Bergheimer, Carlotte (geb. Brunschweig)

Foto: Staatsarchiv FreiburgCharlotte Bergheimer wurde am 15.6.1887 in Delémont in der Schweiz als Charlotte Brunschweig  geboren. Sie hatte laut ihrer Tochter Sophie eine große Verwandtschaft in Paris und auch Kontakt zu einer adligen Familie. So wie jedem Juden und jeder Jüdin wurde ihr in der Nazizeit der Zweitname Sara zwangsweise zugewiesen.

Mit ihrem Ehepartner Sigmund Bergheimer, den sie am 13.8.1911 geheiratet hatte, zog sie drei Kinder groß. Zunächst wohnte die Familie in der Stegermattstraße 6, wo sie ungefähr vier Jahre verbrachten.

Hier  kamen zwei Kinder zur Welt, Sophie (geb. 9.7.1912), die später als Modistin arbeitete und auch als einzige die Naziverfolgungen überlebte und Marx Manfred, geboren am 2.10.1914, der den Beruf des Kaufmanns erlernte.

Der erste Umzug fand im Jahre 1915 statt, die Familie zog in die Friedrichstraße 55. Kurz darauf kam hier das dritte Kind, Margot Carola geboren am 12. November 1915 zur Welt, die als Erwachsene wie ihr Bruder dann als kaufmännische Angestellte tätig war.

In einem Interview, das der Historiker Martin Ruch mit der Tochter Sophie, die nach ihrer Heirat Adler hieß, 1991 führte, erzählt Sophie von ihrer Kindheit. So hätten eines Tages SS-Leute vor der Wohnung gestanden und die ganzen Wertsachen der Familie mitgenommen. Wie Sophie weiter erzählte, hätte ihre Mutter Charlotte fest daran geglaubt, dass der Familie durch die Nazis nichts passieren würde. Doch am 22.10.1940 wurde die ganze Familie wie alle badischen Juden nach Gurs deportiert. Von dort wurden sie am 27.02.1941 weiter in das Lager Noe transportiert, danach trennten sich ihre Wege für immer. Charlotte  wurde über Toulouse und Drancy nach Auschwitz deportiert und dort in der Gaskammer ermordet. Ihr Todesdatum wurde nach dem Krieg vom Amtsgericht Offenburg auf den 8.5.1945, den Tag der deutschen Kapitulation, festgelegt. Dies geschah bei allen ermordeten Menschen, deren tatsächlicher Todestag nicht mehr festzustellen war.

Im Interview bestätigte Sophie, dass sie Zuflucht bei einer adligen Familie in Frankreich gefunden habe. Sie heiratete Max Adler und lebte in Paris. 1957 forderte sie für ihre ermordete Familie eine Entschädigung, doch es gab einen langen Rechtsstreit und viele Verzögerungen, die über viele Jahre andauerten.

Schließlich erhielt sie 6.600 DM vom Wiedergutmachungsamt zugesprochen. Dies ist angesichts dessen, was man ihr und ihrer Familie angetan hatte, beschämend.     

 
Jacqueline Werner
Gedenkbuch im Salmen (Offenburg), 2018/19

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