Lederer, Arnold

Arnold Lederer wurde am 25.4.1913 in Diersburg als erster von drei Söhnen eines jüdischen Kaufmanns geboren. Seine Eltern Moritz und Frieda Viktoria, geborene Maier, betrieben wie viele Juden zur damaligen Zeit einen kleinen Textilwarenladen. Am 20.7.1922 zog die Familie nach Offenburg und eröffnete in der Hauptstraße 54 das Textilwarengeschäft Lederer & Maier. 1925 zogen das Geschäft und die Familie in die Augustastraße 7 um und 1928 in die Hildastraße 67.

Arnold besuchte ab 1923 die Oberrealschule, das heutige Schillergymnasium, und legte dort 1932 sein Abitur ab. Da die Eisenbahn schon immer Arnolds Lebensziel war und es sein Leben lang bleiben sollte, wurde er Werkstudent im Lokomotivenausbesserungswerk in Offenburg. Kurze Zeit später begann er ein Ingenieursstudium an der Technischen Hochschule in Karlsruhe. Auf Grund eines Numerus clausus, der nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten für Juden eingeführt wurde, war es ihm allerdings nicht möglich, das Studium zu beenden, und er musste noch im gleichen Jahr die Lehranstalt verlassen.

Bedingt durch den öffentlichen Druck auf jüdische Geschäfte wurde die Kundschaft des elterlichen Ladens immer kleiner, was dazu führte, dass Arnolds Vater Moritz das Geschäft aufgeben musste und mit seiner Frau und seinen drei Kindern am 31.8.1933 nach Straßburg emigrierte. Dort konnte Lederer sein Studium aus finanziellen Gründen nicht weiterführen. Da ihm eine Arbeitserlaubnis verwehrt blieb, musste er bis auf weiteres schwarzarbeiten.

Im Jahre 1936 heiratete er die Straßburgerin Emma Loinger und zog noch im gleichen Jahr mit ihr nach Paris, wo er die technische Schule Ecole d’Diderot besuchte. Nach einigen Monaten Unterricht verpflichtete er sich 1937 als Arbeiter bei der Französischen Eisenbahn. Ebenfalls 1937 wurde sein einziger Sohn Henry geboren. Henry lebt schon seit über 40 Jahren in Israel und hat drei Kinder und fünf Enkelkinder.

Bedingt durch den Einmarsch der Deutschen in Frankreich 1940 musste Lederer Paris mit seiner Frau verlassen und begab sich über Tours in die Dordogne, wo er in einem Eisenbahnwerk arbeiten konnte. Nach dem Waffenstillstand vom 25.06.1941 hieß es, dass alle Beamten wieder zurückgehen sollten. Lederer ging ohne seine Frau im August 1940 nach Paris zurück. Zu seinem eigenen Schutz vor den Besatzern schickte ihn sein ehemaliger Chefingenieur jedoch sofort wieder zurück. Im gleichen Jahr besuchte Lederer mehrere Male seine Verwandtschaft im Internierungslager in Gurs, in das alle badischen Juden deportiert worden waren, und brachte ihnen Nahrungsmittel.

Da bald darauf die Ausnahmegesetze in Frankreich in Kraft traten, war es Lederer nicht mehr möglich, seinen alten Beruf weiter auszuüben. Stattdessen schlug er sich mit dem Verkauf von Kämmen, Parfümerie und Kurzwaren durch, die er manchmal durch Beziehungen bekommen konnte. Er arbeitete auch zum Teil in einer Sägerei. 1944 musste Arnold Lederer mit seiner Frau flüchten, da man eine Organisation zur Rettung jüdischer Kinder, bei der seine Gattin arbeitete, aufdeckte. Die beiden flüchteten an die Südgrenze der Dordogne, die damals stark von der Landwirtschaft geprägt war, weshalb sie auch nie Hunger litten. Sie versteckten sich für den Rest des Krieges in einem kleinen verlassenen Haus auf einer Wiese weit entfernt vom nächsten Ort. Nur der Bürgermeister wusste, dass Lederer mit seiner Familie dort wohnte. Dieser verleugnete sie auch vor den Deutschen, um sie vor der Deportation zu schützen. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm Lederer seine Tätigkeit bei der Französischen Eisenbahn wieder auf, bis er 1973 in Ruhestand ging.

Dominik Kiefer
Gedenkbuch Salmen (Offenburg), 2006/07

Print Friendly, PDF & Email