Bergheimer, Sigmund

Foto: Staatsarchiv FreiburgSigmund Bergheimer wurde am 27.1.1881 in Offenburg geboren. Er besaß die badische Staatsbürgerschaft. Von Beruf war er Viehhändler und führte zusammen mit seinem Bruder Emil ein eigenes Handelsgeschäft mit Nutz- und Schlachtvieh in der Gymnasiumstraße. Am 30.8.1911 heiratete er Charlotte Brunschweig. Im Juli 1912 kam ihre Tochter Sophie zur Welt. In den Anfangsjahren des ersten Weltkrieges wurden seine zwei weiteren Kinder Manfred Marx am1.10.1914 und Margot Carola am 12.11.1915 geboren.
 
Als Soldat verlor Sigmund einen Arm und bezog deshalb Kriegsbeschädigtenrente. Trotz seiner Versehrtheit wurde er weiter als Reservist eingesetzt. 1934 erhielten alle Kriegsteilnehmer des Ersten Weltkriegs unabhängig von ihrer Konfession das Ehrenkreuz durch Reichspräsident Hindenburg. Durch diese Auszeichnung glaubten sich die jüdischen Soldaten vor einer Verfolgung sicher. Aufgrund der Weltwirtschaftskrise von 1929 wirtschaftlich bereits stark geschwächt, mussten die beiden Bodenheimers infolge der nationalsozialistischen Boykottmaßnahmen 1934 ihr Geschäft endgültig aufgeben. Der Betrieb wurde im Handelsregister gelöscht. Dennoch belieferte man noch ein Jahr lang Offenburger Metzger mit Vieh. Eine 1935 erlassene Verordnung schloss die ehemaligen jüdischen Händler, so auch Sigmund Bergheimer, aber endgültig vom Marktgeschehen aus.
 
Am 22.10.1940 erfolgte seine Deportation nach Gurs, danach nach Noe. Von dort aus wurden die jüdischen Gefangenen am 28.2.1943 weiter ins Sammellager Drancy bei Paris gekarrt. Im März 1943 wurde Sigmund Bergheimer schließlich in das Konzentrationslager Majdanek in der Stadt Lublin, welche im heutigen Polen liegt, deportiert. Das Vernichtungslager Majdanek diente zugleich als Wirtschaftsbetrieb der SS. Die Juden wurden entweder im Textilwerk zur Anfertigung von Bekleidung oder auf der Baustelle des nahegelegenen Flugplatzes eingesetzt. Unter dem vielsagenden abscheulichen Decknamen: „Aktion Erntefest“ sind dort die 1943 noch lebenden Juden durch Massenerschießungen getötet worden. Unter den vielen Getöteten ist auch Sigmund Bergheimer zu finden. Sein Tod wurde vom Amtsgericht Offenburg auf den 8.5.1945 datiert, den Tag der deutschen Kapitulation. Auch die Ehefrau und die gemeinsamen Kinder von Sigmund Bergheimer kamen, mit Ausnahme von Tochter Sophie, im KZ um.

 
Fynn Schmid
Gedenkbuch im Salmen (offenburg), 2018/19

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