Meyer, Marie (geb. Lion)

Marie Lion wurde am 10.08.1889 als Tochter von Jonas und Emilie Lion geboren. Ihr Vater war  Kaufmann, über die Mutter ist nichts bekannt. Ihre Kindheit verbrachte Marie mit ihrer Familie im südbadischen Ettenheim.

Dort heiratete sie am 12.12.1912 ihren Mann August Meyer, dessen Nachnamen sie annahm. Ihr Gemahl kam aus dem hessischen Groß Steinheim und wurde dort am 27.6.1881 geboren. Mit ihm bekam sie zwei Kinder. Ihre Tochter Ruth wurde am 11.12.1913 geboren und ihr Sohn Walter Max erblickte am 07.09.1915 das Licht der Welt. Am 28.02.1920 zogen sie dann von Ettenheim nach Offenburg in die Zeller Straße 1. Dort blieben sie jedoch nicht lange, sondern zogen bereits 14 Tage später zurück nach Ettenheim. Allerdings war dies nur eine Übergangslösung, denn am 01.07.1920 zogen sie erneut nach Offenburg, diesmal in die Grabenallee 18. Während  ihrer Zeit in Offenburg zogen sie noch zwei Mal um: zunächst in die Bühlerstraße 8 und von dort in die Hauptstraße 32, die damals noch „Adolf-Hitler-Straße“ hieß. Maries Mann August führte in Offenburg ein Glas- und Porzellanwarengeschäft, in dem Marie als Aushilfe mitarbeitete. Ob sie einen Beruf erlernt hat, ist nicht bekannt. Das Ehepaar zog schließlich am 03.05.1938 nach Heidelberg.

Über Maries Leben in Heidelberg ab 1938 ist mir nichts bekannt. Am 22.10.1940 wurde sie zusammen mit ihrem Mann und mehr als 6500 anderen Juden aus Baden, der Pfalz und dem Saarland nach Gurs in Frankreich deportiert. Für die Meisten war Gurs jedoch nur eine Zwischenstation, bevor sie zwei Jahre später in Vernichtungslager im Osten, zum Beispiel nach Auschwitz, gebracht wurden. Dieses Schicksal wurde dem Ehepaar Meyer jedoch nicht zuteil. August starb am 28.03.1941 vermutlich aufgrund der extrem schlechten Lebensbedingungen. Seiner Frau Marie erging es besser, denn sie konnte am 21.10.1941 aus dem Lager auf unbekannte Weise entkommen und nach Marseille fliehen. Von dort wanderte sie, wie auch ihre Kinder schon, in die Vereinigten Staaten aus. Am 29.10.1941 startete sie ihre Reise nach New York. Dort wohnte sie in der 164th Street 559 West. Seit ihrem Aufenthalt in Gurs war Marie körperlich stark geschädigt, was sie zu einem Pflegefall machte. Da sie arbeitsunfähig war, hatte sie kein Einkommen und musste von ihren Kindern untersützt werden, die auch die Arztkosten für sie übernahmen. Marie Meyer starb am 02.12.1950 mit 61 Jahren in New York. Ihre Kinder lebten weiterhin in den Vereinigten Staaten. Ob es noch lebende Nachkommen der Familie Meyer gibt, ist mir nicht bekannt.

Johannes Glöckle
Gedenkbuch im Salmen (Offenburg), 2010/11

 

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