Gedenkstätte Salmen, Offenburg

Vortrag abgesagt: Was bedeutet Gleichberechtigung heute?

Der Vortrag wird – anhand von Beispielen aus der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts – beleuchten, was die Grund- und Menschenrechte den Bürgerinnen und Bürgern heute garantieren und wo – auch aufgrund der aktuellen gesellschaftlichen Auseinandersetzungen – Herausforderungen bestehen. In die anschließende Gesprächsrunde können Fragen mitgebracht werden. frauentag2020_web

Mittwoch, 18.3.2020 19.30 Uhr
mit Prof. Dr. Susanne Baer, LL.M. Richterin des Bundesverfassungsgerichts
Veranstalter: Frauennetzwerk Offenburg in Kooperation mit Offenburger Netzwerk für Nachhaltigkeit, UNESCO AG der Klosterschulen und VHS Offenburg
Offenburg: Salmen, Lange Str. 52
Eintritt frei
Anmeldung unter:

Emmendingen-Simon-Veit-Haus

Emmendingen: Blicke nach Osteuropa. Vortrag

Wegen der Corona-Pandemie abgesagt

In der Themenreihe Blicke nach Osteuropa von Kulturkreis und Stadt Emmendingen ist der März dem Jüdischen in Tradition und Musik gewidmet:
Rivka Hollaender erzählt „Geschichten und Geschichtliches über das Schtetl“ im Bürgersaal des Alten Rathauses. Die im multikulturellen Haifa geborene jüdische Lehrbeauftragte an der Evangelischen Fachhochschule Freiburg ist nicht nur bekannt für ihr Engagement in zahlreichen ehrenamtlichen Tätigkeiten und im Interreligiösen Dialog sondern auch durch ihre lebendigen und anschaulichen Vorträge über jüdisches Leben und die hebräische Sprache. Plakat Hollaender-Heitzler

Sonntag, 15 März 2020, 19 Uhr
mit Rivka Hollaender
Emmendingen, Altes Rathaus / Bürgersaal
Veranstalter Kulturkreis Emmendingen in Kooperation mit dem Fachbereich Kultur der Stadt Emmendingen
6 €
Reservierungen unter

Namenswand außen Blaues Haus

Breisach: Jour fixe musical 18 – „Brennende Bücher“

Unter dem Motto: „Musikalische Raritäten zum Thema Verfolgung – Widerstand – Exil“ hat im September 2018 im Blauen Haus Breisach die Reihe „Jour fixe musical“ begonnen, bei der in erster Linie von den Nazis verfemte Komponisten und Interpreten zu Worte kommen. Die Programmfolgen widmen sich aber ebenso Werken von Komponisten, die Widerstand geleistet haben, so zum Beispiel von Adolf Busch, oder von Künstlern, die in anderem geschichtlichen Zusammenhang verfolgt wurden oder ins Exil gehen mussten:

>Brennende Bücher<
Gerd Heinz liest Thomas Demenga Violoncello – Improvisationen
Texte von Lion Feuchtwanger, Hans Habe, Egon Erwin Kisch, Erich Kästner
Musikalische Improvisationen am Cello

Sonntag, 8. März 2020, 18 Uhr (Dauer ca. 1 Std.)
Breisach, Blaues Haus
Eintritt frei

Emmendingen-Simon-Veit-Haus

Emmendingen steht zusammen

Wir stehen zusammen als Menschen dieser Stadt: Für die Vielfalt der Kulturen, Toleranz und ein respektvolles Zusammenleben. Wir wehren uns gegen Rechtsextremismus und Hetze in jeder Form!
Statt langer Reden werden wir einige eurer Statements (2 bis 3 Sätze) vorlesen. Schickt uns diese bitte bis Freitagabend an

Samstag, 29.2.2020, 11-12 Uhr
Brunnen am Marktplatz in Emmendingen

Salomon, Frieda (geb. Stern)

Frieda wurde am 7.3.1887 in Dettensee, heute Horb am Neckar gehörend, als Tochter der Eheleute Baruch und Klara Stern geboren. Am 5.8.1912 heiratete sie den Viehhändler Felix Salomon in Offenburg, der, am 22.6.1885 geboren, aus Hilbringen stammte, einem Ortsteil der saarländischen Stadt Merzig. Das Paar bekam zwei Kinder: Tochter Käthe wurde am 2.8.1913 in Merzig geboren. Das zweite Kind hieß Hans Ludwig und erblickte das Licht der Welt am 1.3.1915 in der Offenburger Hauptstraße 31. Ihm gelang es, im August 1937 nach Buenos Aires in Argentinien auszuwandern. Wohl schon 1936 heiratete Käthe einen Zahnarzt namens Oscar Spindler und zog mit ihm ins belgische Antwerpen. Hier gebar sie am 11.5.1937 ihren Sohn Robert. Antwerpen, aber auch Brüssel waren um diese Zeit bevorzugte Fluchtorte der in Deutschland verfolgten Juden.
Frieda lebte zusammen mit ihrer Tochter Käthe schon vor 1933 in Merzig getrennt von ihrem Ehemann Felix Salomon. Am 2.4.1936 zog sie nach Offenburg in die Okenstraße 81 als Untermieterin bei Theodor Kahn. Doch schon bald hielt sie hier nichts mehr, nachdem Käthe mit ihrem Ehemann nach Belgien ausgewandert war. Denn auch ihr Sohn Hans Ludwig war nach der Trennung augenscheinlich bei ihrem Ehemann verblieben. So zog sie Anfang 1938 ebenfalls nach Belgien zu ihrer Tochter, die mit Ehemann und Sohn mittlerweile in Brüssel-Schaerbeek in der rue Gallait 107 wohnte. Hier wurden sie von den Nazimördern aufgespürt, nachdem die deutsche Wehrmacht bis zum 28.5.1940 ganz Belgien besetzt hatte.

Frieda Salomon musste ab dem 7.6.1942 den „Judenstern“ tragen. Am 10. Oktober desselben Jahres wurde sie zusammen mit ihrer Tochter und dem kleinen Enkelsohn in das SS-Sammellager Mechelen (frz. Malines) deportiert und am selben Tag mit dem Transport 12 als Nummer 187 in das KZ Ausschwitz weiter transportiert. Wahrscheinlich starben die Drei nach der Ankunft im Gas.
Bei der Festsetzung der Haftentschädigung gab es Uneinigkeiten über den Todeszeitpunkt, da die Höhe der Haftentschädigung von der Haftdauer abhängig gemacht wurde. Deshalb legte die Wiedergutmachungsbehörde den Todeszeitpunkt für kurz nach der Ankunft im KZ fest, was aber von einem Gericht auf den 31. Januar 1945 korrigiert wurde: Rein theoretisch hätten Frieda, ihre Tochter und Enkel Robert noch leben können, als am 27.1 die sowjetische Armee das KZ Auschwitz befreite. Von der Familie entkamen nur Ehemann Felix und Sohn Hans Ludwig den Nazis.

Tom Bächle
Gedenkbuch im Salmen (Offenburg), 2019-20

Sturmann, Betty

Betty Sturmann wurde am 7. November 1883 geboren und wuchs mit ihren drei Geschwistern und ihren Eltern in Chemnitz (Sachsen) auf. Über ihre Kindheit dort ist nichts bekannt, ebenso wenig der Grund, weshalb die ganze Familie im Jahre 1920 nach Offenburg zog. Anfangs wohnte die Familie in der Gaswerkstraße 11. Später zog sie innerhalb der Stadt noch dreimal um. Der Vater, Herrmann Sturmann, gründete ein Kurz- und Wollwarengeschäft in der Steinstraße 7. Später ging der Laden an Bettys älteren Bruder Willy über. Betty die ebenfalls einen kaufmännischen Beruf erlernte, übernahm nach dem Tode ihres Bruders am 1. März 1935 das Familiengeschäft.

Das Geschäft lief gut und brachte monatlich um die 600 Reichsmark ein. Mit dem Beginn der Naziherrschaft wurde das jüdische Geschäft jedoch immer mehr boykottiert. Im Jahre 1938 musste Betty es zwangsverkaufen. Ab dem 11. Dezember übernahm Alfons Kutter, ein Bekannter der Familie, den Kurz- und Wollwarenhandel. Den Kaufpreis erhielt Betty nie, den Alfons Kutter überwies das Geld auf ein Sperrkonto. Dies war von staatlicher Seite bei Verkauf jüdischen Vermögens bei der Ausplünderung der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern so vorgesehen.

Bis zum 22. Oktober 1940 lebte die Familie Sturmann in der Hildastraße 57, mit Ausnahme von Bettys jüngere Schwester Gertrud, verheiratete Skosowski, die zu ihrem Mann nach Frankreich gezogen war. Am Schicksalstag der Offenburger Juden wurde Betty gemeinsam mit ihrer älteren Schwester Henriette, verheiratete Grünebaum, zum Schiller-Gymnasium Offenburg gebracht. Mit der Eisenbahn wurden sie und knapp 100 andere in Offenburg lebende Juden nach Südfrankreich ins Lager von Gurs deportiert.

Ein Jahr nach der Deportation, im März 1941, erhielt der Gestapomitarbeiter Fritz Dochat für kleines Geld einen Teil der zurückgelassenen Möbelstücke der Familie Sturmann. Dazu gehörten: ein Schreibtisch, ein Kühlschrank, ein Tisch und ein Sofa. Das restliche Inventar wurde laut einer  Zeugenaussage völlig demoliert.

Betty wurde nach einem zweijährigen Lageraufenthalt in Frankreich im September 1942 über Drancy nach Auschwitz deportiert, wo sie ermordet wurde. Da das genaue Todesdatum nicht bekannt war, setzte das Amtsgericht später den 31. Dezember 1945 als Todestag fest. Bettys Stolperstein ist in der Wilhelmstraße 10, wo sie 1922 lebte, zu finden.

Bettys Schwestern Henriette und Gertrud überlebten den 2. Weltkrieg. Als Erbin ihrer Schwester beanspruchte Henriette eine Entschädigung wegen des früheren Zwangsverkaufs des Ladens. Doch Alfons Kutter weigerte sich und behauptete, er habe Betty Sturmann das Geschäft nur aus Mitleid abgekauft und einen angemessenen Geldbetrag bezahlt. Daraufhin klagte Henriette auf Wiedergutmachung und es kam zu einigen Prozessen und Gerichtsverhandlungen. Am Ende musste Alfons Kutter zwar nur, aber immer hin 1000 DM als Ausgleichzahlung leisten.

Ida Hillenbrand, Klasse 9
Gedenkbuch im Salmen (Offenburg), 2019/20

Emmendingen-Simon-Veit-Haus

Emmendingen: Kritisches Erinnern bleibt nötig

Zum 75. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz legten Vertreter der Stadt Emmendingen, der Jüdischen Gemeinde, des Vereins für Jüdische Geschichte und Kultur und des SPD-Ortsvereins Emmendingen am Mahnmal vor dem Bergfriedhof Kränze und Blumen nieder. Bereits um die Mittagszeit erinnerten Mitarbeiter des Zentrums für Psychiatrie am Denkmal der grauen Busse an die Patientenmorde der NS-Zeit.Weiterlesen: Presse Gedenken 75 Jahre und Badische Zeitung 29.1.2020

Offenburg: Einweihung der Gedenktafel für Matthias Erzberger

Mit einer hervorragend informativen und die Zuhörer auch betroffen machenden Veranstaltung ist Matthias Erzberger in Offenburg endlich etwas Gerechtigkeit widerfahren. Für den 1921 bei Bad Griesbach von rechtsextremen Terroristen ermordeten Reichsfinanzminister wurde jetzt eine Gedenkstele vor dem Landgericht in der Hindenburgstraße enthüllt. Zugleich wird jetzt auf Hindenburgs geistiges Brandstiftertum für diesen politischen Mord hingewiesen. Weiterlesen: BZ_3.2.2020_Gedenktafel Erzberger