Hammel, Irma

Irma Hammel kam am 5. April 1901 in Freistett bei Kehl als jüngste Tochter des Ehepaares Josef und Berta Hammel auf die Welt. Sie heiratete am 17. Mai 1923 ihren sehr viel älteren, ebenfalls in Freistett 1888 geborenen Cousin Julius Hammel, der von Beruf Viehhändler war. Nach ihrer Hochzeit ließen sich die beiden zunächst in Baden-Baden nieder. Hier brachte Irma ihre erste Tochter Hedwig, genannt Hedy, am 22. Februar 1924 zur Welt.

Im Oktober desselben Jahres zog die dreiköpfige Familie nach Offenburg. Ihren Wohnsitz nahmen sie in der Gaswerkstrasse 17, wo der Ehemann auch seinen Viehhandel betrieb. Die Familie lebte in einem geräumigen Haus mit acht Zimmern, das in gutbürgerlichem Stil eingerichtet war. Am 10. September 1925 gebar Irma hier ihre zweite Tochter Ingeborg Lore.

Nach der Machtübertragung an die Nazis im Januar 1933 wurden Menschen jüdischen Glaubens unterdrückt, ihre Geschäfte beschädigt und ihre Verdienstmöglichkeiten immer mehr eingeschränkt. So kam auch die Familie Hammel in finanzielle Schwierigkeiten. Nach der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938, als in Deutschland die Synagogen brannten, holten die Nazis auch Irmas Ehemann Julius ab und nahmen ihn in „Schutzhaft“.  Die jüdischen Männer wurden in das Konzentrationslager Dachau verschleppt. Kurz nach der Freilassung von Julius Hammel am 10. Dezember 1938 beantragte die Familie die  Ausreise in die USA. Der Antrag konnte aber wegen fehlender Unterlagen nicht fertiggestellt werden.

Am berüchtigten 22. Oktober 1940 wurde Irma mit ihrem Ehemann und ihren beiden Kindern in das Lager Gurs nach Südfrankreich deportiert. Im September 1941 wurden sie ins Lager Rivesaltes gebracht, aus dem die beiden Töchter glücklicherweise im Mai 1942 entlassen wurden. Sowohl Hedy als auch Ingeborg gelang es, in die Vereinigten Staaten nach New York zu entkommen. Irma Hammel und ihr Mann jedoch wurden zunächst weiter in Rivesaltes gefangen gehalten und am 11. September 1942 dann ins Durchgangslager Drancy bei Paris deportiert. Hier verlieren sich ihre Spuren. Da von Drancy aus die Transporte in die Vernichtungslager im Osten erfolgten, muss man davon ausgehen, dass das Ehepaar Hammel wenige Tage später in eines dieser KZ gebracht und dort vermutlich direkt nach Ankunft ermordet wurde. 

Durch Beschluss des Amtsgerichts Offenburg vom 29. August 1949 wurden Irma und Julius Hammel für tot erklärt. Als Todeszeitpunkt wurde der Tag der deutschen Kapitulation, der 8. Mai 1945, festgelegt.

Die beiden Töchter Hedy, später verheiratete Kahn und Ingeborg, später verehelichte Friedmann, blieben in den USA und bekamen dort ihre Kinder.  

Asli Dogan
Gedenkbuch im Salmen (Offenburg), 2017/18

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