Bodenheimer, Franz Josef

Foto: Staatsarchiv FreiburgFranz Josef Bodenheimer wurde am 20.8.1890 in Offenburg geboren. Seine Eltern waren der Viehhändler Franz und Fanny Bodenheimer, eine geborene Hauser. Er hatte eine ältere Schwester namens Lisa, eine jüngere, die wie ihre Mutter Fanny hieß und einen Bruder mit Namen Berthold. Franz Josef Bodenheimer war nicht verheiratet und hatte keine Kinder.

Zusammen mit seiner Schwester Lina, die nach ihrer Heirat den Namen Weisenberger trug, betrieb der gelernte Kaufmann ein Ausstattungsgeschäft in der Ritterstraße 18-20. Den Laden hatten sie von ihren Eltern übernommen, wobei Franz die Möbel- und Lina die Wäscheabteilung führte; den Gewinn halbierten sie. Auch wohnten sie zusammen. Die Wohnung bestand aus 3 Zimmern, einer Küche und einer Mansarde. Allerdings wechselte Franz vor 1920 mehrmals seinen Wohnort und pendelte zwischen Chemnitz, Marktbreit am Main und Karlsruhe hin und her. Und selbst in Offenburg zog er häufig um.

Schon kurz nach der Machtübertragung an die Nazis mussten Franz Josef und Lina feststellen, dass ihr Geschäft immer schlechter lief. Für den 1. April 1933 rief das „Zentral-Komitee zur Abwehr jüdischer Greuel- und Boykotthetze“ unter Parolen wie „Deutsche! Wehrt Euch! Kauft nicht bei Juden!“ zum reichsweiten Boykott jüdischer Geschäfte, Ärzte und Rechtsanwälte auf. Als man merkte, dass dies bei der deutschen Bevölkerung auf nicht allzu viel Wiederstand stieß, sahen sich die Nazis bestätigt. Sie konnten damit fortfahren, Juden aus allen politischen, wirtschaftlichen oder sozialen Beziehungen auszuschließen.

Noch 1933 erzielten Franz und Lina einen durchschnittlichen Umsatz von 75.000 Mark, der drei Jahre später auf gerade einmal 8. – bis 10.000 Mark zusammengeschmolzen war. Dadurch sahen sie sich schon 1936 gezwungen, das Möbelgeschäft aufzugeben. Der Ladenraum wurde vermietet. 1938 konnten sie auch das Wäschegeschäft nicht mehr halten. Sie machten einen Ausverkauf, und mit dem Erlös finanzierte Lina ihre Auswanderung nach Argentinien. Franz allerdings fehlten die Mittel; auch besaß er keine Verbindungen ins Ausland, um dort eine neue Existenz gründen zu können.

Somit lebten er und sein Bruder Berthold noch einige Zeit in Offenburg. Franz konnte sich trotz der geringen Mieteinnahme, die er aus der Verpachtung des Wäschegeschäftes hatte, in seiner Wohnung halten. Am 20.10 1940 wurde er zusammen mit allen anderen badischen Juden nach Südfrankreich deportiert, in das Lager Gurs in den Pyrenäen. Franz Josef Bodenheimer gilt ab diesem Zeitpunkt als verschollen und wurde auf den 8.5.1945 für tot erklärt: Hinsichtlich der ermordeten Juden war es üblich, den Zeitpunkt der Kapitulation Deutschlands stellvertretend für das tatsächliche Todesdatum zu nehmen.

 
Benedikt Hambsch, 2018-19
Gedenkbuch im Salmen

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