„Nicht der Krieg ist der Ernstfall, in dem der Mann sich zu bewähren habe, wie meine Generation in der kaiserlichen Zeit auf den Schulbänken lernte, sondern der Frieden ist der Ernstfall, in dem wir uns alle zu bewähren haben.“ So definierte der Politiker Gustav W. Heinemann vor knapp 50 Jahren bei seiner Antrittsrede als Bundespräsident sein politisches Selbstverständnis. Das Echo, das er auslöste, war stark, aber durchaus kontrovers. Ein Teil der Bevölkerung signalisierte Zustimmung und unterstützte hernach die Ost- und Entspannungspolitik der sozial-liberalen Koalition. Ein anderer Teil verharrte in der tradierten Vorstellungswelt vom Krieg als Ernstfall und ließ sich davon auch durch die atomare Vernichtungsdrohung nicht abbringen. Angesichts der aus den Fugen geratenen Welt von heute fragen wir uns: Ist „Ernstfall Frieden“ nur noch eine Vision für Sonntagsreden? Spricht die Wirklichkeit nicht eine ganz andere Sprache? Was sagen die Soldatinnen und Soldaten der „Generation Einsatz“ dazu? Spiegelt diese Vision die Interessenlage und die Mentalität der Bevölkerungsmehrheit in unserem Lande wider? Der Historiker Wolfram Wette ordnet sein Thema in die jüngere deutsche Geschichte ein. Er zeigt, dass in unserem Lande ein langer und steiniger Weg vom Militarismus zur zivilen Gesellschaft zurückgelegt wurde.
11. Oktober 2017, 18 Uhr
mit Dr. Wolfram Wette, Moderation: Dr. Johannes Klotz
Blaues Haus, Rheintorstr. 3, Breisach
Eintritt frei