Rosenheimer, Mina & Charlotte (geb. Tannhauser)

Foto: Staatsarchiv FreiburgVon Charlotte Rosenheimer ist kaum etwas bekannt. Sie erblickte als Charlotte Tannhauser am 24. August 1863 in dem kleinen Ort Dettensee in Hohenzollern das Licht der Welt. Zusammen mit ihrem Mann, dem Kaufmann Samuel Rosenheimer, hatte sie drei Töchter.
 
Nach dem Tod ihres Mannes zog die Witwe mit den Kindern um 1908 nach Offenburg. In den Adressbüchern der Stadt ist sie als Charlotte Rosenheimer, Witwe des Samuel Rosenheimer, erstmals 1908 in der Glaserstraße 4 und letztmals 1942 in der Okenstraße 3 eingetragen. Sie wird da als „Privatiers-Witwe“ geführt, das heißt, sie lebte von ihrem Vermögen bzw. Ersparnissen, obwohl sie 1908 erst 45 Jahre alt war. Ihr Mobiliar, welches nach ihrem gewaltsamen Tod unrechtmäßig von den Schergen des Nazi-Regimes versteigert wurde, hatte einen Wert von 10.000 DM, wie die Entschädigungsbehörde nach dem Krieg feststellte. Außerdem war sie im Besitz verschiedener Bankkonten mit einem Gesamtwert von etwa 4500 DM.
 
Die älteste Tochter Selma, geboren am 7.1.1888, konnte der Deportation entkommen, da es ihr noch rechtzeitig gelang nach Zürich auszuwandern. Ihr weiterer Lebensweg ist unbekannt. Ihre am 18.4.1889 geborene Schwester Frieda arbeitete im Schuhhandel des Großvaters zusammen mit ihrer jüngsten Schwester, der am 18.6.1890 geborenen Mina. Frieda muss irgendwann auch in Pforzheim gewohnt haben, da sie dort gemeldet war. 1938 emigrierte sie in die USA, wo sie 1971 starb. So konnte auch sie wie ihre älteste Schwester der Ermordung durch die Nazis entkommen.
 
Foto: Staatsarchiv FreiburgDie jüngste Tochter Mina hingegen blieb bei ihrer Mutter in Offenburg und führte den Schuhhandel des Großvaters weiter. Am 26. April 1942 wurde sie zusammen mit 285 anderen Juden in ein Massenlager nach Stuttgart transportiert, von wo sie nach Izbica, einem polnischen Städtchen, das als „Drehkreuz des Todes“ in die Geschichte einging, deportiert wurde. Das Ghettto Izbica diente den Nazis als Durchgangslager, aus dem die Juden dann in die Vernichtungslager Belzec, Treblinka und Sobibor gebracht und ermordet wurden. Wahrscheinlich hat dieses grausame Schicksal auch Mina erleiden müssen, die Umstände ihres Todes sind ungeklärt. Das Amtsgericht Offenburg legte nach dem Krieg den Todeszeitpunkt auf den 31.12.1945 fest.
 
Ihre Mutter Charlotte wurde am 21. August 1942 direkt in das KZ Theresienstadt im heutigen Tschechien deportiert. Die Nazis hatten dieses KZ als „Vorzeigelager“ hergerichtet, um die nationale wie internationale Öffentlichkeit über den wahren Charakter der Konzentrationslager zu täuschen. Laut der Todesanzeige, die von der Lagerverwaltung in Theresienstadt ausgestellt wurde, soll Charlotte Rosenheimer wenige Tage nach ihrer Ankunft am 3. September 1942 an Enteritis, also einer Darmentzündung, gestorben sein. Dies ist einerseits zu bezweifeln, wurden die wahren Todesumstände doch oftmals verschleiert, andererseits schon möglich, da dort sehr schlechte hygienische Bedingungen herrschten.
 
Im Entschädigungsverfahren nach dem Krieg erhielten die beiden Überlebenden der Familie, die Töchter Selma, nun verheiratete Wolf und Frieda, ebenfalls mit einem Wolf verheiratet, rund 15.000 DM zugesprochen. Was mit dem großväterlichen Schuhgeschäft geschah, muss unaufgeklärt bleiben, jedoch wurde dieses im „Dritten Reich“ höchstwahrscheinlich „arisiert“.
 

Jana Wolf & Neslihan Altay
Projekt Gedenkbuch im Salmen (Offenburg), 2015/16

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