Siegfried Bernheimer wurde am 21. Juni 1881 in Offenburg geboren. Seine Eltern waren der Bäcker Karl und seine Frau Babette Bernheimer (geborene Bloch). Siegfried Bernheimer hatte drei Schwestern namens Lisa, Anna und Sophie. Seine Familie war jüdisch und besaß die deutsche Staatsangehörigkeit.
Siegfried Bernheimer besuchte das Grimmelshausen-Gymnasium in Offenburg und zog dann mit 29 Jahren nach München, um sich seinem Studium zu widmen. Zwischen 1910 und 1914 wechselte er in regelmäßigen Zeitabschnitten seinen Wohnort: Von München zog er zurück nach Offenburg und pendelte anschließend zwischen Offenburg und Straßburg hin und her. Als er dann nach vier Jahren sein Studium abgeschlossen hatte, zog er 1916 nach Achern um. Dort lernte er seine große Liebe Albertine Theresia Lamm kennen. Sie wurde am 22. Februar 1890 in Waldulm geboren und war Katholikin. Schon nach kurzer Zeit heirateten sie und zusammen zog das Ehepaar nach Offenburg in die Schlossergasse 14.
Siegfried Bernheimer war Diplomkaufmann und arbeitete als Abteilungsleiter beim Wirtschaftsamt. Zusätzlich arbeitete er als Aushilfe bei der Stadtverwaltung Offenburg. Dort erhielt er allerdings keinen Lohn, sondern nur eine Arbeitsbescheinigung. Seine Frau, wie Zeitzeugen sich zu erinnern glauben, arbeitete in einer Wäscherei in der Nähe der Schlossergasse 14. Im Jahre 1933 wurde Siegfried aus seiner Anstellung entlassen, da er als Jude nicht weiterarbeiten durfte, wie er selbst sagte: „Durch die rassenpolitische Verfolgung ab 1933 durch die Nazipartei war es mir nicht möglich Arbeit zu erhalten.“ Nun war er arbeitslos und somit ohne Einkommen. Außerdem glaubte er, dass er in den nächsten Jahren keine Stelle mehr erhalten würde, da das Arbeitsamt auf wiederholte Anfrage stets erklärte: „Als Jude kommen sie überhaupt nie in Frage!“.
Am 10. November 1938, dem Tag nach der Pogromnacht, wurde er, wie alle anderen männlichen Offenburger Juden über 16 Jahren, nach Dachau deportiert. Nach zwei Monaten wurde er entlassen.
Da Siegfried Bernheimer in einer sogenannten „Mischehe“ lebte, wurde er nicht wie die anderen badischen Juden 1940 nach Gurs deportiert.
Im Februar 1945 wurde er dennoch nach Theresienstadt deportiert, wo er bis zur Befreiung des Lagers inhaftiert war. Bei der Deportation beschlagnahmte die Gestapo seinen Besitz, der unter anderem aus einem Rucksack, einer silbernen Taschenuhr, einem paar Bergstiefel sowie rund 150 RM bestand.
Als er anschließend zurückkehrte, litt er unter starken gesundheitlichen Schäden, die er sich im Lager zugezogen hatte. Ein ärztliches Attest bestätigt, dass er unter anderem schwere Herzprobleme und schwache Augen hatte. Durch diese Erkrankungen beeinträchtigt, fand er keine Arbeitsstelle mehr. Siegfried Bernheimer erhielt jedoch von der „Jüdischen Vereinigung in Berlin“ finanzielle Unterstützung. Dieser kleine Betrag reichte jedoch nicht aus, und so beantragte er im Jahre 1946 vom deutschen Staat eine finanzielle Wiedergutmachung. Aufgrund seiner Erkrankung bekam er 1948 einen vierwöchigen Erholungsaufenthalt im Haus Rubens in Baden-Baden zugesprochen. Später erhielt er wegen seiner großen Notlage Wiedergutmachungsleistungen und danach auch eine monatliche Rente in Höhe von 87 RM.
Am 30. Oktober 1960 starb seine Frau Albertine Bernheimer nach einem Autounfall im Städtischen Krankenhaus in Offenburg. Vermutlich war Siegfried Bernheimer durch sein hohes Alter geschwächt, so dass er im Dezember des Jahres 1963 in das psychiatrische Landeskrankenhaus in Emmendingen eingewiesen wurde. Dort verbrachte er seine letzten Lebensjahre mit schweren Depressionen, bis er am 1. August 1964 in Emmendingen starb.
Da Siegfried Bernheimer nach der Lagerhaft gesundheitlich so beeinträchtigt war, wurde für ihn 1996 in Offenburg vor dem Haus Schlossergasse 14 ein Stolperstein in den Boden eingelassen.
Katharina Hornung und Katharina Müller
Gedenkbuch im Salmen (Offenburg), 2012/13