Schnurmann, Berta (Bertel)

Foto: Staatsarchiv FreiburgBerta Schnurmann wurde am 25. Juli 1904 in Offenburg geboren. Sie hatte zwei Geschwister, einen Bruder namens Siegfried und eine Schwester namens Elsa.
 
Nach dem Besuch des Lyzeums bis zur 10. Klasse und zwei Jahren Handelsschule in Offenburg ging sie noch ein weiteres Jahr auf die Haushaltsschule in Frankfurt am Main. Danach kehrte sie nach Offenburg zurück, um daheim den Haushalt zu führen.
 
Ihre Eltern besaßen ein Schuhgeschäft in der Hauptstraße 73, das 1869 von Isaak Valfer und seiner Frau Hannchen gegründet worden war. Diese vererbten es ihrer einzigen Tochter Rosa, der Mutter von Berta, die es dann mit ihrem Mann Elias Schnurmann führte.
 
Nachdem Bertas Vater nach der Reichspogromnacht 1938 für einen Monat im KZ Dachau inhaftiert worden war, entschlossen sich ihre Eltern nach seiner Rückkehr, auszuwandern.1939 verkaufte der Vater Geschäft wie Haus weit unter Wert. Die Eltern und die Schwester emigrierten nach Luxemburg in der Hoffnung, dort vor den Nazis in Sicherheit zu sein.
 
Berta blieb in Deutschland zurück. Wohl auf Anregung und Vermittlung ihres Bruders Siegfried, der damals schon in Schweden lebte, begab sie sich auf das zionistische Lehrgut Neuendorf bei Fürstenwalde. Hier wie auf einigen anderen Lehrgütern in Deutschland wurden junge Juden und Jüdinnen mit Duldung der Nazis noch bis 1941 in praktischer Landwirtschaftslehre unterrichtet. Man nahm sie in Neuendorf auf, obwohl es eine Altersgrenze gab und Berta darüber lag.
 
In den ersten Tagen des Jahres 1940 reiste Berta mit einer der letzten Gruppen aus Deutschland aus und wanderte auf abenteuerlichen Wegen über Österreich, Rumänien und die Türkei illegal nach Palästina ein. Der spätere Staat Israel wurde damals von den Engländern im Auftrag des Völkerbunds als Mandat verwaltet. Die Engländer ließen jüdische Einwanderer immer nur mit Zertifikat ins Land und Bertas Gruppe reiste in ihren Augen illegal. Im Hafen von Haifa wurde sie daher festgenommen und mit anderen „Illegalen“ auf dem Schiff „Patria“ festgesetzt. Bevor es jedoch zur Insel Mauritius auslaufen konnte, wohin die Menschen deportiert werden sollten, ereignete sich am 20. November 1940 eine Explosion. Dafür hatte eine jüdische Untergrundbewegung gesorgt, um die Deportation zu verhindern. Das Schiff sank schnell. Über 250 Menschen kamen ums Leben, doch Berta konnte sich retten. Mit anderen Überlebenden wurde sie dann in das Gefangenenlager Atlith gesteckt. Als sie eine Gelbsucht bekam, entließ man sie schleunigst. Zunächst trat sie in einen Kibbuz ein, in dem eine Cousine lebte, danach wechselte sie in einen anderen Kibbuz. Hier wurde ihr allerdings nach kurzer Zeit gesagt, dass sie kein Mitglied werden könne, weil sie schlicht zu alt sei. Berta ging nach Tel Aviv und fand dort schließlich Arbeit als Dienstmädchen und Hausangestellte.
 
In späteren Jahren besuchte sie öfter ihren Bruder, der mittlerweile wieder in Offenburg und in Freiburg lebte. Bei einem der Besuche ist sie dann am 5. Oktober 1982 in Freiburg verstorben und wurde auf dem dortigen jüdischen Friedhof beerdigt.
 
 
Erika Krajs
Gedenkbuch im Salmen (Offenburg), 2015/16

Print Friendly, PDF & Email