Weil, Erich Elias

Foto: Staatsarchiv FreiburgErich Elias Weil wurde am 27.11.1926 als Sohn von Paula Bella und Max Weil in Rastatt geboren. Zwei Jahre darauf zog die Familie nach Offenburg in die Blumenstraße 3 und ein Jahr später in die Hermannstraße 8.

Erichs Vater arbeitete bis 1935 bei der Firma Dold. Ohne jede Entschädigung wurde er nur aufgrund seiner jüdischen Abstammung entlassen. Zwei Jahre darauf zog die Familie Weil wieder in die Blumenstraße 3, um dort ein jüdisches Café zu eröffnen.

Die Lage verschärfte sich in der sogenannten „Reichspogromnacht“ vom 9. auf den 10. November 1938, in der die Offenburger Synagoge und viele jüdische Geschäfte und Häuser zerstört wurden. In dieser Nacht wurden alle männlichen Juden ab 16 Jahren festgenommen und am darauffolgenden Tag nach Dachau deportiert. Auch das Café Weil wurde zerstört und Max Weil für vier Wochen nach Dachau ins Arbeitslager deportiert. 1939 wurde die Familie Weil gezwungen, die Schäden, die durch die Nationalsozialisten am Café entstanden waren, zu beheben und das Café wieder zu eröffnen. Im gleichen Jahr mussten sie das Café jedoch wieder schließen, weil die Kundschaft ausblieb.

Mitte April zog die Familie für einige Monate nach Karlsruhe, wo Erich vermutlich auf die jüdische Schule ging.

Da Erichs Eltern für ihren einzigen Sohn keine Perspektive in Deutschland sahen, beantragten sie für ihn einen Kinderreisepass, damit er zu Verwandten nach Nordamerika auswandern konnte. Eine Bestätigung auf die Beantragung blieb aus.
Mitte Dezember 1939 zog die Familie für einige Zeit nach München. Als sie zurückkamen, bezogen sie eine Wohnung in der Schanzstraße 7. Die Nationalsozialisten hatten angeordnet, dass jüdische Kinder nur jüdische Schulen besuchen durften. Dies bedeutete für Erich, dass er jeden Tag den langen Weg nach Freiburg zurücklegen musste, da dort die nächstgelegene jüdische Schule war.

Im Oktober 1940 wurde die gesamte Familie in den frühen Morgenstunden von SS-Truppen aus den Betten geworfen und gezwungen, ihre Sachen innerhalb einer Stunde zu packen. Sie durften nur 100 Reichsmark, Essen für mehrere Tage und maximal einen Koffer pro Person mitnehmen. Die Familie wurde in den Schillersaal mit den anderen Offenburger Juden eingesperrt, am Folgetag an den Bahnhof getrieben und nach Gurs (Südfrankreich) deportiert. Dort lebte die Familie ein halbes Jahr voneinander getrennt unter menschenunwürdigen Bedingungen, bis sie im März 1941 in das Internierungslager Rivesaltes transportiert wurden. Im September desselben Jahres starb Max Weil.

Ein Jahr später gelang Erich die Flucht mit Hilfe der französischen Hilfsorganisation OSE(Œuvre de secours aux enfants), die ihn in dem Kinderheim der Lilly Volkart im Tessin unterbrachte. Mit 16 Jahren besuchte er das Gymnasium in Locarno.

Zur selben Zeit wurde seine Mutter nach Auschwitz gebracht, drei Jahre später wurde sie für tot erklärt.

1946 emigrierte Erich Elias Weil in die USA, weil er Konditor werden wollte und dazu in der Schweiz keine Möglichkeit sah. Die Auswanderungskosten sowie die Haftentschädigungskosten wurden ihm Jahre später, nach seinem Wiedergutmachungsgesuch, vom Deutschen Staat erstattet. In den USA musste er drei Jahre lang Wehrdienst leisten. 1954 eröffnete er ein Delikatessengeschäft in New York.

Weitere Informationen zu seinem Leben liegen uns leider nicht vor. Wir vermuten jedoch, dass er mittlerweile in Amerika gestorben ist.

 
Julia Gresbach & Verena Kiefer
Gedenkbuch im Salmen (Offenburg), 2013/2014

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