Autorenlesung im Blauen Haus in Breisach

Alexandra Senfft liest aus ihrem neuen Buch: Der lange Schatten der Täter

Alexandra Senfft ist Islamwissenschaftlerin und ihre Themenschwerpunkte sind die palästinensisch-israelische Verständigung, das Spannungsverhältnis Deutsche – Juden – Israelis – Palästinenser, Antisemitismus und Islamfeindlichkeit, die transgenerationellen Folgen des Nationalsozialismus und der Dialog mit den Opfern und ihren Nachkommen. In ihrem Buch SCHWEIGEN TUT WEH. EINE DEUTSCHE FAMILIENGESCHICHTE schreibt sie vom Umgang ihrer Familie mit dem Erbe des Großvaters Hanns Ludin. Ludin war ab 1941 Repräsentant des Deutschen Reichs im Slowakischen Staat und maßgeblich an der Deportation der slowakischen Juden beteiligt.

Dienstag, 27. September 2016 um 19.30 Uhr
Blaues Haus, Rheintorstr. 3 (ehemals Judengasse), Breisach
Eintritt frei, Spenden sind erwünscht

Zum Buch:
Bei ihren zahlreichen Veranstaltungen zu SCHWEIGEN TUT WEH erlebt Alexandra Senfft immer wieder, wie Kinder, Enkel oder Urenkel der Tätergeneration erstmals ihr Schweigen brechen. Dabei werden nicht nur lange verschwiegene Familiengeschichten aus der Zeit des Nationalsozialismus zutage gefördert, sondern das Schweigen innerhalb der Familie erstmals mit anderen Konflikten und Traumata in Verbindung gebracht, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden.   Eingebettet in die aktuelle Forschung zum Thema transgenerationale Weitergabe erzählt Alexandra Senfft in 10 Porträts, wie das Schweigen Familien bis heute belastet. Die gewählte Erzählperspektive ist dabei eine sehr persönliche, denn nur so kann die Autorin die ritualisierten Muster des Erzählens durchbrechen, Täteridentifikationen erkennen und Ambivalenzen herausarbeiten. Denn in den Porträts soll es nicht um die Täter aus der „ersten Reihe“ gehen, sondern um die Mitläufer, Kriegsgewinnler, die kleinen und die großen Nazis, die nach dem Krieg mehr oder weniger fürsorgliche Väter und Mütter waren – aber eben nie öffentlich zur Verantwortung gezogen wurden und es sich daher im Schweigen einrichten konnten.   Das neue an A. Senffts Buch ist also: ein persönlicher Zugang (im Gegensatz zu „Opa war kein Nazi“) und die Diskussion um transgenerationales Erbe werden kombiniert.

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