Am 19.6.1874 erblickte Isidor in Boffzen, einer Gemeinde südlich von Höxter, als erstgeborener Sohn der Familie Kleeberg, das Licht der Welt.
Sein Vater David Kleeberg (1835 – 1910) stammte aus Bösingfeld, einem Ort zwischen Lemgo und Hameln. Als er Verwandte in Boffzen besuchte, lernte er dort seine spätere Ehefrau Minna Lebenbaum (1841 – 1919) kennen. Im Jahre 1872 heirateten sie. David Kleeberg zog nach Boffzen und ging dort auch weiterhin seiner Arbeit als Viehhändler nach.
Isidor hatte mehrere Geschwister. Zwei jüngere Brüder Isidors waren Sally, im Jahre 1876 geboren, und der Jüngste, Albert, der 1882 das Licht der Welt erblickt hatte. Über einen weiteren Bruder ist bekannt, dass er bereits in jungem Alter verstarb.
Sally Kleeberg wurde ein angesehener Geschäftsmann im hessischen Lauterbach, bereitete sich jedoch schon frühzeitig auf die Auswanderung seiner Familie vor. So veräußerte er seinen Warenbestand und das Wohn- und Geschäftshaus bereits vor der Reichspogromnacht im November 1938, um danach Deutschland mit seinem Sohn und seiner Frau zu verlassen. In Palästina gründete er einen Zuchtbauernhof für Hühner.
Über Albert Kleeberg ist lediglich bekannt, dass er so wie sein Vater Viehhändler wurde, darüber hinaus aber auch den Beruf des Schlachters ausübte. Daneben genoss er als begnadeter Schütze in der Schützengemeinschaft Boffzen großes Ansehen. Der zweifache Vater fiel gleich zu Beginn des Ersten Weltkriegs in der Schlacht bei Charleroi im Norden Frankreichs am 23.8.1914. Sein Name ziert bis heute die in Boffzen angebrachte Gedenktafel.
Mit seiner ersten Ehefrau Selma Gumpertz, welche Isidor im Jahre 1927 heiratete, ließ er sich im saarländischen Marsberg nieder. Weitere Informationen fehlen. Mit seiner zweiten Ehefrau Rebekka Neuhaus, zog er nach Offenburg. Aus dieser Ehe stammten die einzigen Nachkommen Isidors, der Sohn Hans-Sally, welcher am 3.9.1901 geboren wurde und die am 26.4.1909 geborene Tochter Paula.
Der erste Wohnsitz der Familie befand sich ab dem 6.6.1934 in der Haselwanderstraße 28. Nur knapp zwei Monate später, im August 1934 zog die Familie in die Adolf-Hitlerstraße 115, die ehemalige Hauptstraße. Nach weiteren Umzügen ließen sie sich schließlich in der Straßburgerstraße 3/1 nieder. Als letzte Adresse Isidor Kleebergs in Offenburg ist die Okenstraße 3 anzusehen, wohin er am 3.10.1941 gezogen war. Aufgrund der Ankündigung von Deportationen jüdischer Mitbürger hatte seine Ehefrau Rebekka zu diesem Zeitpunkt bereits Selbstmord begangen.
Unmittelbar nach der Reichspogromnacht wurde Isidor Kleeberg wie alle jüdischen Männer Offenburgs am 10.11.1938 verhaftet und für vier Wochen in das KZ Dachau eingesperrt. Nach seiner Rückkehr war er auch in Offenburg Schikanen und Verhaftungen ausgesetzt. Weshalb Isidor Kleeberg am berüchtigten 22.10.1940 nicht nach Gurs deportiert wurde, muss ungeklärt bleiben. Nach knapp zwei Jahren wurde Isidor Kleeberg am 23.8.1942 in das KZ Theresienstadt deportiert.
Bereits während der ersten Verhaftung wurde seine Wohnung von den Nazis geplündert. Der Wert des Diebesguts, darunter viel Inventar und Wertgegenstände wie Schmuck oder Ähnliches, belief sich auf 15.000 Reichsmark.
Isidor Kleeberg verstarb am 24.11.1942, einen Monat nach seiner Einlieferung, im KZ Theresienstadt.
Seine Tochter Paula konnte den Deportationen durch eine Flucht ins Exil nach England entkommen, während Hans-Sally sich in der Umgebung um Marsberg niederließ und ebenfalls den Zweiten Weltkrieg überlebte. Von England wanderte sie nach New York City, USA aus, wo sie heiratete. Das Paar ließ sich in Brooklyn nieder.
Am 17.5.1946 gab Paula Kleeberg wie viele andere auch eine Suchanzeige nach ihrem Vater auf. Das lässt darauf schließen, dass sie nicht wusste, dass ihr Vater zu diesem Zeitpunkt längst tot war.
Ihr Bruder Hans-Sally forderte 1953 Wiedergutmachungsgelder ein, um den Geldschaden, den die Diebe seinerzeit verursacht hatten, ersetzt zu bekommen. Der erste Antrag wurde am 9.7.1954 abgelehnt, jedoch blieb Hans-Sally über Jahre hinweg hartnäckig: Am 28.6.1957, also rund drei Jahre später, wurde der Anspruch endlich anerkannt. Seine Schwester Paula verzichtete auf ihren Anteil an der Entschädigung.
Pearl-Leanne Hamel
Gedenkbuch im Salmen (Offenburg), 2019-20