Schille, Wendelin

Wendelin Schille wurde am 4. September 1884 in Haslach geboren.

Nach seiner Schulzeit erlernte er das Malerhandwerk. Als junger Mann verließ er Haslach und arbeitete in verschiedenen Orten fern der Heimat. Dabei lernte er in Lauterbach bei Donauwörth seine Frau Franziska kennen. Die Ehe wurde im Oktober 1906 geschlossen.

Zwei Söhne und eine Tochter wurden dem Paar geschenkt.

Im ersten Weltkrieg wurde Wendelin Schille dann zu den Waffen gerufen. Er kehrte zwar aus dem Krieg zurück, aber seine Abneigung gegen den Krieg und den Waffeneinsatz war gewaltig. Er hatte schlimme Verätzungen erlitten und war ernsthaft verschüttet worden. Inwiefern diese Erfahrungen dazu beigetragen haben, sich den Bibelforschern anzuschließen, bleibt Spekulation.

Ein halbes Jahr vor Hitlers Machtergreifung machte sich Wendelin Schille im Alter von 48 Jahren als Maler selbständig, betrieb aber weiterhin mit seiner Frau Franziska die Obst- und Gemüsehandlung in der Seilerstraße 5.

In der Folgezeit geriet er auf Grund seines Bekenntnisses zur Glaubensgemeinschaft der Bibelforscher immer mehr unter Druck. Bald schon wurde er wie auch die meisten anderen zeitweise in Gefängnissen inhaftiert oder sogar in Konzentrationslagern interniert. Man wollte erreichen, dass sich die Bibelforscher von ihrer Glaubensgemeinschaft lossagten.

1936 war Wendelin Schille mehrere Monate im Gestapogefängnis in Freiburg, Im Februar 1937 kam er ins KZ Kislau.

Zeiten in Freiheit wechselten sich mit Aufenthalten im Gefängnis und im KZ Dachau ab.

Als er im Sommer 1940 auf freiem Fuß war, nahm er eine Arbeitsstelle in Blumberg an, mit der Absicht über die grüne Grenze in die Schweiz zu fliehen, wo befreundete Bibelforscher ihn aufnehmen wollten.

Am 18.9 1940 rief Franziska Schille ihren Mann in Blumberg an und warnte ihn, weil man in Haslach nach ihm suchte. Bevor er ihre Bitte, sofort unterzutauchen, realisieren konnte, schlugen die NS-Häscher zu. Sie verhafteten ihn und brachten ihn in das Gestapogefängnis nach Karlsruhe. Dort war er noch drei Monate den Torturen der Vernehmungsbeamten ausgesetzt. Am 11.Dezember 1940 ist er dort unter ungeklärten Umständen umgekommen. Wendelin Schille ist seiner religiösen Überzeugung bis zum Tode treu geblieben.

Seit September 2010 liegt in der Seilerstraße 5 in Haslach ein Stolperstein.

Sören Fuß
Stolpersteinprojekt Haslach im Kinzigtal

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