Arnold Baum wurde am 13.10.1889 in Offenburg geboren, sein Bruder Leopold am 3.5.1884 in Nonnenweier. Arnold besuchte in Offenburg das Gymnasium bis zur Obersekunda und trat dann in eine kaufmännische Lehre ein bei seinem Onkel, dem Zigarettenfabrikanten Adolf Kahn. Dort arbeitete er bis zum Ausbruch des Krieges 1914. Während seiner Militärzeit als Einjährig-Freiwilliger diente er 1908-1909 im Infanterieregiment 170 in Offenburg. Gleich nach dem Beginn des Ersten Weltkrieges 1914 rückte er als Offiziersaspirant und Offiziers-Stellvertreter (Feldwebel) ein. Nach Kriegsende übernahm er zusammen mit seinem Bruder Leopold die Firma Gebrüder Grimm, eine Offenburger Zigarrenfabrik mit Nebenbetrieben in Hofweier, Schutterzell und Ichenheim. In der Weltwirtschaftskrise 1929 geriet das Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten, nicht nur aufgrund der katastrophalen Wirtschaftslage, sondern auch, weil ein Angestellter Geld unterschlagen hatte. Deshalb musste die Firma Anfang 1930 Konkurs anmelden. Arnold Baum arbeitete in der Folge als Importeur und Großhändler und erzielte überdurchschnittliche Einkünfte. Er konnte sich in Offenburg eine 6-Zimmer-Wohnung leisten und ein Dienstmädchen.
Der ehemalige Zigarrenfabrikant muss, vermutlich verstärkt durch seine Eindrücke während seiner Geschäftsreisen, sehr schnell begriffen haben, dass es den Juden in Nazideutschland bald schlimm ergehen werde. So floh er bereits im Herbst 1933 mit seiner Familie, seiner Frau Lilly und seinem 1924 geborenen Sohn Hans, nach Paris. Hier fand er jedoch keine Arbeit und hielt sich über Wasser, indem er Gegenstände aus dem Familienbesitz verkaufte. Am 16. Juli 1942 wurde die ganze Familie verhaftet und in das Sammellager Drancy geschickt. Sohn und Frau starben dort wenige Zeit später, während er ins KZ Auschwitz deportiert und dort ermordet wurde.
Mehr Glück hatte sein Bruder Leopold. Wie auch sein Bruder arbeitete er nach dem Niedergang der Firma als Handelsvertreter für Zigarren. Er blieb mit seiner Familie, d.h. seiner Frau Erna (Baum-Harburger) und seinen beiden Söhnen Heinz, geboren 1923 und Fritz, geboren 1925, in Offenburg in der Weingartenstraße 53 wohnen. Wie sein Bruder war auch er wohlhabend, verlor jedoch Ende 1936 seine Arbeit, da niemand mehr etwas von Juden kaufen wollte geschweige denn konnte. Zusammen mit seiner Familie gelang es ihm, ins Fürstentum Liechtenstein überzusiedeln, wo sie vor den Nachstellungen durch die Nazis sicher waren. Möglicherweise konnte sich die Familie in dieses für verfolgte Juden eher ungewöhnliche Fluchtland retten, weil Leopolds Frau im Thurgau geboren war und bis zur Heirat Schweizer Staatsangehörige gewesen war. Hier hielt sich die Familie mit der Herstellung von Kokosmatten über Wasser, wobei alle mitarbeiteten.
Fabian Suhm
Gedenkbuch im Salmen (Offenburg), 2014/15