Schmieheim: Führung über den Jüdischen Friedhof

Bei einem Gang über den jüdischen Friedhof bei Schmieheim mit seinen über 2500 Gräbern lässt sich die wechselhafte Geschichte der Juden der Ortenau ablesen: Die ehrwürdige Grabstätte wurde 1682 angelegt, als sich die ersten jüdischen Familien nach den Vertreibungen im Mittelalter wieder in der Region niederlassen durften. Die zu verschiedenen Zeiten angelegten Teile des Friedhofes mit ihrer unterschiedlichen Grabgestaltung spiegeln eindrücklich die jeweilige gesellschaftliche Stellung der Juden wider. Bei der Führung wird auf die auf vielfältigen Symbole und Inschriften auf den Grabsteinen eingegangen. Bei einigen Verstorbenen ist auch ihr Schicksal zur Zeit des Nationalsozialismus bekannt und wird ebenfalls Teil der Führung sein.

Männer müssen eine Kopfbedeckung tragen, gutes Schuhwerk wird empfohlen.

Mittwoch, 19. Oktober 2022, 16 Uhr
Treffpunkt am Parkplatz beim Friedhof an der Straße von Schmieheim nach Wallburg
in Kooperation mit der Volkshochschule Kippenheim
Eintritt frei, Spenden erbeten
Kontakt:

Gedenksätte Vulkan in Haslach

Haslach: Erinnerungskultur lebt fort

Die Gedenkstätte Vulkan in Haslach hat durch ihre Arbeit zur Versöhnung und Völkerverständigung beigetragen. Gerade in Zeiten, wo wieder Krieg in Europa geführt wird sowie beispielsweise auf Demonstrationen in Deutschland reichlich geschichtsvergessen mit Judenstern hantiert wird, ist die Wichtigkeit dieser Arbeit nicht zu unterschätzen. Diese soll auch weitergehen, wenn die Zeitzeugen nun nach und nach sterben. Weiterlesen: Artikel OT 16.03.22

Bloch, Hedwig (geb. Günzburger)

1938 – Portrait in der nationalsozialistischen „Judenkennkarte“

Hedwig Bloch, geborene Günzburger, wurde am 28. August 1881 in Emmendingen geboren. Sie war die Ehefrau des Pferdehändlers Isidor Bloch. Das Ehepaar hatte drei Söhne. Der erste, Julius Walter, starb im zweiten Lebensjahr. Sie wurde am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert. Den beiden anderen Söhnen, Franz Ignatz Bloch und Kurt Erich Bloch, gelang die Emigration in die USA. Die Söhne konnten ihre Eltern aus Gurs herausholen und die Schiffspassage, Papiere usw. bezahlen. Mit ihrem Mann Isidor Bloch emigrierte Hedwig Bloch so über Marseille. Mit der SS Magallanes reisten sie am 17. Juni 1941 in Bilbao ab. Am 7. Juli 1941 kamen sie in New York an. Dort verstarb sie am 23. März 1971.

Während ihrer Zeit in Emmendinge zog sie mehrfach um: 29. August 1881 bis 1. Oktober 1922: Karl-Friedrich-Str. 34; 1. Oktober 1922 bis 1. November 1934: Karl-Friedrich-Str. 65; 1. November 1934 bis 1. September 1937: Karl-Friedrich-Str. 47; 1. September 1937 bis 17. September 1937: Mundingerstr. 6. Sechswöchiger Besuch ihrer Schwester Ida Lion in Konstanz. 1. November 1939 bis 22. Oktober 1940: Mundingerstr. 6

Recherche: Dorothea Scherle, Carola Grasse, Monika Rachel Raija Miklis

Eintrag im Gedenkbuch des Vereins für jüdische Geschichte und Kultur Emmendingen

Archivquellen:
„Verzeichnis der am 22. Oktober 1940 aus Baden ausgewiesenen Juden“ (Emmendingen), erstellt vom „Generalbevollmächtigten für das Jüdische Vermögen in Baden“, Karlsruhe 1940/41; Digitalisat: Badische Landesbibliothek, Karlsruhe: https://digital.blb-karlsruhe.de/blbihd/content/titleinfo/1079922; Meldekarte Stadtarchiv Emmendingen; Kennkarte Stadtarchiv Emmendingen; Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939; Ancestry: Ellis Island and Other New York Passanger Lists, 1820-1957; Ancestry: New York, bundesstaatliche und föderale Einbürgerungsregister, 1794-1943; Ancestry: USA, Sozialversicherungsindex, 1936-2007; Stadtarchiv Emmendingen Liste Gurs; getippte Liste Stadtarchiv Emmendingen; StaF F 166/3 Nr. 3347; StaF F 166/3 Nr. 7337; StaF F 166/3 Nr. 7339; StaF F 196/1 Nr. 4525

Kennkarte. Quelle: Stadtarchiv Emmendingen

Passagierliste. Quelle: Ancestry

Einbürgerungsantrag. Quelle: Ancestry

Einbürgerungsnachweis. Qeuelle: Ancestry

Bloch, Friedrich Wilhelm

Friedrich Wilhelm Bloch wurde am 2. August 1888 in Emmendingen geboren. Er war der zweite von sechs Söhnen des Zigarrenfabrikanten Max Bloch und seiner Frau Johanna. Von den sechs Söhnen starb Hans Albert noch im Geburtsjahr. Beide Eltern starben noch vor der Machtergreifung. Von den sechs Söhnen starb Hans Albert noch im Geburtsjahr. Das Leben von Richard, dem Ältesten, endete wie das von Friedrich Wilhelm in Auschwitz. Siegfried genannt Fritz Bloch kehrte nach Emmendingen zurück und starb dort 1975. Erich Otto Bloch gelang mit seiner Familie die Flucht in die Schweiz, wo er 1943 starb. Der jüngste, Walter Eugen Bloch, hielt sich in Frankreich versteckt und war nach dem Krieg Bürgermeister von Saarlouis. Er starb 1975.
Friedrich Wilhelm arbeitete als Kauffmann und war unverheiratet. Vom 2. August 1888 bis 1. Januar 1914 wohnte er in Emmendingen in der Wilhelmstr. 10, vom 1. Januar 1914 bis zum 6. April 1938 in der Moltkestr. 21. Vom 11. November 1938 bis 20. Dezember 1938 war Friedrich Wilhelm Bloch in sogenannter „KZ-Schutzhaft“ in Dachau. Ab dem 6. April 1939 zog er nach Freiburg und lebte dort in der Adolf-Hitler-Str. 85 und Röderstr. 7. Aus Freibrug wurde er am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert. Am 10. August 1942 wurde er über Drancy mit dem RSHA-Transport 17 nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Er kam dort am 12. August 1942 an und wurde am selben Tag getötet.

Recherche: Dorothea Scherle, Carola Grasse, Monika Rachel Raija Miklis

Eintrag im Gedenkbuch des Vereins für jüdische Geschichte und Kultur Emmendingen

Gedruckte Quellen:
Le Mémorial de la déportation des juifs de France, Béate et Serge Klarsfeld, Paris 1978

Archivquellen:
„Verzeichnis der am 22. Oktober 1940 aus Baden ausgewiesenen Juden“ (Freiburg), erstellt vom „Generalbevollmächtigten für das Jüdische Vermögen in Baden“, Karlsruhe 1940/41; Digitalisat: Badische Landesbibliothek, Karlsruhe: https://digital.blb-karlsruhe.de/blbihd/content/titleinfo/1079922; Meldekarte Stadtarchiv Emmendingen; Datenblatt Stadtarchiv Freiburg; KZ Gedenkstätte Dachau; Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939; Jüdische Holocaust-Gedenkstätten und jüdische Einwohner Deutschlands 1939-1945; Bundesarchiv Berlin Gedenkbuch; Yad Vashem; United States Holocaust Memorial Museum: Names from French deportation lists research project; Getippte Liste Stadtarchiv Emmendingen

Deportationsliste. Quelle: United States Holocaust Memorial Museum

Bernheim, Sophie

1938 – Portrait in der nationalsozialistischen „Judenkennkarte“

Sophie Bernheim wurde am 18. September 1903 in Müllheim geboren. Sie war Hausgehilfin und lebte in Emmendingen. Vom 19. Oktober 1936 bis zum 25. Februar 1937 wohnte sie in der Theodor-Ludwig-Str. 8. Sie kehrte nach Müllheim zurück und lebte anschließend ab dem 6. März 1937 bis zum 15. Juli 1937 wieder in der Theodor-Ludwig-Str. 8 bei Jakob Wendel. Vom 15. Juli 1937 bis 15. April 1939 wohnte sie in der Karl-Friedrich-Str. 17 (bei Metzgermeister Leopold Goldschmidt). Als Sofie Bernheim in Emmendingen keine Arbeit mehr als Hausgehilfin fand, ging sie ins jüdische Friedrichsheim nach Gailingen. Bei dieser Einrichtung handelte es sich um ein jüdisches Altersheim, auch „Landesasyl“ genannt. Dort lebte sie ab dem 15. April 1939. Am 22. Oktober 1940 wurde sie aus Konstanz nach Gurs deportiert. Das Durchgangslager war Drancy, das Deportationsdatum der 10. August 1942, RSHA-Transport 17. Der 12. August 1942 ist das Todesdatum vom Sophie Bernheim, als der RSHA-Transport 17 in Auschwitz-Birkenau ankam.

Recherche: Dorothea Scherle, Carola Grasse, Monika Rachel Raija Miklis

Eintrag im Gedenkbuch des Vereins für jüdische Geschichte und Kultur Emmendingen

Gedruckte Quellen:
Le Mémorial de la déportation des juifs de France, Béate et Serge Klarsfeld, Paris 1978

Archivquellen:
„Verzeichnis der am 22. Oktober 1940 aus Baden ausgewiesenen Juden“ (Konstanz), erstellt vom „Generalbevollmächtigten für das Jüdische Vermögen in Baden“, Karlsruhe 1940/41; Digitalisat: Badische Landesbibliothek, Karlsruhe: https://digital.blb-karlsruhe.de/blbihd/content/titleinfo/1079922; Meldekarte Stadtarchiv Emmendingen; Kennkarte Stadtarchiv Emmendingen; Jewish Holocaust Memorials and Jewish Residents of Germany 1939-1945; Bundesarchiv Berlin Gedenkbuch; Yad Vashem; United States Holocaust Memorial Museum: Names from French deportation lists research project; Stadtarchiv Emmendingen Liste Gurs; Getippte Liste Stadtarchiv Emmendingen; My Heritage Stammbaum, verwaltet von Matthias Butz

Kennkarte. Quelle: Stadtarchiv Emmendingen

Stolperstein in Müllheim

Deportationsliste. Quelle: United States Holocaust Memorial Museum

Aul, Laura (geb. Günzburger)

1983 – Portrait in der nationalsozialistischen „Judenkennkarte“

Laura Aul, geborene Günzburger, wurde am 4. Januar 1894 in Emmendingen geboren. Sie war Hausgehilfin und lebte von ihrer Geburt an bis zur Deportation am 22. Oktober 1940 in der Karl-Friedrich-Straße 9 in Emmendingen. Sie emigrierte aus Gurs nach Marseille und Lissabon. Im Januar/ Februar 1942 reiste sie mit der SS Nyassa nach Havanna, die Ankunft in den USA erfolgte am 18. Februar 1942. Sie verstarb im April 1967 in Gleolden, Delaware, Pennsylvania.

Recherche: Dorothea Scherle, Carola Grasse, Monika Rachel Raija Miklis

Eintrag im Gedenkbuch des Vereins für jüdische Geschichte und Kultur Emmendingen

Archivquellen:
„Verzeichnis der am 22. Oktober 1940 aus Baden ausgewiesenen Juden“ (Emmendingen), erstellt vom „Generalbevollmächtigten für das Jüdische Vermögen in Baden“, Karlsruhe 1940/41; Digitalisat: Badische Landesbibliothek, Karlsruhe: https://digital.blb-karlsruhe.de/blbihd/content/titleinfo/1079922; Meldekarte Stadtarchiv Emmendingen; Kennkarte Stadtarchiv Emmendingen; Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939; My Heritage: New York City Ehelizenz-Index 1908-1972; Ancestry: New York, New York, Index zu Heiratsurkunden, 1908-1910, 1938-1940; Ancestry: Indizes der Einbürgerungsregister der USA, 1794-1995; Ancestry: USA, Sterbeindex der Sozialversicherung, 1935-2014; Find A Grave; Stadtarchiv Emmendingen Liste Gurs; Getippte Liste Stadtarchiv Emmendingen; StaF F 166/3 Nr. 3110 (Israel Günzburger Erbe); StaF F 166/3 Nr. 1236 (Philipp = Israel Günzburger Erbe); StaF F 166/3 Nr. 1299; StaF F 166/3 Nr. 2936 (Richard Günzburger Erbe); StaF F 166/3 Nr. 3110 (Israel Günzburger Erbe); StaF F 166/3 Nr. 5197 (Israel Günzburger Erbe); StaF F 166/3 Nr. 5318 (Israel und Richard Günzburger Erbe); StaF F 166/3 Nr. 6008 (Israel Günzburger Erbe)

Einbürgerungsnachweis. Quelle: Ancestry

Einbürgerungsantrag. Quelle: Ancestry

Ehelizenz für Laura Günzburger. Quelle: Ancestry

Grabstein. Quelle: Find A Grave

Offenburg: Führung durch den Salmen

Der Salmen repräsentiert auf einzigartige Weise das Streben nach Freiheit und Demokratie und zugleich deren brutale Unterdrückung in einem einzigen Haus.
Im Jahr 1847 wurden hier, im Festsaal des damaligen Gasthauses „Zum Salmen“, die „13 Forderungen des Volkes in Baden“ verkündet – der erste freiheitlich-demokratische Grundrechtekatalog auf deutschem Boden. Wenige Jahrzehnte später, ab 1875, nutzte die jüdische Gemeinde Offenburg den ehemaligen Festsaal als Synagoge. 1938 verwüsteten und schändeten die örtlichen Nationalsozialisten den Gebetssaal in der Reichspogromnacht.

Der Salmen ist Zeitzeuge und Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung. Seine alten Mauern können nicht selbst von seiner wechselvollen Geschichte erzählen. Darum wollen wir das tun. Nach dem umfangreichen Umbau eröffnet der Salmen am 13. Mai als moderner Erlebnis- und Erinnerungsort seine Pforten wieder für die Öffentlichkeit. Mit seinem neuen Gesamtkonzept werden das Vergangene, aber auch dessen Verbindung zu unserer Gegenwart zugänglich gemacht. Neben einer Dauerausstellung macht eine 270°-Filmprojektion im historischen Saal die Geschichte des Hauses erlebbar; interaktive Angebote laden zur Beschäftigung mit aktuellen Fragen rund um Demokratie und Menschenrechte ein.

Sonntag, 16. Oktober, 11.15 Uhr
Der Salmen, Lange Straße 52, Offenburg
Führung mit Renée Hauser
Anmeldung erforderlich unter 0781 822701 oder per Mail an
9€

Offenburg: Neue Projektrunde – Gedenkbuch im Salmen

Nach einer zweijährigen Corona-Pause kann dieses Jahr endlich wieder das Gedenkbuchprojekt für Schüler*innen starten! Es bietet die Möglichkeit unter fachlicher Anleitung eines Historikers und des Stadtarchivs Offenburg eigenständig Biografien von jüdischen Bürger*innen aufzuarbeiten, die in den 1930er Jahren in Offenburg lebten und Opfer des Nationalsozialismus wurden.

Ziel
Die Jugendlichen lernen das Arbeiten im Archiv kennen, sammeln Erfahrungen mit Quellenarbeit und verfassen einen biographischen Text von 1-2 Seiten.
Geeignet ist das Projekt für Schüler*innen ab Klasse 9, die bereits erste Kenntnisse über die Zeit des Nationalsozialismus und die Judenverfolgung haben.
Die Ergebnisse können nach Rücksprache mit den Schulen als GFS bewertet werden. Die Biografien werden im Gedenkbuch im Salmen, den Homepages von Stadtarchiv und Museum und der Gedenkstätte südlicher Oberrhein veröffentlicht.

Ablauf
Nach der Infoveranstaltung am 12.10. 2022 finden wöchentliche Treffen im Stadtarchiv Offenburg statt, bei denen die Schüler*innen in die Thematik eingearbeitet werden, sie sich für eine Person entscheiden und recherchieren. Im Dezember und Januar geht es dann in die Text- und Korrekturphase. Anfang Februar sollen die Biografien fertig sein. Bei der Gedenkveranstaltung am 27.01.2023 können einzelne Biografien vorgestellt werden.

In unserem digitalen Gedenkbuch lässt sich einsehen, was bisher erarbeitet wurde

Foto: Dimitri Dell

Mittwoch, 12.Oktober 2022, 16 Uhr
Stadtarchiv Offenburg, Ritterstraße 10, 77652 Offenburg
Anmeldung unter Tel. 0781 82 2577 oder

Mikwe Offenburg, Foto: Magdalena Schaaf

Offenburg: Führung durch die Mikwe

Ein herausragendes unterirdisches Baudenkmal liegt in der Glaserstraße verborgen: ein jüdisches Ritualbad (Mikwe). Die Bauzeit datiert vor dem Stadtbrand von 1689, der die mittelalterliche Bebauung darüber zerstörte. Nur die Mikwe überdauerte geschützt unter der Erde. In Deutschland sind nur wenige jüdische Ritualbäder bekannt, die vor dem 18. Jahrhundert errichtet wurden. Die Offenburger Mikwe zeichnet sich durch eine einzigartige Bauweise aus, die immer noch Rätsel aufgibt. 1784 wurde das Gebäude errichtet, über dessen Gewölbekeller der Zugang zur Mikwe möglich ist. Das Bad wurde damals zum Brunnen umgenutzt. Der ursprüngliche Sinn geriet in Vergessenheit. Auf Initiative des Fördervereins Archiv, Museum und Galerie der Stadt Offenburg e.V. wurde der Gewölbekeller saniert und durch eine Präsentation aufgewertet.

Die Veranstaltung findet unter Vorbehalt der aktuellen Pandemie-Lage statt; es gelten die aktuellen Hygienemaßnahmen.

Samstag, 1.Oktober 2022, 10 Uhr
Treffpunkt: Offenburg, Historisches Rathaus, Hauptstraße 90
Anmeldung erforderlich unter 0781 82 2577 oder
Dieses Angebot gilt nicht für Gruppen.
Veranstaltung kostenlos

Breisach: Neue Ausstellung „Kiechlinsbergen. Erinnerungen an Karl Wolfskehl“

Der Dichter Karl Wolfskehl wurde 1869 in Darmstadt geboren und wuchs in großbürgerlichem, liberal-jüdischem Milieu auf. Er stammte aus einer der ältesten deutsch- jüdischen Familien.

1933 verließ er Deutschland um sich in der Schweiz, in Italien und dann 1938 in Neuseeland niederzulassen. Zur Finanzierung seiner Flucht verkaufte er 1937 seine in Kiechlinsbergen untergebrachte über 8000 Bände fassende Bibliothek an den Verleger Salman Schocken. Eine Rückkehr zur Familie scheiterte. Wolfskehl lebte 10 Jahre im fernen Exil unter menschlicher und intellektueller Beraubung. Er verstarb am 30.6.1948 in Auckland.

Abgelegen im Talkessel spielte das Landgut während des Krieges eine bedeutende Rolle als Herberge und Zufluchtsort. Der massive Gewölbekeller bot den Dorfbewohnern Schutz und Raum für Gottesdienste. Erst 1945 war ein internationaler Postverkehr ohne Zensur mit der Heimat wieder möglich. In Wolfskehls umfangreicher Exilkorrespondenz existieren ergreifende Briefe an Hanna und die Töchter Judith und Renate voller Erinnerungen an Kiechlinsbergen, Hoffnung aber auch Schmerz über alles Geschehene.

Zur Präsentation gehören unter anderem Fotografien des Familiensitzes in Kiechlinsbergen, literarische Werke von Karl Wolfskehl und audiovisuelle Passagen aus Briefen der Tochter Judith, verheiratete Köllhofer, an ihren Vater ins Exil. Außerdem werden Holzschnitte von Brigitte von Savigny ausgestellt.

Das Projekt wurde gefördert durch ein Stipendium des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg.

Vernissage am Sonntag, 4. September 2022, 15 Uhr
mit Begrüßung Dr. Christiane Walesch-Schneller
Einführung in die Ausstellung Dr. Brigitte von Savigny
Gedichte von Karl Wolfskehl, gelesen von Reinhold Voss
Blaues Haus Breisach, Rheintorstraße 3 (ehemals Judengasse)
Eintritt frei

Weitere Öffnungszeiten:
Mittwoch, 7. September 2022: 14 bis 17 Uhr

Sonntag, 11. September 2022 zum Tag des Offenen Denkmals: 12 bis 17 Uhr

Mittwoch, 14. September 2022: 14 bis 17 Uhr

Sonntag, 18. September 2022 zum Stadtfest Breisach: 12 bis 17 Uhr