Adler, Sophie (geb. Rothschild)

Foto: Staatsarchiv FreiburgSophie Adler wurde am 28.01.1874 in Oehringen als Sophie Rothschild geboren. Sie war das dritte Kind und die erste Tochter von Felix Rothschild (Kaufmann, geb. 1836 in Krautheim) und seiner Frau Mina Rothschild (geborene Mair/Mayer, 1844 in Heilbronn). Sophie Adler hatte mehrere Brüder und eine kleine Schwester namens Bertha.

Auch wenn keine Schulakte vorliegt, wird vom Archiv in Oehringen angenommen, dass sie die örtliche Grundschule, die Schillerschule, besuchte. Über den Besuch einer höheren Schule liegen ebenfalls keine Akten vor. Da es jedoch unüblich war, dass Frauen zu dieser Zeit  eine weiterführende Schule besuchten, liegt die Vermutung nahe, dass nach der Grundschule ihre Schulausbildung beendet war. Sophie hatte keine Berufsausbildung und war offiziell Hausfrau.  Am 05.07.1897 heiratete sie Jakob Adler in ihrem Geburtsort Oehringen und zog bald darauf mit ihm in die Grabenallee 16 nach Offenburg.  Dort kümmerte sie sich um den Verkauf im Manufakturwarenladen ihres Mannes in den vier Tagen der Woche, in denen er auf Reisen war.

Von ihren Nachbarn wurde sie liebevoll Tante Sophie genannt und sie wurde nicht nur als freundliche Nachbarin, sondern auch als Freundin angesehen. Gemeinsam mit ihrem Mann hatte sie zwei Kinder:
Max Adler wurde am 23.08.1898 in Offenburg geboren. Nachdem er das Einjährige (vergleichbar mit dem heutigen Realschulabschluss) am 31.07.1914 abgelegt hatte, machte er eine Lehre in Frankfurt a. M., bis er 1916 zum Militärdienst berufen wurde. 1918 wurde Max Adler vor Verdun verwundet und kehrte nach Offenburg zurück. 1933 wanderte er nach Paris aus, da er die Gefahr, in der er in Deutschland lebte,  erkannt hatte. In Paris heiratete er eine Frau, die wie seine Mutter Sophie hieß und bekam mit ihr ein Kind.

1957 begann er als alleiniger Erbe mit seinem Rechtsanwalt für eine Wiedergutmachung vom Deutschen Staat zu kämpfen. Nach langem Briefwechsel und Uneinigkeiten mit dem zuständigen Gericht in Karlsruhe bekam Max Adler 1962 schließlich DM 2280,- überwiesen. Dies beinhaltete die Entschädigung wegen Schadens an beruflichem Fortkommens von DM 1788,-, sowie den Freiheitsschaden seiner Eltern.

Seine Schwester Ida Adler wurde am 03.10.1901 ebenfalls in Offenburg geboren. Auch sie hatte eine höhere Schulausbildung bis zum Einjährigen. Sie zog am 20.12.1936 nach Frankfurt a. M., kehrte am 27.10.1937 jedoch wieder nach Offenburg in die Grabenallee zu ihren Eltern zurück. Sie blieb ledig und hatte keine Kinder.

Sophie und Ida  Adler wurden, wie alle badischen Juden, am 22.10.1940 nach Gurs, einem Internierungslager am Fuße der Pyrenäen deportiert. Am 08.08.1942 wurden sie in das Sammellager Drancy gebracht. Vier Tage später wurde Sophie Adler nach Auschwitz gebracht. Vermutlich ist sie dort nach wenigen Monaten im Alter von 69 Jahren verstorben. Ida Adler wurde ebenfalls in Auschwitz ermordet.
 

Helena Bahr
Gedenkbuch im Salmen (Offenburg), 2013/2014

Print Friendly, PDF & Email