Hammel, Babette (geb. Kahn)

Staatsarchiv FreiburgBabette Hammel, geborene Kahn, erblickte am 28.8.1865 in Diersburg das Licht der Welt. Sie heiratete am 24.6.1890 Jakob Hammel, welcher im Juli 1863 geboren wurde und ebenfalls Jude war. Er starb allerdings am 31.8.1928 mit 65 Jahren, wodurch Babette Hammel nach 38 Jahren Ehe zur Witwe wurde.

Vor Jakobs Tod lebten die Beiden in Neufreistett, zogen aber am 30.6.1920 in die Zeller Straße 21 in Offenburg um, wo Babette mit ihrem Mann ein Anwesen besaß. Sie bekamen zwei Kinder, Paul und Leo. Babettes Mann Jakob war Inhaber eines Viehhandelsgeschäfts, welches nach seinem Tod von seiner Frau und ihrem jüngeren Sohn Paul fortgeführt wurde. 1940 musste Babette den älteren Sohn Leon, der nach Frankreich ausgewandert war, um Geld bitten und zwar um insgesamt 90.000 Francs, die über Verwandte in der Schweiz zu ihr transferiert werden sollten. Mit der Summe wollte Babette die von den Nazis verhängte Juden-Sondersteuer begleichen. Laut dieser Steuer hatten deutsche Juden zwanzig Prozent ihres Gesamtvermögens in fünf Raten an die jeweiligen Finanzämter abzugeben, wobei es dem Staat so gelang, eine Milliarde Reichsmark einzunehmen.

Am 22.10.1940 wurde Babette Hammel mit ihrem Sohn Paul und ihrer Schwiegertochter Mina sowie deren zwei kleinen Söhnen aus ihrer Wohnung in der Zellerstr. 21 ins Sammellager Gurs in Südfrankreich deportiert, wie zu diesem Zeitpunkt alle anderen badischen und pfälzischen Juden. Laut ihrem Sohn Leo hatte die bereits 75 Jahre alte Babette mit ihrer Schwägerin nur eine halbe Stunde Zeit, um einen kleinen Koffer zu packen. Bis auf die beiden kleinen Enkel, die in ein Kinderheim kamen, starben alle anderen Familienmitglieder in den Nazilagern: Bereits am 27.2.1942 starb Babette in Gurs, ihr Sohn und dessen Frau erlitten Ende August desselben Jahres in Ausschwitz den Gastod.

Benedikt Hambsch
Gedenkbuch im Salmen (Offenburg), 2019-20

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