Stein, Anna

Foto: Staatsarchiv FreiburgAnna Stein wurde am 3. April 1890 als Tochter des Fabrikanten Isaak Stein und seiner Frau Minna in Offenburg geboren.

Sie arbeitete seit 1919 als Laborantin am städtischen Krankenhaus. Zu ihrem Arbeitsbereich gehörten alle Laborarbeiten der Klinik. Anna Stein wurde als sehr zuverlässige Mitarbeiterin geschätzt.

Am 7. April 1933 schuf das NS-Regime mit dem „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ ein Instrument zur Entfernung politischer Gegner und Juden aus dem Staatsdienst. In Offenburg stellte die Rathausfraktion der NSDAP den Antrag, jüdische Angestellte, die bei der Stadt beschäftigt waren, zu entlassen. Dieser Beschluss traf auch Anna Stein, die die Mitteilung über ihre Entlassung während einer Fortbildung in Heidelberg erhielt. Bürgermeister Holler drückte in dem Kündigungsschreiben sein Bedauern aus:

„Dem Antrag der Rathausfraktion der NSDAP entsprechend hat der Stadtrat beschlossen, Ihr Dienstverhältnis auf 1. Juli d. Js. zu kündigen. Ich bedaure, Ihnen diese unangenehme Nachricht übermitteln zu müssen, zumal Sie Ihre Arbeitskraft seit 1919 in durchaus befriedigender Weise in den Dienst des städtischen Krankenhauses gestellt hatten.“*

Bis Ende November 1939 wohnte Anna zusammen mit der jüngsten Schwester Elsa noch in ihrem Elternhaus. Ihr Vater war 1933 gestorben und ihr Schwager Oskar May hatte die gemeinsam betriebene Roßhaarspinnerei Gebr. Stein wohl zunächst weitergeführt. Im Adressbuch von 1937 ist die Firma noch verzeichnet. Doch die Repressalien der Nazis für jüdische Geschäftsleute zwangen vermutlich auch diesen Betrieb zur Aufgabe.

Am 1. April 1938 war Oskar May zusammen mit seiner Frau Rosa nach Frankfurt gezogen. Wahrscheinlich hatten sie die Absicht, von dort nach Palästina zu emigrieren, was aber nicht gelang. Das Ehepaar wurde nach Theresienstadt deportiert und ermordet. Der Betrieb wurde arisiert und im Adressbuch 1939 ist als neuer Besitzer Hugo Stratmann eingetragen. Die Firma hieß jetzt „Offenburger Roßhaarspinnerei“. Im Dezember 1939 mussten Anna und Else Stein das Haus verlassen und in die Okenstraße 3 umziehen.

Anna Stein wurde zusammen mit ihrer Schwester Elsa am 22. Oktober 1940 nach Gurs in Südfrankreich deportiert und wahrscheinlich 1942 mit den verbliebenen jüdischen Gefangenen von Gurs nach Osten in die Vernichtungslager transportiert. Sie wurde am 8. Mai 1945 für tot erklärt.
 
 
*Martin Ruch: Verfolgung und Widerstand in Offenburg 1933-1945

 
Stolpersteine für Offenburg, Hrsg.: Gerda Maria Lüttgen, 2013
Stolperstein: Langestraße 41

Kern, Albert

Foto: Karl SchlessmannAlbert Kern wurde am 2. April 1887 als Sohn von Adam und Magdalena Kern in Meisenheim geboren. Er war von Beruf Chauffeur. Mit Ida, geb. Velz, die er am 19. August 1915 geheiratet hatte, zog er im April 1926 von Gaggenau nach Offenburg und wohnte bei seinem Schwager in der Gaststätte „Zur Zauberflöte“ am Lindenplatz 12.
 
Albert Kern wurde aus Glaubensgründen von den Nationalsozialisten verfolgt. Er gehörte den Zeugen Jehovas an, die sich als einzige Religionsgemeinschaft völlig den Ansprüchen des Hitlerregimes verweigerten. Zeugen Jehovas hoben die Hand nicht zum Hitlergruß, sie verweigerten den Eid auf „Führer und Staat“ und auch den Wehr- und Arbeitsdienst. Ihre Kinder traten nicht in die Hitlerjugend ein. Wegen seiner religiösen Überzeugung wurde Albert Kern ins Konzentrationslager Mauthausen deportiert und starb dort 1940.  
 

Stolpersteine für Offenburg, Hrsg.: Gerda Maria Lüttgen, 2013
Stolperstein: Lindenplatz 12

Bühler, Franz Karl

Franz Karl Bühler wurde am 28. August 1864 in Offenburg geboren. Sein Vater, Karl Bühler, der aus  Offenburg Foto: Museum im Ritterhausstammte, hatte 1863 Euphrosyne Peter aus Achern geheiratet, und sich im gleichen Jahr mit einer eigenen Schmiedewerkstatt in der Glaserstraße 7 in Offenburg selbständig gemacht.

Franz Karl war ein guter Schüler. Nach der Schulzeit machte er eine Schlosserlehre im Betrieb des Vaters. Da er eine außerordentliche Begabung zeigte, studierte er an der Kunstgewerbeschule in Karlsruhe und besuchte in München ein Jahr lang die gewerbliche Fortbildungsschule. Im Offenburger Archiv werden seine Skizzenbücher und losen Zeichnungen aufbewahrt. Durch sie kann man nachvollziehen, wohin ihn seine Wanderjahre geführt hatten.

Nach verschiedenen Preisen für seine Kunstschmiedearbeiten im Inland, erhielt Franz Karl Bühler auf der Weltausstellung 1893 in Chicago eine Medaille für Kunstschlosserei. Das prämierte schmiedeeiserne Tor steht heute im Stadtgarten Karlsruhe, Eingang Wolff-Anlage. Nach seiner Rückkehr aus Chicago wurde er als Lehrer für Kunstschlosserei an der Kunsthandwerkerschule in Straßburg tätig. Nach nur drei Jahren Lehrtätigkeit wurde ihm gekündigt, da sich unüberwindbare Differenzen zwischen Schulleitung, Kollegium und Schülern einerseits und Franz Karl Bühler andererseits aufgetan hatten. Die Kündigung traf ihn so tief, dass ihn von da an Verfolgungsängste quälten.

Nach einem Aufenthalt in Hamburg, wo er zum erste Mal für kurze Zeit Patient in einer Anstalt war, ging er in die Schweiz. Dort wurde er in die Irrenanstalt Breitenau eingewiesen und im Mai 1898 in die Heil- und Pflegeanstalt Illenau überführt. Zwei Jahre lang versuchte er immer wieder mit juristischen Mitteln, entlassen zu werden. Während dieser Zeit führte er seine künstlerische Arbeit fort und drang darauf, ein eigenes Zimmer zu bekommen, um besser arbeiten zu können. Sein Verfolgungswahn verstärkte sich: vor „der gefährlichen Einflussnahme von außen“ und  vor „Vergiftungsgefahr“* versuchte er sich zu schützen.

Im April 1900 wurde Bühler in die Badische Heil- und Pflegeanstalt Emmendingen verlegt. Die Anstalt war nach einem psychiatrischen Reformkonzept gestaltet: „In einem harmonischen Wechsel von medizinischer Behandlung und Entspannung, von Arbeit und Unterhaltung, von Spiel, Musik, Lektüre und Spaziergängen im Park oder sportlicher Betätigung sollten Körper, Geist und Seele geheilt werden und dem Patienten der Eindruck der Internierung genommen werden.“* Bühler konnte sich ungehindert seiner künstlerischen Arbeit widmen. Eine enorme Zahl von Bildern und Zeichnungen ist in dieser Zeit entstanden, von denen etwa 150 in der Prinzhorn-Sammlung in Heidelberg aufbewahrt werden.

1940 wurde Franz Karl Bühler wehrloses Opfer des Euthanasie Programms der Nationalsozialisten. In Grafeneck, einem kleinen Ort auf der Schwäbischen Alb, wurde er vergast. Dieses Schicksal teilt er mit tausenden von psychisch Kranken und geistig oder körperlich Behinderten, die dort in die Anstalt eingeliefert und dann ermordet wurden. 

 
* Ruth Keller-Kempas: Franz Karl Bühler – Eine Biographie.
  In: Franz Karl Bühler. Bilder aus der Prinzhorn-Sammlung. Ausstellungskatalog
  Museum im Ritterhaus 1993

 
Stolpersteine für Offenburg, Hrsg.: Gerda Maria Lüttgen, 2013
Stolperstein: Glaserstraße 7

Ehemalige Synagoge Kippenheim

Die ehemalige Synagoge Kippenheim in der Presse

Die Synagoge in Kippenheim ist ein wichtiges Kulturerbe. Im Januar 1996 wurde der Förderverein „Ehemalige Synagoge Kippenheim e.V.“ in s Leben gerufen, mit dem Ziel, die ehemalige Synagoge angemessen instand zu setzen. Eine kulturhistorische Stätte, die zwischen Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft vermitteln kann. Weiterlesen: Stadtanzeiger, vom 26.6.2019

Kahn, Frieda

Foto: BundesarchivFrieda Kahn kam am 31. Januar 1876 in Offenburg zur Welt. Ihr Vater war Viehhändler und die Familie lebte in der Goldgasse 24. Frieda arbeitete als Hausangestellte und war alleinstehend. Nach dem Tod der Eltern zog sie am 15. Januar 1936 ins Vinzentiushaus. Am 29. März 1939 wurde sie in ein Altersheim nach Gailingen verlegt. Konstanz war vom 16. November 1940 an die nächste Station in ihrem Leben und Mannheim ab dem 10. August 1941. Von dort wurde Frieda Kahn am 21. August 1942 nach Theresienstadt und weiter am 23. September 1942 in das Lager Maly Trostinec in die Nähe von Minsk deportiert. Im Mai 1945 erklärte man sie dort für tot.

Stolpersteine für Offenburg, Hrsg.: Gerda Maria Lüttgen, 2013
Stolperstein: Kornstraße 12

Bodenheim, Emma

Foto: Karl SchlessmannEmma Bodenheim, geboren am 8. Juni 1899, ist in Auschwitz verschollen.

In welcher Straße und wie lange sie in Offenburg gelebt hat, ist nicht bekannt. Der Stolperstein am Rathaus, Hauptstraße 90, erinnert daran, dass sie in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, aus der Stadt vertrieben und schließlich ermordet wurde, weil sie Jüdin war. Der Stolperstein wurde deshalb mit dem Einverständnis der Oberbürgermeisterin Edith Schreiner und des Künstlers Gunter Demnig hier verlegt.

Stolpersteine für Offenburg, Hrsg.: Gerda Maria Lüttgen, 2013
Stolperstein: Hauptstraße 90

Weil, Jette

Foto: Staatsarchiv FreiburgJette Weil wurde am 5. September 1854 geboren. Ab dem 1. August 1933 lebte sie – nur kurzzeitig unterbrochen durch einen Aufenthalt in München – im Vinzentiushaus, dem heutigen Aenne-Burda-Stift. Am 22. Oktober 1940 wurde sie im Alter von 86 Jahren in das Lager Gurs und weiter nach Recebedou deportiert. Vom 8. Oktober 1942 bis 20. August 1945 war sie in Noe und wurde anschließend nach Macon/ Frankreich gebracht. Trotz ihres hohen Alters überlebte Jette Weil die Strapazen der Verfolgung und Deportation. Sie starb in Macon im Alter von 91 Jahren am 20. Dezember 1945.

 
Stolpersteine für Offenburg, Hrsg.: Gerda Maria Lüttgen, 2013
Stolperstein: Kornstraße 12

Jacobs, Bella (geb. Stein)

Foto: Karl SchlessmannBella Jacobs wurde am 11. November 1879 in Offenburg geboren. Während des Zweiten Weltkriegs lebte sie in den Niederlanden. Sie wurde nach Auschwitz deportiert und starb dort im Juli 1944.
 
In welcher Straße und wie lange sie in Offenburg gelebt hat, ist nicht bekannt. Der Stolperstein am Rathaus, Hauptstraße 90, erinnert daran, dass sie in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, aus der Stadt vertrieben und schließlich ermordet wurde, weil sie Jüdin war. Der Stolperstein wurde deshalb mit dem Einverständnis der Oberbürgermeisterin Edith Schreiner und des Künstlers Gunter Demnig hier verlegt.
 
 
 
Stolpersteine für Offenburg, Hrsg.: Gerda Maria Lüttgen, 2013
Stolperstein: Hauptstraße 90