Werner Bloch wurde am 19. September 1920 als zweiter Sohn von Isidor und Elsa Bloch in Offenburg geboren. Sein älterer Bruder Hans Bloch ist am 1. Juli 1917 zur Welt gekommen und starb am 19. März 1971.
Werners Kindheit war bis zur Machtübertragung an die NSDAP am 30. Januar 1933 normal und unbeschwert. Er zog mit seiner Familie im Jahr 1928 von der Friedrichstraße 7 in die Augustastraße 3 in Offenburg um. Werner besuchte zunächst die Volksschule in Offenburg und wechselte im April 1931 auf das Gymnasium. Nach dem 30. Januar 1933 mieden ihn alle nichtjüdischen Kinder. In der Klasse des Gymnasiums, das er bis März 1935 besuchte, war er vollständig isoliert. Aus Trotz ließ er auf dem Klassenfoto seine Hände in den Hosentaschen.
Werner besuchte ab dem 24. April 1935 die Handelsschule in Offenburg und begann dort eine kaufmännische Lehre. Bis zu seiner Auswanderung in die USA war er mit Hans in einer jüdischen Sportgemeinschaft. Laut dem Trainer sollen sie stets gemeinschaftsfähig und vorbildlich gewesen sein.
Im April 1936 beantragte Werner Bloch einen Reisepass zur Auswanderung nach Amerika und gab noch keinen genauen Niederlassungsort an. Am 19. Juli 1936 reisten dann beide Brüder nach Paris, wo sie einen Tag verbrachten und mit Hilfe ihres Onkels Levy aus Straßburg weiter zum Schiff in Cherbourg reisten. Am 7. September 1936 kamen sie in New York an und reisten weiter nach Pittsburgh, Pennsylvania, wo sie neun Monate bis zur Ankunft ihrer Eltern bei Verwandten (Cousins der Mutter) wohnten. Sie hatten zwar auch Verwandte in New York, für Auswanderer war es dort jedoch schwieriger als in Pittsburgh. Die Eltern reisten im April 1937 nach Pittsburgh. Werner kam mit 15 Jahren in Amerika an und konnte ab 1939 eine Dauerstelle mit kleinem Einkommen als Buchprüfer und Steuerberater annehmen. 1941 bewarb er sich um die amerikanische Staats-angehörigkeit. Weil man ihn nach dem Kriegseintritt der Amerikaner als feindlichen Ausländer einstufte, wurde sie ihm nicht zuerkannt.
Werner wollte zur US Army, vor allem, um Hitlerdeutschland besiegen zu helfen. Seine Bewerbung für die Navy wurde dort nicht akzeptiert, da weder er noch seine Eltern oder Großeltern in den USA geboren worden waren. 1942 wurde er dann doch eingezogen, als die frühere Staatsangehörigkeit wegen des Krieges zweitrangig wurde.
Nach einem Jahr in der Army wurde er amerikanischer Staatsbürger und ließ seinen Namen in „Warren“ ändern. Sein Kommandeur, Major Graves, mit dem er sich gut verstand, machte ihn zum Sergeant und Warren kam zum 820th Aircraft Batallion. 1944 wurde seine Einheit aufgelöst und die Männer ins Ausland zum „Fußvolk“ geschickt. Auf Grund mangelnden Trainings wurde er aber in die Sanitätsgruppe geschickt. Dadurch kam er Anfang 1945 wieder nach Europa, nach Frankreich, Belgien und Norddeutschland. Als American GI in Deutschland zu sein, erfüllte ihn mit Stolz. Im Frühjahr 1946 wurde er auf eigenen Wunsch ausgemustert.
Nachdem er aus der Armee ausgeschieden war, arbeitete er wieder für eine Möbelgeschäftskette als Buchführer. Am „Robert Morris Business College“ bildete er sich zum Certificated Public Accountant (CPA/ Buchprüfer) fort. Nach 25 Jahren verließ er die Firma und baute eine eigene Buchhaltungsfirma auf. Mit 84 Jahren ging er in Rente.
Warren heiratete am 9. Februar 1947 Edith Fleischmann aus Augsburg und bekam mit ihr drei Kinder: Diane (später verheiratete Furst), Alan und William. Edith starb am 2. Januar 1975 nach einer längeren Krankheit. Seine zweite Frau war Freda Steinberg, die 1992 starb. Jetzt ist er mit Stella Markowitz verheiratet, sie feierten kürzlich den zwanzigsten Hochzeitstag.
Warren Bloch bekam von Deutschland 5000 DM Entschädigung zugesprochen, weil er seine Ausbildung nicht beenden konnte. 1988 besuchte er Offenburg zusammen mit vielen anderen ehemaligen Offenburger Juden. Anlässlich des 55. Jahrestags der nationalsozialistischen Machtergreifung lud der Offenburger Bürgermeister dazu ein. Warren genoss es, Offenburg und einige seiner Freunde wieder zu sehen.
Mein großer Dank geht an die Nachkommen von Warren Bloch, besonders an Diane Furst, die mir mit ihren Informationen und E-Mails sehr geholfen hat.
Evelyn Koch
Gedenkbuch im Salmen (Offenburg), 2012/13