Max Haberer ist eines von fünf Kindern des Kaufmanns Karl Haberer III. und seiner Frau Marie Haberer (geb. Kornmann). Er wurde am 27.07.1893 in Friesenheim geboren.
Max besuchte die Offenburger Oberrealschule und erhielt im Juli 1913 das Reifezeugnis, woraufhin er zwei Semester Rechtswissenschaften an der Universität Freiburg studierte. Bei Kriegsausbruch meldete Max sich freiwillig und wurde mit seiner Truppe auf allen Kriegsschauplätzen (außer Russland) eingesetzt. Er erhielt das Eiserne Kreuz Zweiter Klasse und die Badische Verdienstmedaille. Nach Kriegsende nahm er sein Studium an der Universität Freiburg für zwei Semester wieder auf und wechselte später an die Heidelberger Universität, wo er nach drei weiteren Semestern im Oktober 1920 sein Referendarsexamen ablegte.
1922 heiratete er Laura Wertheimer und wurde im März 1923 als Rechtsanwalt zugelassen. Am 05.02.1925 kam ihr erster Sohn Martin in Heidelberg zur Welt, viereinhalb Jahre später, am 13.08.1929, wurde Otto geboren.
Beruflich war Max Haberer bis zum Einsetzen der Verfolgungsmaßnahmen der Nationalsozialisten überaus erfolgreich und angesehen. Er war neben seiner Anwaltstätigkeit ab 1932 Leiter des jüdischen Wohltätigkeitsvereins von Offenburg, der zu diesem Zeitpunkt etwa 80 Mitglieder zählte. Aufgrund seiner Kriegsteilnahme durfte er auch nach dem 1933 erlassenen Berufsverbot die Praxis weiter betreiben, die Zahl seiner Klienten sank jedoch bis 1935 auf fast null. Eine vertrauliche Mitteilung, dass seine Verhaftung bevorstünde, veranlasste Max Haberer im August 1935 zur Flucht in die Schweiz; einen zuvor von seinem Konto abgehobenen Betrag von etwa 15.000 Reichsmark ließ er in Gewahrsam seiner Sekretärin zurück. Sein älterer Bruder Leo wurde von der Gestapo als Repressalie verhaftet, worauf Max Haberer nach Deutschland zurückkehrte und hier wegen versuchten Devisenvergehens zu 1 ½ Jahren Haft und zur Zahlung von insgesamt etwa 13.000 RM verurteilt wurde.
Nach seiner Freilassung im Juni 1937 beantragte er für sich und seine Familie ein Ausreisevisum und emigrierte im Dezember 1937 nach New York, was ihn einen Großteil seines Vermögens gekostet hat, das er zur Deckung der Reisekosten und Bezahlung der Reichsfluchtsteuer aufwenden musste. Am 14.09.1939 wurde ihm und seiner Familie die deutsche Staatsangehörigkeit aberkannt. Der ältere Sohn Martin starb als US-Soldat am 14. Januar 1945 im Alter von 19 Jahren in der Schlacht um Bastogne (Belgien) im Zuge der Ardennenoffensive.
Max Haberer konnte in New York seiner Anwaltstätigkeit nicht mehr nachgehen und war gezwungen, seinen Lebensunterhalt durch Hausieren und später durch Fabrikarbeit zu bestreiten. Sein Verdienst reichte jedoch bei Weitem nicht aus, um die Familie zu ernähren. “Aufregung der Flucht [in die Schweiz] und Rückkehr, Verhaftung und Verurteilung, die Gefängniszeit und die ungewohnte körperliche Arbeit in Amerika sowie Demütigung, Erniedrigung und die bedrückende Unsicherheit, ob es ihm gelingen werde, die Familie zu unterhalten, verursachten“ laut des behandelnden Arztes „blutende Magengeschwüre und eine Blutdrucksteigerung“, weswegen die Arbeitszeit von Max Haberer zunehmend von Krankenhausaufenthalten unterbrochen wurde und er stark in seiner Erwerbsfähigkeit eingeschränkt wurde. Zur Versorgung der Familie mussten deshalb auch seine Frau und sein Sohn Otto arbeiten gehen. Seit seiner Auswanderung war er nicht in der Lage, sich eine ausreichende, seinen früheren Lebensverhältnissen auch nur annähernd entsprechende Existenz aufzubauen. Er starb am 12.11.1955 in einem Krankenhaus in New York City und ist auf einem Friedhof bei New Jersey begraben.
Mein besonderer Dank richtet sich an Max Haberers Enkel Martin Haberer aus Florida, USA, den ich übers Internet kennengelernt habe und der mir viele Informationen zu Max Haberers Leben nach der Auswanderung sowie Fotos von ihm und seiner Familie zukommen ließ.
Lisa Decker
Gedenkbuch im Salmen (Offenburg), 2010/11