Hauser, Siegfried

Siegfried Oskar Hauser wurde als zweiter Sohn von Jakob und Pauline, geborene Breifuhß, am 8. Juli 1882 in Offenburg geboren. Sein um zwei Jahre älterer Bruder war der spätere Rechtsanwalt Dr. Hugo K. Hauser. Die beiden Jungen wuchsen in einer Wohnung in der Friedrichstraße 12 auf. Mit 16 Jahren erlangte Siegfried die mittlere Reife am städtischen Gymnasium, damals dem einzigen in Offenburg, das heute Grimmelshausen-Gymnasium heißt. Danach begann er vermutlich eine kaufmännische Ausbildung, da er, wie schon sein Vater, Kaufmann wurde. Wahrscheinlich trat er nach der Lehre in das Konfektionsgeschäft seines Vaters ein, das dieser zusammen mit Karl Levi in der Hauptstraße 88 bereits 1876 gegründet hatte. Am 15. April 1920, kurz nachdem Karl Levi nach Siegfrieds Vater Jakob gestorben war, führte Siegfried als Alleininhaber das bekannte Offenburger Textilhaus.

1938 mussten alle männlichen Juden per Gesetz den Zwangsnamen „Israel“ als zweiten Vornamen führen. So wurden sie schon lange vor der Pflicht, den Judenstern tragen zu müssen, diffamiert. In amtlichen Dokumenten „hieß“ der Geschäftsmann von da an Siegfried Oskar Israel Hauser. Noch im selben Jahr musste er sein renommiertes Konfektionshaus für nur 100.000 RM an Max Keilbach und Josef Heinrich verkaufen, es war, wie man damals zu sagen pflegte, arisiert. Das Unternehmen „Hauser & Levi“ wurde am 19. April 1939 aus dem Handelsregister gelöscht und das Geschäft nannte sich nun „Keilbach & Klein“.

Siegfried Hauser wurde am berüchtigten 22. Oktober 1940 wie alle anderen badischen Juden in das Pyrenäen-Lager Gurs deportiert. Von dort wurde er in das Konzentrationslager Auschwitz gebracht, wo man ihn wahrscheinlich direkt nach der Ankunft umbrachte. Als Todeszeitpunkt legte das Amtsgericht Offenburg nach dem Zweiten Weltkrieg den 30. April 1944 fest, ein Datum, welches auch für seinen Bruder und dessen Frau Johanna, die ebenfalls im KZ ermordet worden waren, bestimmt wurde.

Sein Neffe Hans Gustav überlebte, und da Siegfried weder Frau nach Kinder hatte, war Hans -genannt Jack-, der in den USA lebte, der alleinige Erbe. Jack Hauser stritt sich einige Zeit mit den deutschen Entschädigungs-Behörden vor allem um Siegfrieds Wohnung und die große Briefmarkensammlung seines Onkels, wofür er 5 000 DM erhielt.

An Siegfried Hauser erinnert in der Friedrichstraße 12, wo er aufwuchs und lebte, ein Stolperstein. In dem einst renommierten Geschäft „Hauser & Levi“ residiert heute die erfolgreiche Modekette „H & M“.                 

Karolin Scheiding
Gedenkbuch im Salmen (Offenburg), 2016/17

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