Kurt Hammel wurde am 28. März 1928 in Offenburg als jüngster von zwei Söhnen geboren. Seine Kindheit verbrachte er gemeinsam mit seinen Eltern Paul und Mina Hammel sowie mit seinem Bruder Rudolf in Offenburg.
Hubert Litterst, ehemaliger „arischer“ Nachbar und ein Freund aus seiner Grundschulzeit, erzählte, dass sie in der 1. und 2. Klasse nette Lehrer hatten. Aber bereits in der 3. Klasse wurden sie von Nazis unterrichtet. Die jüdischen Kinder wurden oft diskriminiert, jedoch hatte Kurt Glück. Er wurde meistens einfach links liegen gelassen und gar nicht von den anderen Kindern oder den nationalsozialistischen Lehrern beachtet. Ihr Klassenlehrer war Herr Gißler, ein seinerzeit recht bekannter SS-Mann. Jeden Tag mussten die Kinder im Unterricht Marschlieder singen und im Kreis marschieren, aber auch hier wurde Kurt glücklicherweise übergangen und musste nicht mitmachen. Im Turnunterricht war es Pflicht, spezielle Sporthosen zu tragen, aber wegen seiner Beschneidung hatte Kurt Angst, sich vor anderen Menschen umzuziehen und sich nackt zu zeigen. Deshalb zwang sein Lehrer ihn einmal, sich vor allen Mitschülern auszuziehen, und er wurde natürlich von allen anderen Kindern ausgelacht. Kurts Mutter war manchmal bei der Mutter von Hubert Litterst zu Besuch und weinte sich bei ihr aus.
Familie Hammel zog oft um, blieb allerdings immer in Offenburg. Von 1892 bis 1920 lebte die Familie in der Schuttergasse 9, danach in der Zellerstraße 21, ab Dezember 1925 in der Hauptstraße 21 und ein Jahr später zogen sie in die Sofienstraße 30, wo Kurt seine ersten Kindheitsjahre verbrachte. Zum letzen Mal wechselten sie ihre Adresse im März 1934, erneut in die Zellerstraße 21.
Am 22. Oktober 1940 wurde Kurt gemeinsam mit seinem Bruder Rudolf, seinen Eltern und allen anderen Juden aus Baden und der Saarpfalz nach Gurs (Frankreich) deportiert. Im Oktober 1941 verlegte man die beiden Kinder in ein Kinderheim in Creuse (ebenfalls in Frankreich). Das bewahrte sie vor dem sicheren Tod. 1942 konnten die zwei Brüder in die Schweiz entkommen und lebten ab 1943 für sechs Monate in Ascona in der Nähe von Locarno. Im September 1945 war es dann soweit: Kurt und Rudolf emigrierten in die USA. Anfangs lebten sie dort in San Francisco bei ihrem Onkel und ihrer Tante, die selbst aus Deutschland geflohen waren. Ein paar Jahre später wurden Kurt und Rudolf von der US-Army eingezogen. Sie mussten in den Koreakrieg ziehen, überlebten aber beide. Nach seiner Rückkehr lebte Kurt noch bis etwa 1975 in San Francisco und zog dann ins 500 Meilen entfernte Lemon Grove, bei San Diego (Californien). Er war gelernter Bäcker, ging aber schon im Alter von 47 Jahren in Rente. Am 18.06.2003 starb Kurt Hammel im Alter von 75 Jahren im Krankenhaus.
Yannick Himmelsbach
Gedenkbuch im Salmen (Offenburg), 2010/11