Kahn, Hans & Grete (geb. Schmidt)

Foto: Staatsarchiv FreiburgHans Robert Kahn wurde am 14.8.1907 in Offenburg geboren. Er hatte noch einen zwölf Jahre älteren Bruder namens Ludwig. Zusammen mit seinem Bruder gehörte ihm die alteingesessene Zigarrenfirma „Adolf Kahn OHG“. Wegen ihrer jüdischen Abstammung mussten die Brüder das Unternehmen verkaufen, und im Januar 1939 wurde das Unternehmen ganz aus dem Handelsregister gelöscht. Nach der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 hielten die Nazis Hans 35 Tage lang im Konzentrationslager Dachau fest. Nach seiner Freilassung ordneten die Behörden an, dass er Deutschland so schnell wie möglich zu verlassen hätte, ansonsten müsste er einer erneuten Festnahme entgegensehen.
 
Einige Jahre zuvor, am 18.5.1935, hatte er in Bruchsal Grete Regina Schmidt geheiratet. 
 
Foto: Staatsarchiv FreiburgGrete Regina Kahn war die Tochter des Arztes Leopold Schmidt und seiner Frau Elisabeth und wurde am 19.2.1914 in Karlsruhe geboren. Nach der Eheschließung siedelte sie mit ihrem Mann nach Offenburg in die Okenstraße 3 über. Noch im selben Jahr zog das junge Paar am 16. Mai in die Turnhallenstraße 14 um. Drei Jahre später, am 29.5.1938, kam ihre Tochter Dorothy Jane in Gengenbach auf die Welt.
 
Über Grete Reginas Kindheit und Schulzeit ist nahezu nichts bekannt. Aus dem Erhebungsbogen zur Dokumentation der Judenschicksale 1933 – 1945 in
Baden-Württemberg, der 1964 erstellt worden ist, ist jedoch zu entnehmen, dass sie ein Studium anfing. Da sie 1933 an der Universität Heidelberg nicht immatrikuliert wurde, ging sie für ein Semester nach Genf, danach auf die Sorbonne in Paris. Leider wurde auf dem Bogen nicht vermerkt, welche Fächer sie studierte. 1934 musste sie ihr Studium abbrechen, da behördlicherseits die Devisenausfuhr untersagt  wurde und sie kein Geld mehr hatte.
 
1938 wanderten die beiden Brüder Kahn mit ihren Familien aus. Hans hatte zunächst vor, mit seiner Frau und seiner gerade einmal ein Jahr alten Tochter nach Buenos Aires zu gehen. Dies konnte er jedoch nicht verwirklichen, da der zweite Weltkrieg begann, nachdem er kurz zuvor im August 1939 mit Frau und Kind nach Basel ausgereist war. Sie wollten nun mit dem Flugzeug von dort nach London gelangen. Die Schweizer Luftlinie hatte jedoch einige Tage vor Kriegsbeginn ihren Verkehr mit England eingestellt; so hatten sie keine Möglichkeit mehr die Schweiz zu verlassen. Eine Ausreise in die USA, worauf sie hofften, war zu diesem Zeitpunkt ausgeschlossen, da die Amerikaner nur eine bestimmte Quote von Immigranten zuließen. Sie hatten keine andere Wahl, als acht Monate in einem Zimmer in einer kleinen Pension zu verbringen, bis sie endlich am 17.4.1940 das Transitvisum für das italienische Genua erhielten. Nach einer sehr stürmischen Überfahrt erreichten sie schließlich mit dem Dampfer „Washington“ am 29.4.1940 New York. 
Wovon sie dort lebten und welche Zweitkarriere Hans eventuell starten konnte, ist nicht bekannt. Im Jahr 1945 bekamen er und Grete ihr zweites Kind Steven.
 
Sie und ihr Mann müssen vermögend gewesen sein, da allein der Wert ihres Haushalts 100.000 RM betrug. Als die Kahns auswandern wollten, sollte der Haushalt in zwei so genannten Lifts mitgeführt werden. Diese wurden jedoch in Hamburg beschlagnahmt und anschließend von den Nazi-Behörden unrechtmäßig versteigert. Das Landgericht Hamburg entschädigte die Kahns nach dem Krieg mit 75.000 DM.

Am 10.8.1962 starb Hans Robert im Alter von nur 55 Jahren, woran, ist unbekannt.

Grete Regina Kahn lebte nach seinem Tod bei ihren zwei Kindern im New Yorker Stadtteil Manhattan, in der 1795 Riverside Drive New York 34, eine Adresse, welche nach Internetquellen auch heute noch die aktuelle der Familie ist. Am 16. Oktober 2010 verstarb sie im Alter von 96 Jahren. Nach der Todesanzeige in der New York Times vom 18.10.2010 war sie Großmutter eines Michael, vermutlich das Kind ihrer Tochter Dorothy.
 

Gabriella Kinefss & Sabine Hübner       
Gedenkbuch im Salmen (Offenburg), 2014/15

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