Hammel, Paul

Paul Hammel kam am 18.11.1892 in Offenburg auf die Welt. Sein Vater Jakob Hammel wurde in Neufreistett geboren und betrieb vom Wohnhaus der Familie aus in der Offenburger Zeller Straße 21 einen Viehhandel. Pauls Mutter Babette, eine geborene Kahn, stammte aus Ettlingen, wo Jakob und sie im Juni 1890 geheiratet hatten. Paul hatte einen Bruder namens Leo, der ein Jahr älter war, später Medizin studierte und vor den Nazis ins Ausland fliehen konnte. Zunächst in Jerusalem, dann in Frankreich für kurze Zeit als Arzt tätig, baute er sich schließlich in der tunesischen Hauptstadt Tunis eine eigene Praxis auf.
Paul Hammel trat in die väterlichen Fußstapfen und erlernte den Beruf des Viehhändlers. 1925 heiratete er, wohl auf Vermittlung seiner Mutter, in Ettlingen die von dort stammende, im Januar 1898 geborene Mina Machol. Der Ehe entsprossen die Söhne Kurt, geboren am 28.3.1928 und Rudolf, welcher am 3.3.1931 das Licht der Welt erblickte. Ihr Großvater Jakob Hammel verstarb im August 1928 in Offenburg. Die Familie blieb weiter in ihrem Haus in der Zeller Straße 21 wohnen. Dieses Grundstück war sehr groß, da sich auf ihm eine Scheune, ein Garten und ein Haus befanden. Die Gesamtgröße des Grundstückes betrug 24,087 Ar.
Nach der Reichspogromnacht wurde Paul Hammel wie alle männlichen Mitglieder der jüdischen Gemeinde Offenburgs im KZ Dachau als „Schutzhäftling“ eingesperrt. Wahrscheinlich hatten die Nazis ihm wie vielen anderen dort das Versprechen abgepresst, sofort nach der Rückkehr die Auswanderung in die Wege zu leiten. Dazu kam es jedoch nicht mehr.
Zusammen mit seiner Frau Mina, den beiden Söhnen und Mutter Babette wurde er am berüchtigten 22.10.1940 nach Gurs in den Pyrenäen deportiert, ein knappes Jahr später dann nach Rivesaltes und schließlich im August 1942 über Drancy nach Ausschwitz und dort wahrscheinlich sofort vergast. Sein Tod wurde vom Amtsgericht Offenburg auf den 31.12.1945 datiert, da kein genauer Todeszeitpunkt mehr zu ermitteln war.

Die beiden Söhne Kurt und Robert konnten den Nazis entfliehen und in die USA gelangen. Sie bauten sich in San Francisco eine neue Existenz auf, Kurt als Bäcker und Rudolf als Telegraphist. Als amerikanische Staatsbürger mussten sie während des Koreakrieges ihrer Wehrpflicht genügen und in der US-Army in Korea und in Japan dienen.
Im Entschädigungsverfahren nach 1945 wurde der Bodenwert des Hauses in der Zellerstraße auf 18400 DM geschätzt, der Wert des Gebäudes auf 11400 DM. Am 26.3.1942 hatte Franz Wiedemer, der Inhaber eines großen Blumengeschäfts, das vom Reich beschlagnahmte Anwesen für 15000 RM dem staatlichen Treuehändler, der für die „Verwertung“ jüdischer Vermögen zuständig war, abgekauft. Das Haus wurde im Krieg durch Luftangriffe und Artilleriebeschuss stark beschädigt.
Die Kinder von Paul und Leo Hammel erhielten 1951 im Vergleichsverfahren dafür 7500 DM als Entschädigung gezahlt. Daneben verfügte Paul Hammel noch über weitere Vermögenswerte, wie zum Beispiel Schmuck, Edelmetalle, Wertpapiere und ein stattliches Bankguthaben, welche ihm durch die Nazis entzogen wurden. Diese Werte taxierte ein Gericht nach 1945 auf 12473 DM. Um die Wiedergutmachungszahlungen von Paul kümmerte sich Bruder Leo aus Tunesien und für die Wiedergutmachungszahlungen von Mina kümmerte sich ihr Bruder Julius Machol. Insgesamt erhielten die beiden Söhne von Paul und Mina eine Entschädigungssumme von 72500 DM.

Jakob Schmidt
Gedenkbuch im Salmen (Offenburg), 2019/20

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