Grelet, Paula Suse (geb. Greilsheimer)

Foto: Staatarchiv FreiburgPaula Suse Greilsheimer wurde am 24. Oktober 1926 in Freiburg geboren. Ihre Kindheit verbrachte sie bis zum 13ten Lebensjahr in Offenburg. Als einziges Kind von Ludwig und Clothilde Greilsheimer wuchs sie im Elternhaus in der Gymnasiumstrasse 1 auf. Das Gebäude existiert auch heute noch.
 
Im April 1939 ging die Familie für ein paar Monate wieder nach Freiburg zurück. Dort besuchte „Susi“ die jüdische Schule, in der sie sich gut mit den übrigen Schülerinnen verstand.
 
Am 22.10.1940 wurden die Juden aus Baden und der Pfalz von den Nazis in das südfranzösische Internierungslager Gurs deportiert. Auch Susi und ihr Vater waren von der Deportation betroffen und mussten zunächst an ihren alten Wohnort Offenburg zurückkehren. Am Freiburger Bahnhof trafen sich die beiden und fuhren gemeinsam nach Offenburg. Dort mussten sich alle Offenburger Juden in der Turnhalle der damaligen Oberrealschule, dem heutigen Schillersaal, versammeln. Anschließend wurden sie zum Bahnhof geführt, um in Sonderzügen nach Südfrankreich transportiert zu werden. Zwei Tage lang dauerte die Fahrt, die sie in Viehwagen zusammengepfercht überstehen mussten, ohne Nahrung und unter katastrophalen hygienischen Bedingungen.
 
Im Alter von 14 Jahren wurde Susi für sechs Monate im Lager Gurs festgehalten. Danach wurde sie in das Nebenlager Rivesaltes eingewiesen, das für Mütter und Kinder gedacht war. Die Umstände dort waren schlecht, es gab viele Ratten und schlechtes Essen, sodass Susi eine langjährige Niereninsuffizienz mit Gelbsucht davontrug.  Von September 1941 bis März 1942 konnte sie dort jedoch einen Schneiderkurs besuchen, den sie mit einem Zertifikat und der Note „Sehr gut“ abschloss. Im April 1942 kam Susi in ein Kinderheim und entkam danach der Gestapo durch eine schriftliche Erlaubnis, bei ihrer Tante und ihrem Onkeln in Chatel leben zu dürfen.
 
Die Mutter von Susi Greilsheimer war kurz vor der Deportation gestorben. Die Beziehung zwischen Susi und ihrem Vater war dadurch sehr intensiv geworden. Ludwig Greilsheimer schrieb seiner Tochter so oft es ihm möglich war Briefe und Postkarten, in denen er sie nach ihrem Befinden fragte. Auch als er nach Auschwitz deportiert wurde, versuchte er den Kontakt aufrecht zu erhalten. Ludwig Greilsheimer hat Auschwitz nicht überlebt. Er gilt als verschollen.
 
Nach Kriegsende ließ sich Susi in Frankreich nieder. Dort heiratete sie am 26. August 1945 im Alter von 18 Jahren und übernahm den Familiennamen ihres Ehemannes „Grelet“. In Limoges eröffnete sie eine Emaillierwerkstatt für Schmuck. Paula Suse Grelet starb am 4. Januar 2011 im Alter von 84 Jahren.
 
Paula Suse Grelet hat sehr viel getan, um an die Geschichte ihrer Familie zu erinnern. Sie schickte Dokumente an das Offenburger Stadtarchiv und unterstützte dessen Forschungsarbeit. Ihre Heimatstadt Offenburg besuchte sie noch mehrmals. 

 
Kyung-Ae Cho
Gedenkbuch Salmen (Offenburg), 2005

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