Lederer, Julius

Foto: Staatsarchiv FreiburgJulius Lederer wurde am 17.2.1888 in Diersburg geboren. Im Juni 1926 heiratete er die 1898 geborene Irene Friedmann. Ihr Sohn Gert wurde am 19.6.1928 in Offenburg geboren. Die Familie wohnte in der Wilhelmstraße 17.

Julius Lederer war als Kaufmann sehr erfolgreich. Er besaß zwei Geschäfte, ein Elektro- und Radiogroßhandelsgeschäft unter dem Namen ,,Emanuel Lederer Sohn“ in der Steinstraße 24.
Es war der einzige Großhandel für Elektrowaren in Offenburg. Das zweite Unternehmen Lederers war eine kleine Fabrik in der Geberstraße, die unter dem Firmennamen ,,Belag“, was für ,,Badische Elektrizitäts- und Apparatebaugesellschaft“ stand, und entsprechend Waren produzierte.

Der Familie Lederer ging es gut, sie konnten sich sogar ein Dienstmädchen halten. In der Familie wohnten auch der Vater von Julius, Emanuel Lederer, und seine Schwester Betty, für deren Unterhalt der Familienvorstand sorgte.

Nach der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10.11.1938 musste Julius Lederer die beiden Geschäfte zu einem sehr geringen Preis verkaufen. Die Nazis nannten diese Teilenteigenung ,,Arisierung“. Um 1935 noch hatte Julius Lederer die neuen Wohnbauten für die deutschen Soldaten in der Molkenstraße mit Elektrizität versorgen dürfen, doch wurde auch er von dem 10.11.1938 bis zu dem 29.11.1938, wie alle anderen männliche Juden die in Offenburg wohnten, im Konzentrationslager Dachau eingesperrt. Bevor er aus Dachau entlassen wurde, musste er versprechen, sofort seine Auswanderung aus Deutschland in die Wege zu leiten. Nach dem Verkauf seiner Geschäfte und des Wohnhauses konnte Julius Lederer mit seiner Frau Irene und seinem Sohn Gert am 20.4.1939 nach Amerika auswandern. Sie ließen sich im Kalifornischen Long Beach nieder. Hier versuchte Julius Lederer erneut, in das Großhandelsversandgeschäft einzusteigen, hatte jedoch keinen großen Erfolg. Der Familie ging es in Amerika weitaus schlechter als in Deutschland.

Eine Klage auf Wiedergutmachung gegen das Land Baden-Württemberg erbrachte nur ein schmales Ergebnis. Nur ein Bruchteil des einstigen Familienbesitzes wurde entschädigt.

Eric Dechandt
Gedenkbuch im Salmen (Offenburg), 2018/19

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