Jakob Gutmann wurde am 24.04.1851 in Dreglingen geboren. 1888 zog er von Kehl nach Offenburg in die Lange Str. 452. Jakob lernte seine erste Frau Emilia Gutmann, geborene Kahn (geb. 09.02.1849 in Diersburg) in Offenburg kennen.
Am 20.04.1878 kam Julius Gutmann, der Sohn von Jakob und Emilia Gutmann, auf die Welt. Die Familie zog vorerst nach Sinsheim (21.07.1897), später nach Rastatt, bis sie schließlich in Offenburg in der Gerberstr. 16 am 15.04.1912 ihren festen Wohnsitz fanden.
Jakob Gutmann erlitt zwei schwere Schicksalsschläge, die ihn persönlich sehr tief bewegten:
- Sein Sohn Julius Gutmann starb am 31.08.1918 im Alter von 40 Jahren in der psychiatrischen Anstalt Illenau bei Achern.
- Seine erste Frau Emilia Gutmann starb im Alter von 71 Jahren in Offenburg.
Jakob Gutmann verließ die gemeinsame Wohnung und zog am 01.01.1928 in die Hauptstraße 100. Ein Jahr später wechselte er ins Altersheim in der Kornstraße 9.
Marta Mendelsohn, seine zweite Frau, wurde am 12.06.1866 in Breslau geboren. Sie zog am 10.12.1930 von Zittau in Sachsen nach Offenburg. Ende 1930 heiratete der Kaufmann Jakob Gutmann Marta Mendelsohn. Damals war Marta schon 64 Jahre und Jakob 79 Jahre alt, was sehr ungewöhnlich war. Ihre erste gemeinsame Wohnung war in der Badstraße 6, in der sich auch die „Alt und Möbelhandlung“ (Badstraße 1), welche auf seinen Namen angemeldet war, befand.
Das Ehepaar Gutmann entschloss sich am 01.11.1932, in die Wilhelmstraße 5 umzuziehen. Dort lebten sie knapp acht Jahre bis zum nächsten Umzug. Dieser führte sie am 24.07.1940 in die Otto-Wacker-Straße 5. Nahezu ein Jahr später, am 18.02.1941, fand ein vierter gemeinsamer Umzug in die Okenstraße 3 statt.
Am 21.08.1942 holte die Gestapo das Ehepaar aus ihrer Wohnung und deportierte sie ins Konzentrationslager in Theresienstadt. Ihr Wohnungsbestand wurde aufgelöst und versteigert. Im KZ herrschten sehr schlechte Lebensbedingungen. Jakob Gutmann starb im September 1942 mit 91 Jahren an den Folgen schlechter Ernährung.
In einem Brief vom 05.05.1947 an Susi Greilsheimer berichtete Marta von Jakobs Tod und schrieb, sie leide seelisch sehr darunter. Als Witwe kehrte Marta am 26.10.1945 wieder nach Offenburg zurück in die Friedrichstraße 7. Nicht einmal vier Monate später, am 08.02.1946, wechselte sie wieder ihren Wohnsitz. Sie wohnte nun in der Stegermattstraße 8. In dem vorher erwähnten Brief erfährt man, dass Marta nur auf den richtigen Moment wartete, um Deutschland verlassen zu können. Sie schrieb: „… und wenn ich Gelegenheit hätte, würde ich sofort Deutschland verlassen, für uns ist es auch für Geschäfte sehr schlecht und den Antisemitismus merkt man auch.“
Man kann sich vorstellen, dass das Leben für Marta auch nach dem Krieg schwieriger und einsamer geworden war: „…ich bin die einzige Jüdin, die hier ist, und wenn eine Gelegenheit geboten wird, gehe ich auch fort.“
Von ihrem Besitz, der ihr zuvor genommen wurde, bekam Marta nur einen Bauerntisch zurück. Am 02.11.1949 ließ sie sich in das gleiche Altersheim, in dem auch schon ihr verstorbener Mann Jakob Gutmann gewohnt hatte, in der Kornstraße 9 einweisen. Schließlich ging sie am 01.08.1952 nach Heidelberg, wo sie am 04.08.1953 starb. Sie wurde 87 Jahre alt.
Julia Heiberger und Marina Ekkart
Gedenkbuch im Salmen (Offenburg), 2006/07
Quellen:
Ruch, Martin – „Jüdische Stimmen“ (Offenburg 1995)
Meldekarte von Jakob Gutmann
Meldekarte von Marta Gutmann, geb. Mendelsohn
Adressbücher der Kreishauptstadt Offenburg von 1913/14 – 1952