Walter Lederer wurde am 15. Februar 1919 in Diersburg geboren. Er war der Sohn von Frieda Viktoria und Moritz Lederer, die beide aus Kaufmannsfamilien stammten und Besitzer eines Textilwarenladens waren. 1923 zog Walter mit seiner Familie nach Offenburg und auch das Geschäft seiner Eltern wurde verlegt. Nach nur fünf Jahren jedoch fand ein erneuter Umzug statt. Am 31. August 1933, also bereits sieben Monate nach der Machtergreifung Hitlers, emigrierte die Familie nach Straßburg. Walter besuchte dort eine Schule, unter anderem um die französische Sprache zu erlernen. Da die Eltern unter finanzieller Not litten, musste er jedoch nach einem Jahr die Schule verlassen. Ab 1935 arbeitete Walter in einer Herdfabrik als Lehrling. Von 1937 bis zum Ausbruch des Krieges war er bei einem Eisenkonstruktionsbetrieb als Schlosser angestellt.
Im August 1939 wurde Walter Lederer in ein Internierungslager eingewiesen, aus dem er nur entlassen wurde, weil er als Freiwilliger der Fremdenlegion beitrat. Er wirkte beim Einsatz in Nordafrika mit. Nachdem er im November 1940 die Fremdenlegion verlassen hatte, kehrte er nach Frankreich zurück und begab sich zu seiner Familie, die zu dieser Zeit im Süden Frankreichs wohnte. Die beiden Jahre, die er dort verbrachte, beschreibt er als „materiell schwierig“, aber „moralisch“ hätten sie nicht zu leiden gehabt, denn die dortige Bevölkerung sei „sehr menschlich und hilfsbereit“ gewesen.
Während dieser Zeit arbeitete er zunächst ein Jahr lang als Kuhhirte und anschließend als Hilfsarbeiter in einer Sägerei. Mit der Besetzung der Südzone Frankreichs durch die Deutsche Armee im November 1942 verschlechterte sich die Lage der Juden deutlich. Walter Lederer verlor seine Arbeit und war gezwungen, die Gegend zu verlassen. Ausgestattet mit falschen Papieren schloss er sich Anfang 1943 einer Partisanengruppe in Mittelfrankreich an.
Bei der Landung der Alliierten im Juni 1944 wurde die Einheit der Fremdenlegion, der Walter angehört hatte, der Ersten Französischen Armee einverleibt. Bis zum Kriegsende 1945 war Walter Lederer am Bodensee stationiert. Er kehrte danach zu seinen Eltern, die mittlerweile wieder nach Straßburg gezogen waren, zurück. Etwa ab 1950 arbeitete er in Nizza, wo er sich als Spezialist für Eisschränke etablierte.
1953 heiratete Walter Lederer eine Elsässerin, und sie bekamen eine Tochter und einen Sohn. Aufgrund einer beruflichen Versetzung zog die Familie nach Marseille. Dort blieben sie auch nach der Pensionierung. Walter Lederer starb am 28.5.2003 in Marseille.
Mein besonderer Dank gilt Walter Lederers Bruder Arnold, der heute in Frankreich wohnt und mir bei der Erstellung dieser Kurzbiographie sehr geholfen hat. Seine Korrekturen und Ergänzungen waren eine wertvolle Hilfe!
Elisa Schöll
Gedenkbuch im Salmen (Offenburg), 2007