Ruschmann, Franz

Franz Ruschmann wurde am 27. Mai 1910 in Achern geboren. Nach der Volksschule absolvierte er eine Metzgerlehre in Rastatt und übte dann den Beruf bei seinem Onkel in Offenburg aus. Um die Zeit der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten interessierte sich Ruschmann immer mehr für die Ernsten Bibelforscher. 1934 schloss er sich ihnen endgültig an, nachdem er zuvor aus der katholischen Kirche ausgetreten war. Mit diesem Schritt überwarf er sich mit seiner Familie.
Am 21. Dezember 1936 wurde er verhaftet und verbrachte sechs Monate unter anderem im Gestapogefängnis in Offenburg und im KZ Kislau. Er wurde bestraft, weil er die Schriften der Zeugen Jehovas verbreitete und die verfolgten Glaubensbrüder unterstützt hatte.

Franz Ruschmann war um diese Zeit bereits in Haslach in der Hauptstraße 37 gemeldet, wo er bei der Metzgerei Hättich Arbeit fand. Das blieb auch seine Heimatadresse als er am 27.August 1939 zum 4. Baubataillon nach Friesenheim eingezogen wurde. Schließlich wurde seine Einheit in den Osten versetzt, wobei er seine Arbeit zur Zufriedenheit seiner Vorgesetzten versah. Er wurde zunächst nur zu Bautätigkeiten herangezogen, so dass er keinen Dienst an der Waffe leisten musste.
Sobald er militärisch eingesetzt werden sollte, widersetzte er sich und erhielt mehrere Arreststrafen. Der militärische Einsatz war allmählich aber nicht mehr zu umgehen und so entschloss sich Ruschmann in Haslach bei seinem letzten Heimaturlaub den Wehrdienst zu verweigern. Er desertiert nicht sondern stellte sich in Berlin unter Angabe der Kriegsdienst-verweigerung aus religiösen Gründen.

Am 19.September 1942 steht er vor dem 3. Senat des Reichskriegsgerichtes und wird zum Tode verurteilt.

Am 17.Oktober 1942 stirbt Franz Ruschmann am Morgen um 5:06 Uhr unter dem Fallbeil im Zuchthaus Brandenburg an der Havel.

Seit 2010 erinnert in Haslach in der Hauptstraße 37 ein Stolperstein an die Standhaftigkeit von Franz Ruschmann.

Da er sich wegen seines Glaubens mit der Familie überworfen hatte, war sein Schicksal verschwiegen und schließlich vergessen worden. Erst im Sommer 2014 stieß die Enkelin einer Schwester von Franz Ruschmann auf unsere Recherchen. So wurde nach 72 Jahren Franz Ruschmann aus dem Vergessen in seine Familie zurückgeholt.

Sören Fuß
Stolpersteinprojekt Haslach im Kinzigtal

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