu besichtigen.
Jüdisches Museum Emmendingen (Mikwe), Schlossplatz 7
Eintritt frei, Spenden erbeten
Fotos: Monika Rachel Raija Miklis

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