Levi, Leopold

K. SchlessmannLeopold Levi wurde am 5.10.1878 in Altdorf bei Ettenheim geboren. Er hatte fünf Geschwister, Arnold, Mathilde, Fanny, Gustav und Nathan. Seine Heirat mit Klara Kassewitz fand am 27.10.1920 in Schmieheim, dem Geburtsort der Braut statt. Leopold Levi besaß eine eigene Pferdehandlung in der Orschweirer Straße 4 in Ettenheim. Zusammen mit seinen Eltern lebten er und seine Frau Klara Levi aber weiterhin im elterlichen Haus in Altdorf. Das Haus hatte die Nr. 382, da zu dieser Zeit die Straßen noch keine Namen trugen. Der Einheitswert wurde damals auf 5.500 RM angesetzt. In der „Reichskristallnacht“, dem Judenpogrom im November 1938, wurde das Haus der Familie beschädigt; so wurden unter anderem nicht nur die Scheiben eigeschlagen, sondern selbst die Fensterrahmen zerstört und das gesamte Inventar zertrümmert. Wie es scheint, war die Familie Levi schon vor diesem Ereignis antisemitischen Pöbeleien ausgesetzt. Nach der Pogromnacht jedenfalls zog der fast neunzigjährige Vater von Leopold nach Freiburg, um weiteren Anfeindungen zu entgehen. Sein Sohn wurde wie so viele andere Juden ins KZ Dachau eingeliefert und befand sich dort vom 12.11.1938 bis zum 22.11.1938 in „Schutzhaft“. Zurück aus dem Lager wickelte er den Verkauf des väterlichen Anwesens ab. Der Kaufvertrag mit dem Wagnermeister Christian Hunn über 5300 RM wurde am 24.3. 1939 im Notariat Ettenheim beurkundet, und der Grundbucheintrag erfolgte am 29.5.1940. Leopold Levi verließ Altdorf und zog nach Offenburg in die Gerberstraße 14. Gründe für den Umzug lagen auch darin, dass Leopolds Frau aus begreiflichen Gründen wenig Sympathie für die Ortschaft Altdorf hegte.

Am 22.10.1940 wurden Leopold Levi und seine Frau wie alle badischen und pfälzischen Juden in das Lager Gurs in Südfrankreich deportiert. Knapp 2 Jahre später, am 22.8.1942, musste das Ehepaar den Weg in den Tod antreten: über Drancy in die Gaskammer von Auschwitz. Das Amtsgericht Offenburg erklärt auf Antrag seiner Tochter Ilse am 4.5.1949 Leopold Levi für tot. Als Sterbedatum wurde der 8.5.1945, der Tag der Kapitulation des deutschen Reiches, festgesetzt. Tochter Ilse Bloch ist die einzige Überlebende der Familie und konnte ein Visum für die Vereinigten Staaten ergattern. Hier baute sie sich ein neues Leben auf.

Fynn Schmid
Gedenkbuch im Salmen (Offenburg), 2019-20

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