Foto: Manfred Sickmann, Lahr

Kippenheim: Konzert mit chorus delicti und Lorenz Stiegeler

Singen gegen den Wahnsinn, gegen die Kälte, wenn die Angst uns lähmt.
Singen, weil noch nicht alles erklungen ist, weil Schönheit sich entfalten will
in jedem Werk, auf vielfältige Weise.
Alt und neu, vertraut und fremd, hier und dort
ertönt Gesang.

….so auch von „chorus delicti“: authentisch und multikulturell mit Einflüssen aus afrikanischer und lateinamerikanischer Musik, europäischer Klassik und Volksmusik sowie Jazz und Pop. Lieder aus Lennie Bernstein’s Westside Story, Bertolt Brecht’s und Kurt Weill’s „Dreigroschen – Oper“, Songs von Sting, Elton John, Pharrell Williams, John Lennon, George Shearing, Astor Piazzola, Stevie Wonder u. a. Durchsichtig, mitunter schwebend, dann wieder erdig und bodenhaftend – je nach der Art des Liedes – interpretiert der Chor sein breites Repertoire und gestaltet es immer wieder neu.
chorus delicti freut sich, Lorenz Stiegeler , den Crooner am Klavier, für dieses Konzert gewonnen zu haben. Er ergänzt und bereichert den Abend mit eigenen Songs, professionell und authentisch, zuweilen erinnernd an Billy Joel, Mose Allison oder Diana Krall. Die Begegnung von Chor und Pianist im gemeinsamen Musizieren ist ein Höhepunkt des Abends.

Sonntag 9. Februar 2020, 17 Uhr
Ehemalige Synagoge Kippenheim, Poststraße 17
Eintritt frei, Spenden erbeten
Foto: Manfred Sickmann, Lahr

Emmendingen-Simon-Veit-Haus

Emmendingen: Kritisches Erinnern bleibt nötig

Zum 75. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz legten Vertreter der Stadt Emmendingen, der Jüdischen Gemeinde, des Vereins für Jüdische Geschichte und Kultur und des SPD-Ortsvereins Emmendingen am Mahnmal vor dem Bergfriedhof Kränze und Blumen nieder. Bereits um die Mittagszeit erinnerten Mitarbeiter des Zentrums für Psychiatrie am Denkmal der grauen Busse an die Patientenmorde der NS-Zeit.Weiterlesen: Presse Gedenken 75 Jahre und Badische Zeitung 29.1.2020

Offenburg: Einweihung der Gedenktafel für Matthias Erzberger

Mit einer hervorragend informativen und die Zuhörer auch betroffen machenden Veranstaltung ist Matthias Erzberger in Offenburg endlich etwas Gerechtigkeit widerfahren. Für den 1921 bei Bad Griesbach von rechtsextremen Terroristen ermordeten Reichsfinanzminister wurde jetzt eine Gedenkstele vor dem Landgericht in der Hindenburgstraße enthüllt. Zugleich wird jetzt auf Hindenburgs geistiges Brandstiftertum für diesen politischen Mord hingewiesen. Weiterlesen: BZ_3.2.2020_Gedenktafel Erzberger

Hammel, Paul

Paul Hammel kam am 18.11.1892 in Offenburg auf die Welt. Sein Vater Jakob Hammel wurde in Neufreistett geboren und betrieb vom Wohnhaus der Familie aus in der Offenburger Zeller Straße 21 einen Viehhandel. Pauls Mutter Babette, eine geborene Kahn, stammte aus Ettlingen, wo Jakob und sie im Juni 1890 geheiratet hatten. Paul hatte einen Bruder namens Leo, der ein Jahr älter war, später Medizin studierte und vor den Nazis ins Ausland fliehen konnte. Zunächst in Jerusalem, dann in Frankreich für kurze Zeit als Arzt tätig, baute er sich schließlich in der tunesischen Hauptstadt Tunis eine eigene Praxis auf.
Paul Hammel trat in die väterlichen Fußstapfen und erlernte den Beruf des Viehhändlers. 1925 heiratete er, wohl auf Vermittlung seiner Mutter, in Ettlingen die von dort stammende, im Januar 1898 geborene Mina Machol. Der Ehe entsprossen die Söhne Kurt, geboren am 28.3.1928 und Rudolf, welcher am 3.3.1931 das Licht der Welt erblickte. Ihr Großvater Jakob Hammel verstarb im August 1928 in Offenburg. Die Familie blieb weiter in ihrem Haus in der Zeller Straße 21 wohnen. Dieses Grundstück war sehr groß, da sich auf ihm eine Scheune, ein Garten und ein Haus befanden. Die Gesamtgröße des Grundstückes betrug 24,087 Ar.
Nach der Reichspogromnacht wurde Paul Hammel wie alle männlichen Mitglieder der jüdischen Gemeinde Offenburgs im KZ Dachau als „Schutzhäftling“ eingesperrt. Wahrscheinlich hatten die Nazis ihm wie vielen anderen dort das Versprechen abgepresst, sofort nach der Rückkehr die Auswanderung in die Wege zu leiten. Dazu kam es jedoch nicht mehr.
Zusammen mit seiner Frau Mina, den beiden Söhnen und Mutter Babette wurde er am berüchtigten 22.10.1940 nach Gurs in den Pyrenäen deportiert, ein knappes Jahr später dann nach Rivesaltes und schließlich im August 1942 über Drancy nach Ausschwitz und dort wahrscheinlich sofort vergast. Sein Tod wurde vom Amtsgericht Offenburg auf den 31.12.1945 datiert, da kein genauer Todeszeitpunkt mehr zu ermitteln war.

Die beiden Söhne Kurt und Robert konnten den Nazis entfliehen und in die USA gelangen. Sie bauten sich in San Francisco eine neue Existenz auf, Kurt als Bäcker und Rudolf als Telegraphist. Als amerikanische Staatsbürger mussten sie während des Koreakrieges ihrer Wehrpflicht genügen und in der US-Army in Korea und in Japan dienen.
Im Entschädigungsverfahren nach 1945 wurde der Bodenwert des Hauses in der Zellerstraße auf 18400 DM geschätzt, der Wert des Gebäudes auf 11400 DM. Am 26.3.1942 hatte Franz Wiedemer, der Inhaber eines großen Blumengeschäfts, das vom Reich beschlagnahmte Anwesen für 15000 RM dem staatlichen Treuehändler, der für die „Verwertung“ jüdischer Vermögen zuständig war, abgekauft. Das Haus wurde im Krieg durch Luftangriffe und Artilleriebeschuss stark beschädigt.
Die Kinder von Paul und Leo Hammel erhielten 1951 im Vergleichsverfahren dafür 7500 DM als Entschädigung gezahlt. Daneben verfügte Paul Hammel noch über weitere Vermögenswerte, wie zum Beispiel Schmuck, Edelmetalle, Wertpapiere und ein stattliches Bankguthaben, welche ihm durch die Nazis entzogen wurden. Diese Werte taxierte ein Gericht nach 1945 auf 12473 DM. Um die Wiedergutmachungszahlungen von Paul kümmerte sich Bruder Leo aus Tunesien und für die Wiedergutmachungszahlungen von Mina kümmerte sich ihr Bruder Julius Machol. Insgesamt erhielten die beiden Söhne von Paul und Mina eine Entschädigungssumme von 72500 DM.

Jakob Schmidt
Gedenkbuch im Salmen (Offenburg), 2019/20

Ehemalige Synagoge Sulzburg: literarisch-musikalischen Abend

Johanna Rieken und Peter Kleindienst geben in der ehemaligen Synagoge Sulzburg zum letzten Mal Einblick in das Leben zweier herausragender Schriftstellerinnen: „Zwischen den Welten – Nelly Sachs und Selma Lagerlöf“:

15 Jahre ist Nelly Sachs alt, als sie den Roman „Gösta Berling“ von Selma Lagerlöf liest. Sie beginnt selbst zu schreiben und schickt der von ihr verehrten Selma Lagerlöf 1921 ihr erstes Buch. Die beiden Frauen haben sich nie getroffen und waren doch in ihren Biografien schicksalhaft miteinander verbunden. In einer Symbiose von Erzählungen, Gedichten, Originaltönen, authentischen Fotos, Musik sowie Klang- und Bildinstallationen näherte sich das Programm diesen zwei Frauen der Weltliteratur. Die Rezitationen von Johanna Rieken werden musikalisch interpretierend und improvisierend von dem Gitarristen Peter Kleindienst begleitet.

«Weltliteratur vollendet zum Leben erweckt: In einer außer-gewöhnlichen Symbiose von Bildern und Ton-aufzeichnungen, die mit Texten, Lyrik und Musik perfekt korrespondierten …konnten Welten verschmelzen.» (Badische Zeitung)

«Eine eindrucksvolle Reise…Mit der Verknüpfung von Wort und Klang erwecken sie Weltliteratur zum Leben.» (Haller Tagblatt)

«Sie entführten im voll besetzten Theater Waldkirch das Publikum in die Welt der Schriftstellerinnen…Die Zuhörer waren von der Intensität der Wortbilder und Lebensgeschichten beeindruckt.» (Badische Zeitung)

Samstag, 1. Februar 2020, 18 Uhr
Ehemalige Synagoge Sulzburg
Eintritt: 12 Euro (Karten an der Abendkasse)
Reservierung: 07634 560040 oder

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Foto: wikpedia

Offenburg: Das Unrecht soll in Erinnerung bleiben

Am Landgericht Offenburg erinnert nun eine Gedenktafel an Matthias Erzberger. Gestern wurde sie eingeweiht. In Anwesenheit von mehreren Dutzend Menschen, darunter neben Mitarbeitern des Gerichts und Mitgliedern des Gemeinderats auch viele interessierte Bürger und die Holocaust-Überlebende Eva Mendelsson, wurde auch die neue Zusatz-Beschilderung in der Hindenburgstraße eingeweiht. Weiterlesen: OT_Hindenburgstraße-Erzbegertafel

Salmen: Eva Mendelsson_Foto_Chr. Breithaupt

Offenburg: Eva Mendelsson betreibt unermüdlich ihr Aufklärungswerk aus Anlass von 75 Jahren Kriegsende

Die 1931 in Offenburg geborene Holocaust-Zeitzeugin Eva Mendelsson war trotz ihres hohen Alters zum 75. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz für eine Woche in ihrer Heimatstadt. Unter anderem um in Schulen die Geschichte ihrer Familie zu erzählen, den Gedenkgottesdienst in der St. Andreas-Kirche zu besuchen und an der Einweihung eines Gedenksteins für 40 getötete jüdische Zwangsarbeiter am Offenburger Bahnhof teilzunehmen. Weiterlesen: BZ_31.1.2020_gedenkveranstaltungen

Foto: wikpedia

Offenburg: Gesprächsrunde. Hindenburg, Erzberger und der politische Mord von rechts. Was wir aus der Geschichte der Weimarer Republik lernen können

Carmen Lötsch im Gespräch mit Dr. Christoph Reichert, Präsident des Landgerichts Offenburg, Dr. Christopher Dowe, Haus der Geschichte Baden-Württemberg,
Dr. Wolfgang M. Gall, Archiv und Museum im Ritterhaus Offenburg und Dr. Heinrich Schwendemann, Historisches Seminar der Universität Freiburg.

Auf Beschluss des Gemeinderats erhalten die Straßenschilder an der Hindenburgstraße am 30. Januar 2020 eine Zusatzerläuterung. Sie erinnert an die verhängnisvolle
Rolle des damaligen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg bei der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler vor 87 Jahren. Vor dem Eingang des Landgerichts Offenburg wird eine Informationstafel über den 1921 in Bad Griesbach von zwei Rechtsradikalen ermordeten Reichsminister Matthias Erzberger aufgestellt. Sie erinnert daran, dass Hindenburg mit der Amnestie-Verordnung von 1933 alle rechtsradikale und nationalsozialistische Täter vor der Strafverfolgung schützen wollte, worunter auch die beiden Erzberger-Mörder Tillessen und Schulz fielen. Erst Jahre nach dem Krieg konnten die beiden Täter schließlich verurteilt werden.
Im Anschluss an die Einweihung der Tafel findet eine Gesprächsrunde statt. Sie beschäftigt sich mit dem rechtsmotivierten politischen Mord an Erzberger,
den rechtsextremen Milieus, deren Unterstützer und Sympathisanten und stellt die Frage, welche Lehren wir aus Weimar für heute ziehen können.

Donnerstag, 30. Januar 2020, 17 Uhr
Landgericht Offenburg, Hindenburgstr. 5
Veranstalter: Fachbereich Kultur und Landgericht Offenburg
Eintritt frei