Löwenthal, Gertrud

Gertrud Löwenthal wurde am 16.3.1909 in Freistett geboren. Ihre Eltern waren Simon und Mina Hammel, geb. Bloch. Ihr Vater arbeitete als Viehhändler, sein Geschäft befand sich in Renchen. Simon Hammel starb im Konzentrationslager Gurs, wohin er deportiert worden war. Ihre Mutter Mina konnte in die USA zu entkommen. Ihre Eltern hatten noch eine zweite Tochter, die am 1.1.1919 in Baden-Baden geborene Liselotte Nanette. Auch sie wurde ein Opfer der Nazis, denn sie starb im KZ Izbica in Polen.

Gertrud Löwenthal absolvierte die Volks- und die Handelsschule in Renchen. Danach arbeitete sie im Geschäft des Vaters und erledigte dort die Buchhaltung und Korrespondenz. Hierbei verdiente sie 200 Reichsmark im Monat, welche heute circa 1940 Euro entsprechen.

Gertrud Löwenthal zog am 30.3.1928 nach Renchen in die Hermannstraße 20  und am 1.12.1931 in die Offenburger Sofienstraße 3. Dort lebte sie mit ihren Eltern in einer Vier-Zimmer-Wohnung. Rund 5 Jahre später, am 4.6.1936 verzog sie weiter nach Bruchsal, verließ die Stadt aber wieder, um im Juli dieses Jahres zurückzukehren.

Am 12.1.1938 reiste Gertrud Hammel alleine von Bremen nach New York. Insgesamt 1600 Reichsmark kostete sie die Überfahrt, was heute circa 15520 Euro entspricht. Das Schiff  des „Nordatlantik – Dienstes“ mit welchem sie fuhr, war eines der größten Dampfschiffe seiner Zeit, es hieß „Bremen“. In New York arbeitete sie ab 1942 als Fabrikarbeiterin am Fließband, da sie die englische Sprache noch nicht beherrschte. In New York lernte sie ihren späteren Mann Paul Löwenthal kennen, welcher auch ein jüdischer Auswanderer war. Nach  Ende des Zweiten Weltkrieges holte Gertrud Löwenthal ihre Mutter Mina zu sich in die USA.

Nach dem Ende der Nazizeit stellte Gertrud Löwenthal einen Antrag auf Wiedergutmachung. Nach langwierigen Verhandlungen mit der deutschen Wiedergutmachungbehörde erhielt sie 1960 eine „Entschädigungszahlung“ von rund zehn Prozent ihrer Kosten für die Überfahrt.

 
Jakob Schmidt (Oken-Gymnasium Offenburg)
Gedenkbuch im Salmen (Offenburg), 2018/19

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