Hedwig Zivi wurde am 05.07.1886 im badischen Müllheim geboren. Sie stammte aus einer wohlhabenden Familie. Ihr Vater, der Kaufmann Moses Zivi, verfügte unter anderem über diverse Wertpapiere, die Hedwig nach seinem Tod erbte. Daher verwundert es wenig, dass sie zwar Klavierspielen, aber keinen eigenen Beruf erlernte. Das war damals für Töchter aus gutbürgerlichem Haus üblich: Die Mädchen sollten ihren zukünftigen Ehemännern gute Frauen und gute Mütter der gemeinsamen Kinder sein.
1913 heiratete sie Max Grumbacher, einen im Jahr 1882 in Rust geborenen Kaufmann. Gemeinsam hatte das Paar 2 Söhne:
Gustav, geboren am 03.11.1913 in Mülhausen im Elsaß, von Beruf ebenfalls Kaufmann. Anscheinend erkannte er schon frühzeitig, dass Juden im Nazideutschland keine Zukunft mehr haben würden. Daher wanderte er im April 1934 bereits nach Buenos Aires aus. Über seinen weiteren Lebensweg ist nichts bekannt. Im Jahr 1964 war er es, der als letzter Überlebender der Familie in Deutschland Wiedergutmachung beantragte.
Sein Bruder Hans, geboren am 15.08.1915 in Mannheim, war von Beruf Mechaniker. Auch er wanderte noch “rechtzeitig”, im Jahr 1936, nach Los Angeles aus und verstarb dort noch in jungen Jahren am 09.12.1949.
Hedwig ließ sich 1923 scheiden. Die Gründe für die Trennung von ihrem Ehemann Max Grumbacher sind unbekannt. Im Jahr davor zog sie bereits vom eigentlichen Wohnsitz der Familie in Mannheim nach Offenburg. Dort lebte sie mit den beiden Söhnen und ihrem Vater in der Langen Straße 56 in einer gemeinsamen Wohnung. Oft findet man ihren Vater auch unter dem Vornamen Max Zivi, wir vermuten, er hat seinen Namen Moses ändern lassen, um nicht direkt am Vornamen als Jude erkannt zu werden.
Ein Jahr nach dem Tod ihres Vaters wurde Hedwig Grumbacher am 22.10.1940 nach Gurs (Frankreich) deportiert. Die staatlichen Behörden beschlagnahmten ihre Wohnungseinrichtung in der Langen Straße 56 und versteigerten sie. Die von ihrem Vater geerbten Wertpapiere wurden ebenfalls vom Staat kassiert.
Von Gurs wurde Hedwig nach Récébédou, anschließend nach Drancy und schließlich am 28.08.1942 nach Auschwitz deportiert. Man weiß nicht, ob sie gleich nach der Ankunft dort umgebracht wurde oder noch eine Zeit überlebte. Das Amtsgericht Offenburg legte ihren Todeszeitpunkt daher auf den 08.05.1945.
Greta Gille
Gedenkbuch im Salmen (Offenburg), 2014/15