Grombacher, Karoline (geb. Rothschild)

Karoline Grombacher wurde am 22. Juni 1867 in Friesenheim geboren. Ihr Vater, Abraham Rothschild, übte den Beruf des Kunst- und Religionslehrers aus, ihre Mutter Regine, eine geborene Bodenheimer, war als Hausfrau tätig.

Am 6. November 1894 heiratete Karoline den aus dem württembergischen Gemmingen stammenden Max Grombacher. Die junge Familie lebte in Straßburg. Am 22. Juli 1895 kam ihr erster Sohn Karl auf die Welt, ihr zweiter Sohn Friedrich wurde am 29. August 1901 geboren.

Am 14. April 1920 wurden die Grombachers aus Frankreich ausgewiesen aufgrund der von der Pariser Regierung verfolgten Politik, nach Möglichkeit alle Deutschen aus dem Elsass nach Deutschland zu „repatriieren“. Die Familie gelangte so nach Offenburg und bekam in der Hauptstraße 44 eine Wohnung zugewiesen. Schon zwei Monate später zogen sie in die Friedenstraße 6, knapp ein Jahr später in die Friedrichstraße 60 und schließlich im März 1923 in den Philosophenweg 20, wo sie bis 1938 wohnen blieben. Im Philosophenweg stellten sie pharmazeutische Artikel her.

Wie die anderen männlichen Offenburger Juden wurde auch Max nach der Reichspogromnacht am 9. November 1938 in „Schutzhaft“ genommen und im KZ Dachau inhaftiert. Als er am 23. November 1938 zurückkehrte, war er geschwächt und verstarb noch am selben Tag aus „verfolgungsbedingten Gründen“, wie es  in der Entschädigungsakte lapidar heißt.

Die verwitwete Karoline lebte noch ein weiteres Jahr in Offenburg in einem sogenannten Judenhaus in der Gaswerkstraße 8, bevor sie am 6. August 1939 nach Straßburg zu ihrem Sohn Friedrich reiste, der schon länger nach Frankreich ausgewandert war und seinen Namen in Frédéric geändert hatte. Sein älterer Bruder Karl war zu dieser Zeit auch schon nach Frankreich geflohen und hatte den Namen Charles angenommen. Im Dezember des Jahres wollte Karoline ihr Mobiliar, darunter Schränke und Tische aus Nussbaum, Silberbesteck, Geschirr und  ein Klavier, nach Frankreich überführen. Die Sachen wurden allerdings an der Grenze in Kehl von den deutschen Behörden konfisziert, sie gelangten nie wieder in den Besitz der Familie zurück. Spätere Ermittlungen ergaben, dass das Umzugsgut entweder von der deutschen Zollbehörde zwangsversteigert oder in einer Holzbaracke gelagert worden war und 1945 durch Kriegseinwirkungen verbrannte. Als Entschädigung erhielten Friedrich und Karl als Erben ihrer Mutter 8000,- DM im Jahre 1961.

Als die deutsche Wehrmacht Frankreich angriff, wurde Karoline mit Friedrichs Familie in den Süden Frankreichs evakuiert. Nach Kriegsende kehrte sie 1945 nach Offenburg zurück. Da dort allerdings nichts mehr von ihrem Besitz erhalten war und auch die vertraute Umgebung der jüdischen Gemeinde nicht mehr existierte, ging sie erneut nach Straßburg zu ihrem Sohn Frédéric. Als Entschädigungsleistung bekam sie eine kleine Hinterbliebenenrente, da ihr Ehemann als Kaufmann beruflich lediglich dem „einfachen Dienst“ zugeordnet wurde.

Am 3. März 1954 verstarb Karoline Grombacher in Straßburg.

Sophie Bredow
Gedenkbuch im Salmen (Offenburg), 2016/17

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