Veit, Anna (geb. Kaufmann)

Am 18. Mai. 1874 kam Anna Veit in Lichtenau zur Welt. Sie entstammte einer angesehenen Lichtenauer Familie, den Kaufmanns, deren verschiedene Zweige in fast allen Orten des Hanauer Landes vertreten waren.
So hatte zum Beispiel Michael Kaufmann im benachbarten Kehl ein großes Futtermittelunternehmen gegründet. Annas Mutter hieß Zibora Kaufmann und ihr Vater Marx Kaufmann, welcher ein Handelsmann war. Als ihre Eltern Goldene Hochzeit feierten, wurde dies in der Zeitschrift „Der Israelit“ am 26.11.1908 entsprechend gewürdigt. Die Festansprache hielt dabei der Offenburger Rechtsanwalt Leopold Veit. Er war ihr Schwiegersohn, denn Anna hatte ihn 1895 geheiratet. Das Paar lebte in der Okenstraße 5, Leopold Veit unterhielt seine Kanzlei.

Die Veits bekamen 6 Kinder, 5 Söhne und eine Tochter. Ihr erster Sohn Robert kam am 10. März 1896, also ein Jahr nach der Eheschließung, auf die Welt. Am 11. Januar 1897 gebar Anna ihren zweiten Sohn Hans, 10 Monate später folgte Berthold. Ihren vierten Sohn Heinrich bekam sie im Februar 1900 und zwei Jahre später ihren fünften Sohn Josef. Das Nesthäkchen stellte Tochter Margaretha dar, das am 10. August 1905 geboren wurde.

1928 starb Leopold Veit. Nach dem Tod ihres Mannes lebte sie weiterhin im Haus in der Okenstraße, wo sich auch die Arbeitszimmer ihrer Söhne befanden. Finanziell unterstützt wurde sie wohl in erster Linie von ihrem Sohn Heinrich, der die Rechtsanwaltspraxis seines Vaters übernommen hatte.
Nach 1933 arbeiteten die Nazis mit allen Mitteln darauf hin, Juden auszugrenzen und zum Verlassen Deutschlands zu zwingen.

Nachdem Anna Veit zweimal von der Gestapo (Geheime Staatspolizei) verhört worden war, entschloss sie sich auszuwandern. Zunächst musste sie jedoch ihr Haus verkaufen, was ihr 1938 unter großen Mühen gelang. Für lediglich 22 700 Reichsmark wechselte das Gebäude in der Okenstraße 5 den Besitzer, es ging weit unter Wert an einen praktischen Arzt. Kurze Zeit später, im Frühjahr 1939, gelang es Anna, zu ihrem Sohn Heinrich nach Brasilien auszuwandern, der bereits seit 1934 dort lebte, weil er in Offenburg kein Auskommen mehr fand. Er konnte natürlich nicht mehr als Rechtsanwalt tätig sein, sondern versuchte sich als Buchhändler. In der Stadt Sao Paolo erlebten beide das Kriegsende. Seine Mutter Anna Veit kehrte im Jahre 1947 nach Europa zurück und ging zu ihrem Sohn nach England. Sie wohnte in London, 11 Ridgeway 42. Dort lebte sie bis zu ihrem Tode Ende der 60er Jahre (das genaue Todesdatum ist leider unbekannt).

Güzin Alkan
Gedenkbuch im Salmen (Offenburg), 2017/18

 

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