Hammel, Hedwig

Foto: Staatsarchiv FreiburgHedy wurde am 22.2.1924 in Neufreistadt geboren. Ihre Eltern Julius Hammel, geb. 19.6.1888 und Irma Hammel, geb.5.4.1901 heirateten am 17.5.1923 in Baden Baden und zogen 1924 in die Gaswerkstr.17 nach Offenburg. Am 10.9.1925 wurde Hedys Schwester Ingeborg geboren.
 
1930 bis 1936 ging Hedy auf eine öffentliche Schule, bis sie auf dem Schulweg von Jugendlichen wegen ihres jüdischen Glaubens  zusammengeschlagen wurde. Ihre Eltern versuchten, Hedwig auf eine Privatschule ins Ausland zu schicken. Dies war aber nicht möglich,  obwohl die Eltern  zahlungsfähig waren.
 
 Am 30.4.1938 ging Hedy für 2 Monate nach Konstanz. Das dortige Archiv nimmt an, dass sie eine Johanna Hammel besucht hat. 1938 lernte sie in einem jüdischen Krankenhaus in München Kinderkrankenschwester.
Wieder zurück in Offenburg wurde sie 1940 mit den anderen Juden erst in eine Turnhalle getrieben und anschließend in einen Zugwagon, in dem sie 3 Tage ohne Essen und nur wenig Trinken unterwegs nach Gurs waren. Dort wurden die Juden in sehr unhygienischen Baracken untergebracht. Sie schliefen auf Strohsäcken und es gab wenig zu essen, viele Menschen verhungerten. Da Männer und Frauen getrennt waren, sah Hedy ihren Vater sehr selten. Die Frauen bekamen Spritzen, um die Menstruation zu stoppen.
 
Im Lager arbeitete Hedy als Krankenschwester und lernte Emmy Rosenfeld kennen. Als Hedy an Gelbsucht erkrankte, pflegte Emmy sie und rettete ihr so das Leben. Später wurden Hedy und ihre Familie nach Rivesaltes, auch in den Pyrenäen gelegen, deportiert. Dort wurde ihre Schwester Ingeborg von der Familie Dreifuss adoptiert. Durch ihre Vermittlung wurde Hedy als Haushaltshilfe für die  Familie engagiert. Sie durften das Camp unter der Bedingung verlassen,  jederzeit wieder zurückzukehren, falls sie dazu aufgefordert würden. So verließen Hedy und ihre Schwester das Camp am 1. Mai 1942.
 
Später arbeitete Hedy für Dr. Cazzel, der ihre gesundheitlichen Schäden behandelte. Am 13. September 1942 wurden Hedys Eltern mit 620 weiteren Juden von Rivesaltes nach Auschwitz deportiert. Wie sich später herausstellte, überlebten nur 13 Männer.
 
Auch Hedy und ihre Schwester wurden aufgefordert, zurückzukehren, doch die beiden versteckten sich und sprangen auf der Flucht vor den Soldaten auf einen fahrenden Zug auf. Im Zug, der in Richtung Schweiz fuhr, wurden sie von den Angestellten weiter versteckt. Sie gelangten nach Annecy in Frankreich. Dort blieb Inge bis Kriegsende bei den Paccaras, einer reichen Familie. Hedy war bei der Familie Perot untergebracht. Dort arbeitete sie als Haushälterin. Die Familien wollten, dass die Schwestern sich taufen lassen, doch die beiden wollten ihren jüdischen Wurzeln treu bleiben. Als die Alliierten das Gebiet einnahmen, ließ Hedy sich registrieren und so fand ihr Cousin sie und bewirkte, dass Hedy und Ingeborg nach Paris fliehen konnten. Dort arbeitete Hedy wieder als Haushaltshilfe.
 
Hedy reiste nach Offenburg, um zu sehen, ob ihre Eltern noch am Leben waren und suchte nach Wertsachen. Doch sie fand weder ein Lebenszeichen ihrer Eltern noch Wertsachen der Familie. Da sie auch  keine Zukunft in Frankreich sah, entschlossen sich Hedy und Inge, in die USA auszuwandern. Sie fuhren mit dem Dampfschiff nach Texas.
 
1946 fuhren sie mit dem Zug von Galreston nach New York. Dort heiratete Hedy Kurt Kahn und bekam ihre erste bezahlte Stelle als Näherin.
 
 
Maylien Ruck
Gedenkbuch im Salmen (Offenburg), 2007/08

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